Die Band, die keine Band sein will, setzt seit sieben Jahren verlässlich Glanzlichter in Mannheims Alter Feuerwache. Das bestätigt sich am Mittwochabend – gerade weil die Show des multimedialen Gesamtkunstwerks Das Vereinsheim eine Spur durchwachsener ausfällt als gewohnt. Denn der Level an Qualität und Originalität ist auch dann viel höher, als man es bei – im weitesten Sinne – Popmusik live erwarten kann.
Dazu kommt ein sehr emotionaler Schlusspunkt, als Schlagzeuger Tommy Baldu am Tag nach der Beerdigung Edo Zankis eine Hommage an einen der großen Lehrmeister der deutschen Musikszene ankündigt: Wie er, Sänger David Maier, Keyboarder Nico Schnepf, der isländische Gitarrist Ómar Gujónsson und Hannes Butzer am Bass Zankis Abgehnummer „Come On (Gib mir mehr davon)“ durch die Decke jagen, ist ein hochenergetisches Erlebnis.
Kongenial visualisiert von Haegar an allen vier Wänden der Feuerwache mit leicht bizarren Fernsehbildern aus einer der quietschbunten Popshows der 1980er Jahre. Auch Mixer Rouven Eller trägt als festes Mitglied zum Glanz des wie immer mitten im Saal platzierten Wohnzimmerkonzerts bei: Der Rundum-Sound hat selten besser geklungen.
So norddeutsch wie nie
Dazu tragen vor allem der hochvariable Baldu, Soundzauberer Schnepf und Dauergast Gujónsson bei. Dessen Gitarre setzt sich bei druckvolleren Nummern so wunderbar verzerrt über den enormen Groove, als habe er Grunge erfunden und Jimi Hendrix beerbt. Da auch Maier beim Vereinsheim-Klassiker „Dorian Gray“ und neuen Songs wie „Ich bau dir eine Bücherei“ oder „Wir sind keine Band mehr“ bestens aufgelegt ist, haben es die Gäste nicht ganz leicht. Der Koblenzer Indie-Folk-Songwriter Oh Sleep fügt sich aber glänzend und stimmstark in das versierte Ensemble. Albrecht Schrader, Bandleader des TV-Komikers Jan Böhmermann, kommt deutlich norddeutscher daher – nicht nur, weil er aus Hamburg kommt. Auch wenn die Stimme anfangs Stütze vertragen hätte, setzt sein Ironie-Pop à la „Andreas Dorau singt bei den Sternen“ eine andere Klangfarbe im Vereinsheim und kommt letztlich gut an. jpk
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