Kooperation - Theater zwischen Forschung und Kunst

Der optimierte Mensch

Von 
Leonore Welzin
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Uraufführung: Eine Szene aus „Schwarze Schwäne“. © Jochen Klenk

Heilbronn. Schon mal gehört: „uncanny valley“? Die Performancegruppe Rimini Protokoll übersetzt den aus der Robotik stammenden Begriff „Gruselgraben“ mit „Unheimliches Tal“, und so lautet auch das Stück, mit dem sie beim Festival Science & Theatre in Heilbronn auftreten werden. Uncanny valley bezeichnet die Akzeptanzlücke von Menschen gegenüber humanoiden Robotern.

Die Zusammenführung von Forschung und Kunst ist Programm der Kooperation des Theaters Heilbronn mit der experimenta. Unter dem Motto „Rendezvous zwischen Wissenschaft und Theater“ werden von Mittwoch 17. bis Sonntag 20. November sechs Vorstellungen gezeigt, darunter die Uraufführung „Schwarze Schwäne“ von Christina Kettering, das sich mit dem Thema „der optimierte Mensch“ beschäftigt. Es ist das Gewinnerstück des Autorenwettbewerbs 2019, als die Veranstalter den Preis erstmals ausgelobt hatten.

„Ich habe ein Geschenk für dich“ sagt die ältere zur jüngeren Schwester. Das Geschenk entpuppt sich als eine Rosie des Typ 3, ein „Pflegeroboter“, der die Mutter unterstützt, weil sie sich nicht mehr alleine versorgen kann. Eine der drei Hauptrollen übernimmt die Kuppel des Science Dome als gigantische, wandelbare Projektionsfläche für Videoanimationen. Die zentrale Frage lautet: Hilft uns die Künstliche Intelligenz oder wird sie uns eines Tages beherrschen? Und was hat es mit dem „uncanny valley“ der Performancegruppe Rimini Protokoll auf sich? Während bei uns in Deutschland Roboter aussehen wie Maschinen, wird ihr Aussehen in Asien immer menschlicher, die äußerliche Ähnlichkeit soll die Akzeptanz der Maschinen erleichtern.

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Für die Performance „uncanny valley“ hat der Stückeschreiber Thomas Melle ein Double herstellen lassen, das statt seiner auftritt. Sind Kopie und Original Konkurrenten oder helfen sie sich gegenseitig? Wer spricht und mit welcher Absicht? Die Maschine wird zur Projektionsfläche einer Zukunft, in der der originale Mensch nicht mehr auszumachen ist.

Beim Festival Science & Theatre treffen sich auf den Bühnen künstliche Intelligenz und künstlerische Gestaltung in innovativen Formaten: vom lustvollen Bühnen-Comic („The last Mortal“) bis zum inszenierten Experiment („Auf Zucker – ein Selbstversuch in sieben Süßigkeiten“), von der spitzfindigen Lecture-Performance („Die Mondmaschine“) bis zum buchstäblich verrückten Konzert der niederländischen Musiktheatergruppe BOT mit „Kollisionskurs“.

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