Mannheim. Schluss machen tut immer weh. Ist man Musiker, hat man zumindest noch die Möglichkeit, ein paar Hits daraus zu ziehen. Trettmann kann davon nicht nur ein Lied singen. Der Mann, der deutschen Trap groß und Dancehall ernst gemacht hat, trennte sich in der Vergangenheit von vielem. In Mannheim hat er auf seinem eigenen kleinen Festival auf dem Maifeld-Gelände hören lassen, wie gut man zu dem Trennungsschmerz anderer Spaß haben kann. „Trettmann & Friends“ heißt an diesem sonnigen Tag, dass Maikel, Boondawg, Verifiziert und Edo Saya schon mal die Besucherinnen und Besucher auf Temperatur bringen.
Kurzer Schritt zurück: Es ist 2017, Trettmann veröffentlicht mit #DIY das Album, das ihn in Charts bringt und zusammen mit seinen Stammproduzenten KitschKrieg eine eigene kleine Ära schafft. Gemeinsam stießen sie den lockeren Dancehall-Vibe in Hochhäuserschluchten. Berlin, der Osten; Kreuzberg statt Kingston.
Es folgen zwei weitere Alben, hohe Chartplatzierungen, namhafte Features. Dann ist Schluss; mit Kitschkrieg und wenn man dem Album „Insomnia“ zuhört auch mit der ehemals geliebten Frau. Pause - und nun kam „Tretti“, wie ihn seine Fans liebevoll nennen, zurück. Ohne Stammproduzenten, ohne den charakteristischen monochromen Look.
Nach hundert Sad Songs tut es nicht mehr weh
„Nach hundert Sad Songs tut es nicht mehr weh“ eröffnet Trettmann im Opener „So lang“ und das Publikum fühlt es. Schaut man sich um, sieht man ohnehin weniger Merchandise aus den alten Zeiten, als erwartet. Der 50-jährige Musiker hat es geschafft, Fans von früher mitzunehmen (davon zeugen die Jubelstürme bei Liedern wie „Skyline“). Aber vor allem viele neue, jüngere dazugewonnen. Bei den eingespielten Features mit Paula Hartmann oder Levin Liam wird das besonders deutlich.
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Ansonsten gestalten sich die gerade mal 75 Minuten Konzert wie eine Heldenreise durch seine Best-of-Liste. Es gibt Gänsehautmomente bei „Grauer Beton“, lässiges Erinnern bei „Knöcheltief“ oder die reduzierte Rave-Ode „Zeit steht still“. Trettmann performt dabei alleine auf der großen Bühne und gönnt sich selbst kaum eine Verschnaufpause.
Unterstützung bekommt er dabei nur von vier Tänzerinnen, die die Energie auf der Bühne noch mal weitertragen. Und einer riesigen LED-Leinwand, die – es ist ja inzwischen alles wieder gut – nun neben Schwarz-Weiß auch James-Turell-ähnliche Pastellfarben zeigen darf.
„War das schon alles?“, ruft er zur Zugabe und kocht die Temperatur im Zelt noch mal ein paar Grad höher. Mit dem obligatorischen „Standard“ und dem neuen „Whip“ verabschiedet er sich aus Mannheim.
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