Uraufführung an der Stuttgarter Komödie - Tobias Bungters "Sherlock Holmes und die Kehrwoche des Todes"

Jede Woche eine Leiche im Mietshaus von Frau Eberle

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Tatenlos sitzen sie in London herum, Sherlock Holmes, der Opium-Pfeife rauchende Detektiv, und sein Freund und ständiger Begleiter, der Arzt Dr. John H. Watson. Alle Fälle sind gelöst, jeder Mörder ist enttarnt.

Da erreicht sie der Hilferuf von Frau Eberle, einer Hausfrau aus Stuttgart, in deren Mietshaus jede Woche ein Bewohner stirbt - und das ausgerechnet bei der Kehrwoche. Das ist die Ausgangssituation in "Sherlock Holmes und die Kehrwoche des Todes", der Komödie des 1974 in Bonn geborenen Tobias Bungter, die in einer schwäbischen Bearbeitung von Stefanie Stroebele, in der Stuttgarter Komödie im Marquardt uraufgeführt wurde.

Sherlock Holmes und Dr. Watson machen sich auf den Weg nach Stuttgart und erleben in der Hauptstadt des Kehrwochen-Landes einiges Merkwürdiges, bis es ihnen schließlich gelingt, das Rätsel zu lösen, in dem die Kehrwoche zur Todesfalle wird.

Außer der sie mit ihrer Detektivarbeit beauftragenden Frau Eberle, für die die schwäbische Kehrwoche das höchste Gut ist, was dann allerdings auch zur Folge hat, dass die Spuren nach den Morden in des Wortes eigentlichem Sinn schnell verwischt sind, gibt es noch sieben Mitbewohner des Hauses, einen schwäbischen Kommissar namens Holzapfel und einen Zeitungsjungen, von denen einer der Mörder sein muss. Doch wer ist es? Weil das Ganze im Schwabenland spielt, ist die Gelegenheit günstig, mit entsprechenden Bemerkungen aufzuwarten. So werden die Schwaben als die Schotten Deutschlands bezeichnet, denn schließlich ist Sir Arthur Ignatius Conan Doyle, der Erfinder der Sherlock-Holmes-Geschichten, ein gebürtiger Schotte. Doch auch Maultaschen in ihrer Funktion als "Hergottsbscheißerle" werden erwähnt und aus dem Ursprung Stuttgarts in einem Stutengarten wird gefolgert, jeder Stuttgarter sei ein feuriger Hengst.

Für die Uraufführung hat die auch für die passenden Kostüme verantwortliche Barbara Krott praktikable, leicht zu verändernde Bühnenbilder aufgebaut. In ihnen inszenieren der Autor Tobias Bungter und Lisa Quarg die Geschichte, wobei Pantomime eine wesentliche Rolle in Gestaltung und der Charakterisierung der handelnden Personen spielt. Nicht zu vergessen ist aber auch die Kampfchoreographie von Klaus Figge, einem Meister seines Fachs. Sherlock Holmes ist der seit über 20 Jahren in Deutschland lebende, britische Comedian Mark Britton, der 1984 mit Krissie Illing das international erfolgreiche Comedy-Duo "Nickelodeon" gründete, und der jetzt komödiantisch grimassierend den berühmten Detektiv spielt. Rose Kneisler ist als Frau Eberle sozusagen die kleinbürgerliche und -geistige, jedes Vorurteil bedienende Bilderbuch-Schwäbin. Die drei anderen Darsteller spielen jeweils mehrere Rollen: Stefanie Stroebele, Norbert Aberle und Marius Hubel. Dieter Schnabel

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