Heidelberg. Es ist einiges außergewöhnlich an diesem Konzert und an der US-amerikanischen Musikerin selbst, die sich schon als Kind den Künstlernamen Vienna Teng erdacht hatte - als Hommage an Wien, die von ihr märchenhaft musikalisch assoziierte Wirkungsstadt von Mozart und Beethoven. Teng tritt an diesem Abend vor stattlich gefüllten Reihen im Heidelberger Karlstorbahnhof auf, und schon das ist ein durchaus erwähnenswerter Aspekt.
Vienna Teng arbeitete zuletzt im Bereich Klimaschutz und alternative Energie
Denn nachdem die Sängerin und Pianistin Anfang der 2000er Jahre mit ihrem Debüt „Waking Hour“ den künstlerischen Durchbruch feierte, ließ sie zwar bis 2015 eine Handvoll weiterer Alben folgen. Aber dann fügte sie ihrem Abschluss in Technischer Informatik (an der geradezu legendären Stanford University) ein Ökologie-Studium hinzu und begann, fortan im Bereich Klimaschutz, alternative Energie und Abfallmanagement zu arbeiten. Nun ist das Multitalent auf die Bühne zurückgekehrt. Und das ist aus Publikumsperspektive ein Glücksfall.
Als „Kammerfolk“ hat Teng ihren Stil selber einmal bezeichnet - diese wogend-dynamische, so kraftvoll wie feinnervig strömende Musik, die Songtitel wie „Harbour“, „Recessional“ oder „Eric’s Song“ trägt und einen in manchen Momenten an Vokal-Pianistinnen wie Tori Amos oder Katie Melua denken lässt, bisweilen auch an die stimmliche Kristallklarheit einer Loreena McKennitt.
Aber am eindrücklichsten sind Tengs Stücke, wenn einem die (ja ohnehin meist müßigen bis bemühten) Vergleiche entgleiten. Wenn sie sich - wie in dem wundersamen Kleinod „Whatever You Want“ - ans Keyboard und die damit verknüpften Effekt-Stationen setzt, wo sie prächtige Klangschleifen aus perkussiven Elementen und Gesangsschichten knüpft, um darin funkig-jazzige Tastenvibrationen einzuschließen.
Vienna Teng kündigt neue Musikstücke in diesem Jahr an
In diesem Jahr soll neue Musik von ihr erscheinen, kündigt Teng an und stellt das zweigliedrige Stück „We’ve Got You“ vor, dessen Teile anschließend in einem ziemlich furiosen „Mashup“ simultan gespielt werden. Sie beendet das Konzert mit „Level Up“, dem Lieblingslied ihrer kleinen Tochter, wie sie sagt, die dazu - vom Vater zur Bühne begleitet - ausgelassen mittanzt. Ein wirklich außergewöhnlicher Abend.
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