Die B-Seite geht zu Ende und der Frühling beginnt. Reinster Zufall denkt man sich und schaut noch einmal aus dem Fenster. Oder sollten die ersten Fliederknospen doch in einem Zusammenhang stehen mit der Projektion von dreidimensionalen Formabenteuern des brasilianischen Visualisten Vigas an der Backsteinfassade im Hinterhof in der Hafenstraße oder den räumlich wirkenden Projektionen von Stefan Kraus, der im Kubus des Künstlerhauses Zeitraumexit gemeinsam mit den Jungs von Spektrum Mensch ebenfalls auf Dimensionsforschung ging? Vielleicht wäre es den Technikfüchsen und Videojockeys ja zuzutrauen, dass sie beim ersten Grün und Gelb da draußen ihre Hände an den Reglern hatten.
Vielleicht ist es aber auch nur eine simple kalendarische Überschneidung. Jedenfalls endete die diesjährige Ausgabe des Festivals für visuelle Kunst und Jetztkultur mit einem Samstagabend, der gleich mit zwei Performances seine 3D-Premiere feierte und zum Finale VJane Kirsten Swensen aus den Niederlanden mit Lokalmatador DMAN an den Klang-reglern zusammenbrachte. Ein Abend der "WorkInProgress"-Performances, der auch die Ergebnisse des Workshops von Projektor Poblene auf die Mauer warf, der vier Tage lang im Jugendkulturzentrum Forum mit Jugendlichen zusammengearbeitet hatte.
Lebhafte Auseinandersetzung
Nach einer Woche voll Performances und Workshops, inklusive einem zweitägigen, internationalen Symposium zum Thema "Audience Development" - also über die Entwicklungen des Publikums - im Kreativwirtschaftszentrum C-HUB, endet hier die neunte Ausgabe des Mannheimer Festivals, das sich nun seit zehn Jahren der visuellen Kunst, ihren Machern und dem Zuschauer widmet. Ganz oft bedeutet das die Arbeit auf der Schnittstelle von Technik und Kunst, die hier zum Spielplatz und Labor wird. Und dabei die mediale Kunst fast beiläufig zu einem niederschwelligen Erlebnisraum werden lässt.
Das ist vor allem das Verdienst einer offenen Struktur, die Künstler und Besucher wirklich im Austausch zusammenbringt, die meisten Veranstaltungen bei freiem Eintritt ermöglicht und sich komplett auf Augenhöhe mit allen Beteiligten bewegt. Für ein Festival ist das eine Seltenheit und für den Besucher ein Glücksfall, der auch in diesem Jahr wieder für voll besetzte Veranstaltungen und eine lebhafte Auseinandersetzung mit den gezeigten künstlerischen Positionen sorgte - und damit vielleicht ja doch ein bisschen mitverantwortlich für den jahreszeitlichen Neubeginn da draußen zeichnet.
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