Jazz - Die Band Perfektomat in der Mannheimer Klapsmühl'

Klänge jenseits aller Schubladen

Von 
Bernd Mand
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Der Bandchef von Perfektomat: Bassist Joscha Oetz.

© Rinderspacher

Heiße Rhythmen, Lebensfreude, lateinamerikanische Leichtigkeit - die Liste der wohl nie ausgedienten Floskeln ist beeindruckend lang, wenn es um die Beschreibung von musikalischen Verbindungen zwischen Jazztraditionen und südamerikanischen Musikstilen geht. Wie so oft, wenn es "weltmusikalisch" wird und man in freudiger Verzweiflung die geliebten Stereotypen aus der Schublade holt. Auch Joscha Oetzs Band Perfektomat legt einem auf den ersten Blick diese Allgemeinplätze verführerisch nah. Und verweigert sich dann aber auf der ganzen Linie famos jeder müden Fusions-Etikettierung.

Erfahrungen in Peru gesammelt

Im Herz der Arbeiten von Oetz schlagen ganz laut und klar knapp sieben Jahre Leben im peruanischen Lima. Davon erzählen die Geschichten und Titel seiner Songs, das hört man beinah in jedem Takt. Und daraus machen weder der nun in Köln lebende Bassist, noch seine Mitstreiter auf der Bühne in der Mannheimer Klapsmühl' einen Hehl. Laura Robles am Cajon, der an diesem Abend kurzfristig als Ersatzmann eingesprungene Norman Peplow am Klavier und in der zweiten Konzerthalbzeit Yma America am Mikrofon sind eine fest verschworene Einheit, wenn es darum geht, die afro-peruanischen Traditionen mit den nordamerikanischen und europäischen Jazzlinien zu verweben.

Nummern wie "Perfect Grey" oder "Caral" sind Stücke, die nicht nach harmonischen Ausgleichen suchen, sondern der Polyrhythmik und den scharfen Brüchen ihren Raum geben. Traditionelle Rhythmen wie ein treibend flinker Festejo oder ein langsamer Lando im 12/8-Takt bilden häufig die Basis für die kleinteiligen und ausgebufften Vielklangbauten, die US-Kollegen wie Steve Coleman vom Kollektiv M-Base zuhöchst erfreuen würden. Und selbst gut abgehörte Gassenhauer wie Violette Parras "Gracias a la Vida", das Yma America zum Finale des Gastspiels als wohltemperierten Ausklang in den Saal fließen lässt, werden dabei zu kleinen Neuentdeckungen. Ein zweistündiger Festabend für hungrige Ohren.

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