Jazz

Virtuose Grenzenlosigkeit: Hattler-Band im Ella & Louis

Die Fusion-Band Hattler hat im Mannheimer Musikclub Ella & Louis gezeigt, was sie so alles drauf hat. Neben Bass-Legende und Kraan-Gründungsmitglied Hellmut Hattler waren Oli Rubow, Torsten de Winkel und Fola Dada dabei

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Martin Vögele
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Vier mit künstlerischer Überzeugungskraft (v. l.): Oli Rubow, Torsten de Winkel, Fola Dada und Hellmut Hattler. © Veranstalter

Von Martin Vögele

Die künstlerische Kraft dieser Vier ist frappierend. Es steht zu vermuten, dass die apollonischen Musen höchstselbst sich heimlich in ein Konzert der Band Hattler schleichen, um sich inspirieren und von der musikalischen Energie beleben zu lassen, die das Quartett an einem Abend wie diesem – im Mannheimer Jazzclub Ella & Louis – mit seinem Publikum teilt.

Die Besetzung der handverlesenen Formation im Schnelldurchlauf: Namensgeber Hellmut Hattler, Bassist der 1971 ins Leben gerufenen, legendären Jazzrock-Gruppe Kraan, der gemeinsam mit Trompeter Joo Kraus Ende der 80er das höchst erfolgreiche Acid-Jazz-Duo Tab Two gründete – wobei wiederum auch der formidable Hattler-Gitarrist (und Komponist) Torsten de Winkel regelmäßig mitwirkte. Oli Rubow, Schlagzeuger und Autor und Koryphäe in Sachen elektronisch-organischer Rhythmuserzeugung. Und Fola Dada, die an der Mannheimer Musikhochschule als Professorin für Jazzgesang unterrichtet, Sängerin der SWR Big Band ist und mit dem diesjährigen Deutschen Jazzpreis ausgezeichnet wurde.

Aber bevor wir auf die Musik der seit 2006 im festen Verbund spielenden Gruppe zu sprechen kommen, gilt es noch einem besonderen Umstand Rechnung zu tragen: Herzlichen Glückwunsch, Fola Dada! Die Sängerin feiert just an diesem Tag Geburtstag und darf gegen Konzertende ihrerseits ein Publikumsständchen entgegennehmen.

Der Club ist voll, der Auftritt der Jazz-Rock- und Pop-Fusion-Band markiert dort das erste Stehkonzert seit langem. Vokalstücke wie „Waiting“, „Sunny Jay“, „Teaser“ oder das vordergründige poppig-loungig-leichte „Dimitri“ sind so ausgefeilt, melodisch einnehmend und Zwischenton-reich komponiert und dazu so exquisit von den Vieren dargeboten, dass es einen staunen lässt. Das gilt gleichermaßen für den packenden, unerhört scharf konturierten Funk und Groove, den Hattler in die Kernstrukturen der Songs einarbeiten.

Lust auf Experimente

Genauso ist da eine nicht eingrenzbare Experimentierlust zu spüren, die zwischen Jazz und Elektro-Funk und Krautrock in alle Richtungen stiebt – wie etwa im furios-dramatischen Instrumentalstück „Nachtstrom“ und vor allem im sinnes-überwältigenden „Dehli News“. Wir sind ziemlich sicher, am Ende auch die Musen applaudieren zu hören.

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