Classic Rock

„Scorpions“ haben genügend Benzin im Tank für Rock-Sause

Hannoveraner Rock-Ikonen geben am Sonntag ein vielumjubeltes Konzert in der fast ausverkauften Stuttgarter Hanns-Martin-Schleyerhalle. Alle Hits am Start

Von 
Harald Fingerhut
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Sänger Klaus Meine und Gitarrist Matthias Jabs und ihre Kumpels von den Scorpions bescheren den Fans am Sonntag in Stuttgart ein prima Konzert. © Harald Fingerhut

„Gas in the Tank“ vom neuen Album „Rock Believer“ und gleichzeitig druckvoller Auftakt des Konzerts der „Scorpions“ in der fast ausverkauften Stuttgarter Hanns-Martin Schleyer-Halle am Sonntag ist auch Programm. Die Hannoveraner Rock-Veteranen haben immer noch genügend Benzin im Tank, um mit Volldampf durch ihren 50 Jahre umspannenden Hit-Orbit zu brausen und die begeisterten Fans im großen Hallenrund auf eine 90-minütige Rock-Sause mitzunehmen.

Als in den 1980er Jahren die Neue Deutsche Welle über die Republik schwappte, machte sich ein Quintett aus Hannover auf, die Welt zu erobern. Aufgrund des Hypes um die neue Deutschsprachigkeit im Pop nahm die Öffentlichkeit vom Siegeszug von Rudolf Schenker, Klaus Meine, Matthias Jabs und Co eher weniger Notiz, ordnete man in der Kritikerzunft damals das Genre Hardrock doch als bieder und gestrig ein.

Die Fangemeinde jedoch wuchs weltweit und Plattenverkäufe in Millionenhöhe katapultierten die „Scorpions“ in die Rock-Oberliga. Und heute, 40 Jahre später, sind sie, nach einer Durststrecke in den nuller Jahren, immer noch groß genug, um die Stuttgarter Schleyer-Halle zu füllen. Und mit ihrer Über-Nummer „Wind of Change“ haben sie es geschafft, nicht nur die Zeit der Wende auf den musikalischen Punkt zu bringen, sondern auch deutsches Kulturgut zu schaffen.

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Im Rückblick muss man natürlich feststellen, dass die Hannoveraner Combo sicherlich nicht die innovativste ist. Aber die „Scorpions“ hatten enormes handwerkliches Rüstzeug, mit dem sie musikalische Wertarbeit mit langer Beständigkeit schufen. Ihre Songs sind zeitlos, funktionieren heute wie vor 40 Jahren. Und natürlich gibt es in der Historie einen Meilenstein, der die Band in eine andere Sphäre katapultierte: der Einstieg von Lead-Gitarrist Matthias Jabs. Vielleicht mag Michael Schenker, der damals noch im Lostopf war, der kreativere Komponist und begnadetere Gitarrist gewesen sein, aber Jabs brachte Verlässlichkeit und auch das entsprechende Aussehen mit. Auch in Stuttgart steht er im Mittelpunkt, ohne dick aufzutragen, einfach sympathisch und kompetent.

Der Abend bringt den Fans eine Mischung aus vor allem alten Songs und ein paar neuen, wobei die Position der Evergreens seit Jahren nahezu gesetzt ist. Klaus Meine ist gut bei Stimme, aber weniger gut zu Fuß im Gegensatz zu Rudolf Schenker. Überraschung des Abends: Das Drum-Solo von Mikkey Dee, der die Halle zum Beben bringt.

In der Mitte wird bei den Balladen „Send me an Angel“ und „Wind of Change“ gemeinsam gesungen und das Bad im Lichtermeer genossen. Zum Abschluss gibt’s die Vollbedienung mit „Still loving you“ und „Rock you like a hurricane“ als Zugabe. Minutenlange, frenetische Ovationen sind der verdiente Lohn.

Redaktion Stellvertretender Deskchef

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