„Durch Begegnungen wachsen“ heißt ein psychologischer Ratgeber des inzwischen 85-jährigen schwedischen Universitätslehrers in mathematischer Statistik Kay Pollak, der auch Regisseur ist. Es könnte auch der Titel seines Schauspiels „Wie im Himmel“ sein, das er nach seinem 2004 entstandenen gleichnamigen Film geschrieben hat. Jetzt wird es bei den Freilichtspielen Schwäbisch Hall in Form des 2008 in Stockholm uraufgeführten Musicals „Wie im Himmel“, mit der Musik des 51-jährigen schwedischen Komponisten Fredrik Kempe, aufgeführt.
Im Mittelpunkt des Geschehens steht Daniel Daréus, ein erfolgreicher Dirigent, der nach einem Herzinfarkt den Stab aus der Hand legt und sich in das nordschwedische Dorf Ljusaker zurückzieht, in dem er aufgewachsen ist. Dort kauft er, zunächst unerkannt, die alte Schule und „träumt von einer Musik, die die Herzen der Menschen öffnet und verbindet“. Doch bald holt ihn die Wirklichkeit ein. Er übernimmt den örtlichen Kirchenchor und wird Kantor. Durch eigenwillige Unterrichtsmethoden steigert er die Qualität des Chors und nimmt dessen Mitglieder für sich ein. So wachsen er und die Sänger durch Begegnungen. Doch es gibt auch Neider. Auf Grund von Verleumdungen kündigt ihm der Pfarrer noch vor Ablauf der Probezeit. Davor und danach erlebt und erfährt Daniel Daréus einiges von zwischenmenschlichen Beziehungen in der Dorf- und Chorgemeinschaft. . .
„Wie im Himmel“ ist ein Schauspiel „mit spirituellem Beiklang“, wie es über den Film im „Lexikon des internationalen Films“ heißt. Es ist ein Drama mit psychologischem Hintergrund, das Realität und Surrealität miteinander verbindet. In dem Musical werden sie bekanntesten Songs des Films und neue Melodien in einem sinfonischen Arrangement für Chor und Orchester miteinander verbunden.
Auf der Treppe vor St. Michael in Schwäbisch Hall werden die verschiedenen Schauplätze der Handlung durch Umbauten angedeutet, wobei auf der Bühne von Anne Brüssel vor allem Stühle eine wesentliche Rolle spielen. Die von Kati Kolb kostümierten Darsteller werden vom Intendanten Christian Doll als Regisseur, unterstützt von der Choreografin Karen Helbing, nicht zuletzt im Kollektiv gekonnt, aber auch als Solisten ihren Aufgaben entsprechend, überzeugend geführt. Für die musikalische Seite der Aufführung zeichnet ein live spielendes Orchester, unter der Leitung von Heiko Lippmann, verantwortlich.
Den Daniel Daréus verkörpert Julian Culeman. Er macht die Sorgenund Nöte, die Hoffnungen und Wünsche des Dirigenten in seinem ebenso einfühklsamen wie ausdrucksstarken Spiel, sowohl stimmlich als auch spielerisch transparent. Eine gleichwertige Partnerin in jeder Beziehung hat er in Franziska Schuster als die ihm immer näher kommende Lena. Joachim Nitz ist der engstirnige Pfarrer, Maaike Schuumans seine verständnisvolle Frau. Vor allem als Sängerin überzeugt Leah Delos Santos als Gabriella. Ihrem zweimal im Pkw auf dem Marktplatz vorfahrenden Mann Conny verleiht David Lindermeier die Züge eines brutalen Schägertyps. Den als erfolgreichen Manager tätigen Dorfladenbesitzer Arne spielt Andreas Matthias Pagani gekonnt. Claudius Freyer und Karen Helbing sind ein rührendes, im Alter zueinanderfindendes Paar. Birgit Busse ist die Gemeindehelferin Siv.
URL dieses Artikels:
https://www.fnweb.de/kultur_artikel,-kultur-vom-film-uebers-schauspiel-zum-musical-_arid,2096302.html