Schlossfestspiele

Unfall bei den Heidelberger Schlossfestspielen: Schauspielerin stürzt

Bei den Schlossfestspielen in Heidelberg wird die Aufführung von „Minna von Barnhelm“ im Dicken Turm von einem Unfall überschattet. Was passiert ist und wie die Aufführung weiterging

Von 
Eckharrd Britsch
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Das Minna-Ensemble auf dem Heidelberger Schloss. © Susanne Reichardt

Heidelberg. Dem Horoskop Verfallene wissen ganz genau, dass nicht jeder Stern am Firmament günstig steht. So war am zauberischen Abendhimmel über dem Heidelberger Schloss genau einer dabei, der kein Glück brachte: Nicole Averkamp, die in Gotthold Ephraim Lessings, von aufklärerischem Gedankengut infiziertem Lustspiel „Minna von Barnhelm“ eine ebenso resolute, wie hintergründig-witzige Wirtin spielt, erlitt während der bewegungsfrohen Premiere einen Bühnensturz.

Unfall bei den Schlossfestspielen in Heidelberg

Sie musste ins Krankenhaus. Doch ihre Bitte weiterzuspielen, wurde nach entsprechender Unterbrechung respektiert. Und die Freude an einer charmanten, oft spöttischen und immer agilen Vorstellung überdeckte die Schrecksekunden. Frau Averkamp aber gelten alle guten Wünsche auf baldige Genesung.

Ja, da haben wir den Major von Tellheim. Thorsten Hierse, Import aus der Berliner Theaterszene, spielt ihn griffig, weil subtil im Selbstmitleid aus verletzter Ehre. Übel hat man ihm, dem Kriegsversehrten, mitgespielt; gerade ist der siebenjährige Kampf zu Ende und der Alte Fritz muss sparen, Tellheim liebt seine Verlobte Minna, doch glaubt er, diesem angebeteten Wesen nicht genügen zu können. Er, der Geächtete, wobei nur er sich selbst missachtet. Hierse mimt ihn fast wie einen Hagestolz, und aus heutiger Sicht ist das damalige, militärisch-adelige Wertesystem reichlich absurd, was sein Spiel so plastisch darstellt. Garniert wird alles mit flotter Pop-Musik (Johannes Hofmann).

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Aus zylindrischen Segmenten dient eine Art Hochzeitstorte als Spielfläche, darauf geht es munter zu. Denn Regisseur Ronny Jakubaschk lässt die Figuren rauf und runter springen, was gerade für seine Sicht der Minna (Sheila Eckhardt) und deren Zofe Franziska (Katharina Kessler) passt. Denn die beiden Girlies haben sich in frohen Sommerkleidchen nach der Petticoatmode um 1960 aus der Provinz aufgemacht, um endlich den Tellheim aufzufinden. Sie kichern und gackern fröhlich drauf los, sie wirken wie leckere Schnittchen aus der Hochzeitstorte.

Entschlacktes Stück

Doch Tellheim ziert sich. Wegen der Ehre oder sonst irgendeiner Einbildung. Jetzt wird es ernst. Die Mädels nehmen ihr Glück in die Hände, stiften ein Verwirrspiel an, dem der arme Tellheim nicht gewachsen ist, bis dass Minna ihren Tellheim kriegt und Franziska den wackeren Wachtmeister Paul Werner (Martin Wißmer) um den Finger wickelt, während Jonathan Fiebig, der Kerl kann sogar rocken, als eigenwilliger Diener Just leer ausgeht.

Die Regie hat das Stück entschlackt, so werden beispielsweise ein Feldjäger und Graf Bruchsall nicht benötigt, weil das Konzentrat klar zum Vorschein kommt. Die Herren in Uniform (Bühne und Kostüme: Ran Chai Bar-zvi), die Frauen heiter in leichtem Fummel. Am Ende erlöst sich Tellheim selbst aus Pose und Uniformrock, und sie werden sich so lange lieben, wie das Lustspiel „Minna von Barnhelm“ sein Publikum findet. Trotz aller Widrigkeit am Ende herzlicher, mitfühlender Beifall, doch die Show muss weitergehen. Lisa Förster übernimmt.

Vorstellungen bis 25. Juli. Karten unter 06221/582 00 00

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