Heidelberg. Im Vorfeld des Manfred Fuchs-Preises 2024 wurden 22 junge Künstlerinnen und Künstler im Herbst 2023 zum Wettbewerb eingeladen, fünf haben sich für die Ausstellung qualifiziert, nämlich Lennart Cleemann, Katrine Hoffmeyer-Tougård, Lorenz Pasch, Claudia Piepenbrock und Philipp Röcker.
Zur Jury zählten außer Sebastian Baden (Schirn Kunsthalle Frankfurt) unter anderem die Galeristen Sebastian Fath und Kristina Hoge, Annika Kouris (Kunsthistorikerin) und die Künstler Philipp Morlock und Hartmut Stielow.
Verzinkter Stahl mit Bronze, Möbel aus Hanfkalk und zarte Metallgebilde
Mehrere Plastiken versammeln sich nun in der Nähe des Haupteingangs der Orthopädischen Klinik. Beginnen wir mit der Arbeit von Philipp Röcker, die den Titel „Studio“ trägt und gefertigt ist aus verzinktem Stahl, garniert mit Bronze. Der Künstler ist 1984 geboren, lebt in Düsseldorf, wo er auch an der Akademie studierte. Sein Werk hier wirkt hermetisch und ironisch, macht aus dem Innenraum einen Außenraum, lässt zwei weitere unklare Gegenstände rätselhaft erscheinen.
Claudia Piepenbrock, geboren 1990, hat unter anderem an der Hochschule der Künste in Bremen studiert, wo sie auch lebt. Ihre gerundete, sitzmöbelartige Arbeit in Rottönen „Seats Next Circuit“ besteht aus Hanfkalk, einem neuen (auch alten) Baustoff aus Hanfstängeln, Wasser und Kalk.
Der Nächste im Bunde ist Lorenz Pasch, geboren 1990 in Krefeld, ausgebildet an der HFBK Hamburg, er lebt auch in Berlin. Von ihm stammt das Werk „Transition“ aus diesem Jahr. Die Aneinanderreihung von Schweißpunkten zeigt sich als ein zartes Metallgebilde, das an einen Ast erinnert und vermutlich von der Natur überwuchert werden wird. Schöner kann man die Auseinandersetzung der Grundkonstanten Natur und Kultur kaum präsentieren!
Werk der Preisträgerin von den Anfängen der Orthopädie inspiriert
Das Werk der Preisträgerin des mit 10 000 Euro dotierten Manfred Fuchs-Preises 2024, Katrine Hoffmeyer-Tougård, scheint am ehesten mit dem Ort der Ausstellung zu tun zu haben: Der Titel „Andrys Knöchelchen“ geht auf die Entstehungsgeschichte der Orthopädie zurück, die der Arzt Nicolas Andry 1741 in einem Bild verdeutlichte.
Der Arzt verglich den Orthopäden mit einem Gärtner, der ein krumm gewachsenes Bäumchen an einen Pfahl bindet, so dass sich im Laufe des Wachstums eine Fehlstellung begradigt. Katrine Hoffmeyer-Tougård wurde 1991 in Dänemark geboren, studierte an der Kunsthochschule Berlin-Weißensee und lebt in Berlin. Ihre Arbeit versetzt Andrys Denken schwer ironisch in die Jetztzeit.
Die letzte Arbeit, „Heidi“, stammt von Lennart Cleemann. Er wurde 1990 in Heide geboren, studierte an der Akademie in Stuttgart und ist im Mentoring-Programm von Myriam Holme. Mehrere Betonplatten verband der Künstler mit Ketten, die von einem Bagger angehoben wurden. Das Ergebnis ist nur ein Teil der prozesshaften Arbeit, die zunächst nicht so wirksam ist, erst wenn man die Herstellung sieht (es gibt ein Video), entwickelt sich die brutale Kraft, gepaart mit Witz.
Die Ausstellung ist im Skulpturenpark Heidelberg, in der Orthopädische Universitätsklinik in Schlierbach bis Oktober 2024 zu sehen.
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