Köln. Tom Gaebel hat anlässlich seines 50. Geburtstags eine ganz besondere CD herausgebracht. Es ist sein erstes autobiografisches Album in deutscher Sprache mit dem Titel „Kleiner Junge, große Reise“. Der Sänger sprach mit den Fränkischen Nachrichten über seinen musikalischen Lebensweg, seine weiteren Planungen und natürlich über das neue Album.
Herr Gaebel, normalerweise singen sie ja auf Englisch und interpretieren gerne Songs anderer Künstler. Diesmal jedoch stehen Eigenkompositionen im Vordergrund, die sie auf Deutsch singen. Liegt es daran, dass sie anlässlich ihres 50. Geburtstags ein ganz persönliches Album gemacht haben?
Tom Gaebel: Ich bin normalerweise nicht der Typ, der runde Geburtstage groß feiert und dabei inne oder auch Rückschau hält. Aber die 50 waren schon eine Hausnummer, die selbst mich emotional berührt hat. Es war ein wichtiger Punkt in meinem Leben. Daher kam auch die Idee, ein autobiografisches und somit ganz persönliches Album zu machen. Zudem bin ich seit 20 Jahren mit der Band zusammen. Ein weiterer Anlass, um Rückschau zu halten. Und so persönliche und emotionale Dinge kann man einfach am besten in seiner Muttersprache ausdrücken und auch authentisch rüberbringen.
Aber so ganz wollten sie doch nicht auf Coversongs verzichten? Die erste Single aus dem Album „Und alle hab‘n geklatscht“ beispielsweise basiert auf dem Radio-Hit „Everytime we touch“ von Maggie Reilly?
Gaebel: Songs von anderen zu covern und meine eigenen Songs daraus zu machen, ist ja auch ein Markenzeichen von mir. Ich hoffe, das ist mir auch dieses Mal gut gelungen. Die Coversongs auf dem Album sind ganz besondere Lieder, die viel mit meiner Entwicklung als Mensch und auch als Musiker zu tun haben. Insofern bilden sie die Klammer um meine eigenen Songs, markieren auch bestimmte Phasen in meiner Lebensgeschichte. Und ich wollte sie in meinem Stil interpretieren. Es sollte nicht so wie bei der großen Literatur sein, dass die Werke einfach nur originalgetreu und musikalische exzellent wiedergegeben werden. Eine ganz besondere Herzensangelegenheit war mir, „I just died in your arms“ von Cutting Crew einen persönlichen Anstrich zu geben, weil mir der Song viel bedeutet.
Wenn Sie Bilanz ziehen, sind sie zufrieden mit ihrem Leben und ihrem musikalischen Werdegang?
Gaebel: Ich fühle mich momentan pudelwohl. Das Alter passt, mir geht es gut. Und ich hoffe, dass ich noch lange gesund bleibe. Und mit meinem musikalischen Weg bin ich sehr glücklich. Die Besetzung meiner Band ist großartig, wir verstehen uns nahezu blind, und vor allem stimmt die Chemie unter uns Musikern. Vielleicht haben wir nicht die größten Virtuosen des Genres in unseren Reihen. Aber das ist auch absolut zweitrangig. Was nützt der beste Künstler, wenn er nicht ins Gesamtgefüge passt. Die Band muss immer größer sein, als der einzelne Musiker. Und das ist bei uns definitiv so. So ist es immer wieder ein tolles Erlebnis, ein Konzert mit diesen Musikern zu geben. Auf der Bühne harmonieren wir glänzend und ich denke, das spürt auch das Publikum. Wir haben jeden Abend sehr viel Spaß miteinander und genießen die Auftritte. Und so können wir es kaum erwarten, wieder auf Tour zugehen.
In ihrem musikalischen Katalog taucht immer wieder der Name Frank Sinatra auf. Er ist schon irgendwie der musikalische Pate?
Gaebel: Ohne Frank Sinatra würde ich heute in dieser Form nicht auf der Bühne stehen. Als ich seine Songs und das Great American Songbook hörte, wurde mir klar, dass es auch für mich und meine etwas tiefere Stimme einen Weg geben kann. Ich war ein Posaunist, der auch sehr gerne sang. Ich hörte früher viel Simon & Garfunkel. Und da dachte ich mir, das bekomme ich nie hin. Bei Sinatra jedoch klappte das Mitsingen richtig gut, und so entschied ich mich für diesen Weg. Und nun muss ich sagen, es war genau die richtige Entscheidung. Ich habe mich als Sänger von Anfang an in diesem Metier wohl gefühlt.
Sie haben Jazz studiert und auch Posaune gespielt, stellte sich für sie nice die Frage, musikalisch in Richtung Free-Jazz abzubiegen?
Gaebel: Eigentlich nicht. Ich mochte schon immer sehr gerne Popmusik und klassischen Jazz. Und mit den Songs von Frank Sinatra als weitere Basis war schnell klar, wohin die Reise führt. Bei meinem Bruder Denis, der Saxofonist ist und auch Jazz studiert hat, war das genau andersherum. Er liebt das freie Spiel bei Live-Konzerten und tritt oft mit der HR-Bigband auf. Ich jedoch habe meine musikalische Heimat zwischen Pop und Jazz gefunden.
Sie leben derzeit in ihrer Wahlheimat Köln, geboren wurden sie aber in Ibbenbüren, wo sie auch aufgewachsen sind. Aus Ibbenbüren sind auch die „Donots“. Kennen Sie die Band und deren Musiker. Sie machen ja auch mitunter Duette. Wäre das nicht mal was?
Gaebel. Mein Bruder Colin war mit einem der Bandmitglieder befreundet. Sie gingen in dieselbe Klasse. Und natürlich ist man sich immer wieder über den Weg gelaufen, vor allem in der Jugend-Kunst-Schule. Obgleich wir musikalisch völlig andere Vorlieben hatten und haben, haben wir uns immer gut verstanden und gegenseitig geschätzt. Ob es mal eine Zusammenarbeit geben wird, muss die Zukunft zeigen. Ausschließen möchte ich das nicht. Aber da müssen die „Donots“ natürlich auch dafür bereit sein.
URL dieses Artikels:
https://www.fnweb.de/kultur_artikel,-kultur-frank-sinatra-hat-mir-den-weg-als-saenger-gewiesen-_arid,2325157.html