Es ist eine Biografie, wie sie im katastrophalen 20. Jahrhundert nicht gerade selten vorkam: Geboren im Jahr 1928, 1938 gerade noch rechtzeitig in die USA emigriert, dort eine große Karriere als Komponist und Autor. Ungewöhnlich ist allerdings der Besuch des 95-jährigen Samuel Adler in seiner Geburtsstadt Mannheim, wo sein Vater Hugo Chaim Adler als jüdischer Kantor arbeitete – bis der nationalsozialistische Terror ihn und seine Familie vertrieb. „Mannheim heißt Sam (wieder) willkommen“ lautete das Motto des Konzerts im jüdischen Gemeindezentrum zu Samuel Adlers Ehren. Er ließ es sich nicht nehmen, ein wenig über sich selbst zu plaudern: Je älter er werde, desto kürzer würden seine Stücke, es fehle ihm inzwischen einfach das nötige Sitzfleisch.
Sieben der insgesamt über 400 Werke, die sein Schaffen umfasst, erklangen in diesem Konzert, fast alle entstanden in den letzten drei Jahren und bedienen sich meist einer freien Atonalität. Darunter sind liturgische Werke genauso wie Kompositionen, die auf große Komponisten der Vergangenheit Bezug nehmen („Meditation on the Name B-A-C-H“ oder auch „On Hearing a Symphony of Beethoven).
Launiger Tango
Auch eine Uraufführung war dabei: Die „Vier Volkslieder für Klarinette und gemischten Chor“, die vom Vokalensemble unter Johannes Michel und dem Klarinettisten Evgeni Orkin stilsicher wiedergegeben wurden.
Eines der Stücke stammte allerdings nicht von Samuel Adler, sondern von Eginhard Teichmann, der dank dem Internet über den Atlantik hinweg Unterricht bei Adler nehmen konnte. Das klingende Ergebnis ist der launige Tango „Young Old Sam“, der die Zuhörer zum Schmunzeln brachte – und Samuel Adler auch.
URL dieses Artikels:
https://www.fnweb.de/kultur_artikel,-kultur-komponist-samuel-adler-mit-95-jahren-zu-besuch-in-seiner-geburtsstadt-_arid,2076488.html