Worms. Mitreißende Popsongs, elektronische Tanzmusik, Singer und Songwriter und natürlich Jazz vom Feinsten: Worms hat mit Jazz And Joy eine facettenreiche Musikmischung auf vier Bühnen gebracht. Das Zentrum der Nibelungenstadt hat sich von Freitag bis Sonntag in ein Freiluftkonzertspektakel verwandelt, bei dem das Organisationsteam der Kultur und Veranstaltungs GmbH Worms für jeden Musikgeschmack das passende Programm geboten hat.
Nach dem gelungenen Start am Freitag mit dem jazzigen Marko Mebus Quintett sowie dem Sonderkonzert von Alvaro Soler haben allein am Samstag zwölf Konzerte die Gäste in die Innenstadt gelockt. Auf der Renolit-Bühne an der Jugendherberge unterhielt Diana Ezerex, die als würdiger Ersatz für die Band Jupyter auftritt, das Publikum nachmittags mit Texten, die nachdenklich machen. In der Ballade „Never Know Why“ setzt sich die Singer/Songwriterin mit einer abrupt endenden Freundschaft auseinander.
Wummernde Bässe, fetzige House-Musik und elektronische Klänge, garniert mit live gespielten Instrumenten: Wenn die belgische Gruppe Naft die Bühne betritt, zaubert sie Club-Atmosphäre unter freiem Himmel, bei dem selbst Stehplätze Mangelware sind. „Habt ihr Spaß, Worms?“ wollen die Musiker wissen, die Menge schreit laut „Ja“.
Die Combo Ayom beherrscht den Schlossplatz: Mit afrobrasilianischen Rhythmen, ordentlich Feuer und eingängigen Melodien, die zum Tanzen animieren. Funky geht es bei Philip Lassiter zu. Auf dem Weckerlingplatz reißt der Trompeter aus den USA mit seiner Band die Menge mit.
Seit der Pandemie steigen Besucherzahlen stetig an
Anne Klappert, Mitarbeiterin der Presseabteilung der Kultur und Veranstaltungs GmbH Worms, ist sehr zufrieden mit dem Event sowie den verkauften Tickets. „Insgesamt sind wir bei 17 500. Das freut uns natürlich sehr.“ Seit der Pandemie habe man sich, was Besucherzahlen angeht, wieder stetig gesteigert, sagt Klappert. „Wir haben ein sehr internationales Line-Up, es freut uns sehr, dass es gut ankommt.“ Zahlreiche Gäste kämen aus weiter entfernten Städten wie etwa Düsseldorf oder Köln.
Die Künstler, die am Sonntag auftreten, sorgen ebenso für Furore. Die Palatina Washboard Jassband gestaltet mit ihrem New-Orleans-Stil die Hot-Jazz-Matinee. Für weitere Höhepunkte sorgt die britisch-bahrainische Trompeterin Yazz Ahmed, die aus traditionellem Jazz mit elektronischem Sound „Psychedelic Arabic Jazz“ erschafft und mit Vibraphonist Ralph Wyld ein experimentelles Klanggerüst kreiert. Der Auftritt der Indie-Pop-Sängerin Antje Schomaker lockt zahlreiche Gäste zur Renolit-Bühne.
Schwarzer Anzug und Schnurrbart: Wenn Gringo Mayer die Sparkassenbühne betritt, wird es extrem voll. Mit seiner sympathisch-witzigen Art erobert er das Publikum im Sturm. Denn keiner singt so klangvollen Blues in kurpfälzischem Dialekt wie der 35-Jährige. Verstärkung bekommt er von der Kegelband. Der fetzige Song „Imma mol ä bissl“ sei den Zuhörenden, aber auch seiner Großmutter gewidmet. „Sie hat nämlich immer gesagt: „Im Leben sollst du net alles auf ämal machen.“ Geschickt gelingt es Tim Mayer, wie er mit bürgerlichem Namen heißt, auch ernste Themen in ein humoristisches Musikgewand zu packen.
Bei „Ru’ do driwwe“ singt er über unorthodoxe Methoden, um nervige Nachbarn zum Schweigen zu bringen. „Allahopp“ weist mit seiner melancholischen Melodie darauf hin, dass man Dinge, auf die man keine Lust hat, oft trotzdem tut. Mayer hat auch eine romantische Seite: Mit „Ocean Of Love“ beweist der Wahl-Mannheimer, dass er auch Liebeslieder beherrscht. Mit dem sentimentalen „Ahjoo“ und dem frechen „De Deifel sollse hole“ verabschiedet er sich unter viel Beifall.
Tony Hadley setzt den emotionalen Schlusspunkt
Tony Hadley ist eine Legende: Der ehemalige Sänger von Spandau Ballet sorgt für einen emotionalen Abschluss des Internationalen Musikfestivals. Die einzigartige Stimme des 64-jährigen Sängers klingt exakt so wie in den 1980er Jahren. Hadley strotzt vor Charisma – als seien die Jahre spurlos an ihm vorbeigegangen. Mit der Swing-Nummer „Feeling Good“ von Nina Simone eröffnet er seinen Gig, der die Besuchermassen anzieht. Hadley präsentiert sich in Bestform: mit Klassikern aus Spandau-Ballet-Zeiten wie „Only When You Leave“ oder der Ballade „I’ll Fly For You“ sowie aktuellem Material. Gerne erinnert er sich an Zeiten, in denen er mit seinen Bandkollegen durch Deutschland getourt ist. „Wir hatten so viel Spaß“, sagt er. Zum Abschluss serviert der Künstler die Hits „Gold“ und „True“ – und verabschiedet sich unter viel Jubel.
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