Porträt

Mannheimer Maler Landherr: "Ohne Kunst, das wäre kein Leben!"

Viele surrealistische und fantastische Gemälde hat der Mannheimer Künstler Edgar Landherr bisher geschaffen. Wir haben sein Atelier besucht - wo seine Gemälde entstehen und welche Rolle sein Glauben spielt

Von 
Susanne Kaeppele
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Umgeben von Gemälden und Pinseln: der Mannheimer Maler Edgar Landherr in seinem Atelier. © Manfred Rinderspacher

Mannheim. Auf der Suche nach dem Atelier von Edgar Landherr treten wir ein in ein großartiges, ehemals hochherrschaftliches Gebäude, das ursprünglich um 1873 von dem jüdischen Bankier Lazarus Maas als Privatbank erbaut worden war, aber ab den 1960er Jahren der Fachhochschule für Gestaltung als Ausbildungsräume diente.

2009 wurde dem Haus und seinen Besitzern der Denkmalpreis verliehen für die Wiederherstellung, Erhaltung und Pflege eines besonderen Kulturdenkmals. Wer in den roten Hausflur eintritt, verziert und geschmückt mit Stuck, Malereien und passenden Leuchten, taucht ein in eine vergangene, fremde Welt.

© Manfred Rinderspacher

In den Räumen von Landherr, der das Studio seit etwa zwei Jahren gemietet hat, wirkt dann ein ganz anderer Ton: Modern und nach Farbe riechend präsentieren sich die Zimmer mit hohen Decken und einer Jugendstilmalerei an der Wand. Überall stehen Bilder an den Wänden, Pinsel in Gefäßen auf Tischen und Regalen, wir wissen sofort, wo wir hier sind. Aber erstaunlich ist der unterschiedliche Stil der Gemälde, von abstrakt bis figurativ, von hell leuchtend bis dunkel dräuend.

Edgar Landherr hat viele Techniken angewandt

Was dahinter steckt, wollen wir ergründen im Gespräch. Zunächst die Basics: Edgar Landherr wurde 1945 quasi in den letzten Kriegstagen auf der Flucht geboren, landete in Mannheim, schon früh wurde sein Talent entdeckt, alle versuchten ihn zu überreden, sich an einer Akademie zu bewerben, aber seine Eltern waren aus finanziellen Gründen dagegen. Weshalb er zur BASF ging, wo er letztendlich bis 2008 blieb.

„Heute können sich die jungen Leute das überhaupt nicht vorstellen, wir sind durch die Bombenlöcher gekrochen, haben Kupfer oder andere Metalle gesammelt und haben das dann verkauft für ein Stückchen Leberwurst oder sonst was“, erzählt Landherr. Aber auch: „Ohne Kunst, das wäre kein Leben! Das ist in einem drin, da können Sie nicht dagegen arbeiten.“ Ob Malerei, Grafik oder Zeichnung, alle Techniken hat er im Laufe der Jahre angewandt.

Von der BASF zur Kunst



  • Geboren wurde Edgar Landherr 1945 in Mannheim.
  • Er arbeitete in der BASF bis 2008.
  • In den 1980er Jahren Studien zu Grafik bei Erich Rockenbach, Malerei bei Reinhold Riedel.
  • Viele Ausstellungen in Spanien, aber auch hier – so 2019 Rathaus Mannheim oder 2018 Städtische Galerie Rastatt.
  • Die Ausstellung „Emotional Landscapes“ läuft in N 3, 15, bis 30. Januar (Mi, Do, Fr 15-20 Uhr, Sa 14-20 Uhr). 

Gelernt hat er Grafik von Erich Rockenbach (Mitglied der Ludwigshafener Künstlergruppe „Der Anker“, 1911-1984), während Reinhold Riedel ihm die Malerei näher brachte. Viele surrealistische und fantastische Gemälde entstanden so seit etwa 50 Jahren, mit denen er natürlich auch viele Ausstellungen hatte, viele in der Region, aber auch außerhalb Deutschlands, etwa in Spanien.

Sein Glauben gibt Edgar Landherr die Perspektive

Edgar Landherr sieht alles aus der Sicht seines Glaubens: Ein wichtiges Gemälde für ihn ist „Nathan der Weise“, das hier auch an der Wand hängt. Wir erinnern uns: Lessings Theaterstück handelt vom Verhältnis der drei Weltreligionen Judentum, Christentum und Islam zueinander und dass es keine einzelne wahre Religion gibt, sondern im Sinne der Aufklärung Vernunft, Toleranz und Humanität. Und Landherr sagt: „Wenn die Menschen die Möglichkeit hätten, wenn sie wirklich die Vernunft hätten, dann sähe vieles ganz anders aus heute.“ Es geht ihm immer um Wahrheitsfindung, und „das beste Buch, das ich jemals gelesen habe, war die Bibel, da ist alles drin und dabei sehr facettenreich.“

Generell beschert er uns ganz unterschiedliche Werke, wie jetzt auch in seiner neuen Ausstellung „Emotional Landscapes“, wo sich starkfarbige monochrome Gemälde mit figurativen Werken abwechseln. Auffällig ist der kraftvolle und farbstarke Einsatz von Naturbildern, etwa der blutende Baum von 2017, das wie viele von Landherrs Arbeiten politische Konnotationen innehat.

Oder das schöne Gemälde aus demselben Jahr, das sehr erinnert an Werke von Odilon Redon und eine feine und leicht kryptische Szenerie aufweist, in deren Zentrum eine rätselhafte Figur steht mit einem großen Buch in den Händen. Wunderbare Farbspiele mit grünem Unterholz, weiß gekleideten Mädchen rechts und einer rot leuchtenden Hauptfigur. Oder sehr schön sind auch die Wolken- und Meerstudien, die immer wieder neue Farbtöne zu Tage befördern, von dunkelgrünem Wasser über Wolkenfetzen bis zu lichtem Blau, das die Wolken durchdringt.

„Emotional Landscapes“ ist zu sehen in N 3, 15 für „Next Mannheim“ mit Tim Burger, Falk Kastell, Sebastian Wohlfeil und ihm. Es läuft gut an in Mannheim!

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