Mannheim. Es wird Herbst da draußen ... doch mitten mitten in der Mannheimer Neckarsadt nimmt das Akustik-Quartett Quadro Nuevo sein Publikum in der Alten Feuerwache mit auf eine virtuos-vielseitige Fahrt von mediterranen Gefilden aus durch die Welt. Dabei machen sie ebenso in Brasilien wie in einem sizilianischen Kino Station. Der Musik von Quadro Nuevo zuzuhören ist ohnehin ein bisschen, wie an einem Strand der Riviera entlang zu schlendern: Das Meer ist geradezu unwirklich blau, der Himmel darüber in all seiner Weite wolkenlos.
Wendet man sich der Landseite zu, erwartet einen das quicklebendige urbane Treiben eines pittoresken Hafenstädtchen. Dann besteigt man ein Boot, lässt sich im Takt der Wellen davon treiben. Aber immer ist da diese leise Wehmut, sich von all dem trennen zu müssen, und zugleich die Sehnsucht, dereinst vielleicht wiederzukehren. Kurzum: Es rauscht, es klingt, es betört die Sinne und wärmt die melancholische Seele, was einem die vier hochmusikalischen Herrn in ihrem Programm „Mare“ vor vollem Haus in der Alten Feuerwache Mannheim kredenzen.
„Mare“, Meer also, hieß auch ein vor drei Jahren erschienenes Quadro-Nuevo-Album, auf dem sich die Jazz- und Weltmusik-Formation – einmal mehr – vom Kulturraum rund um das Mittelmeer inspirieren ließen. Wobei sich Mulo Francel an Saxofon, (Bass-)Klarinette und Mandoline, Andreas Hinterseher an Akkordeon, Bandoneon und Trompete, D.D. Lowka an Kontrabass und Schlagwerk sowie Chris Gall am Flügel Musik-geografisch erfreulicherweise nicht streng eingrenzen: Auch dem Sonnenaufgang entgegen in den Nahen Osten oder westwärts bis nach Lateinamerika führt diese Klangfahrt ihr Publikum.
Lustvolle Tango-Töne
Letzteres etwa mit dem leichtherzigen „Sambadi Didi“, der das Konzert auch eröffnet. Ebenso mit Carlos Gardels so kunst- wie lustvoll in Töne gesetztem Tango-Klassiker „Por Una Cabeza“ oder dem quicklebendig stiebenden „7 To 1“ – das die Gruppe nach Einlassung Francels auch mit auf die bevorstehende Brasilienreise der Band nehmen wolle. Welche Bewandtnis es mit dem Titel hat (das Ergebnis des Deutschland-Brasilien-Halbfinales bei der WM 2014) übergeht er mit launiger Nonchalance. Humor ist hier ohnehin immer dabei, und es wird munter über die Kompositionen und ihre Geschichten erzählt an diesem inklusive Pause über zweieinhalbstündigen Abend, an dem die Vier aber immer wieder zurück ans Mittelmeer reisen.
So träumen sie mit Ernesto de Curtis’ alter italienischen Ballade „Torna A Surriento“ von der Rückkehr nach Sorrent, erheben sich mit „Ikarus’ Dream“ elegisch in die Lüfte oder erinnern sich mit dem treibend groovenden „And, Pull!“ an das kollektive Segel-Hissen bei einem gemeinsamen Bootstörn auf Odysseus’ Spuren.
Davon zeugt auch das fein gesponnene Stück „Waiting“, das Penelope, der Frau des mythologischen Irrfahrers, gewidmet ist. Lautstark applaudiert wird für dieses Konzert, das indes mit leisem, zartem Gefühl in einem kleinen Dorfkino auf Sizilien endet – mit Ennio Morricones wunderbarer Filmmusik zu „Cinema Paradiso“.
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