Bauernkriegsdrama - "Die schwarze Hofmännin"

Blutvolles Theater um starke Frau

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Götz von Berlichingen, der Ritter mit der eisernen Hand, ist der Bekannteste aus der Region Heilbronn-Franken, der eine Rolle in den Bauernkriegen des 16. Jahrhunderts spielte. Daneben gibt es jedoch Margarete Renner, "die einzige namentlich bekannte Frau", die an diesen Kriegen teilnahm. Sie steht im Mittelpunkt eines Bauernkriegs-Dramas von Claudia Sontheimer-Binder, im Hauptberuf Pfarramtssekretärin der evangelischen Kirchengemeinde Kleinbottwar. "Die schwarze Hofmännin" wurde bei den Burgfestspielen Stettenfels uraufgeführt.

Geboren um 1475, gestorben 1535 heiratete Margarete Renner aus Böckingen den Hofmann, also Gutspächter, Peter Albrecht. Das brachte der Frau, in der manche die erste deutsche Revolutionärin sehen, den Beinamen "Die schwarze Hofmännin" ein. Selbst kämpfte sie nicht, rief aber die Bauern zum Kampf auf, so auch bei der sogenannten "Weinsberger Bluttat" und der Schlacht von Böblingen 1525. Käthe Kollwitz zeigt sie in ihrem Bauernkriegs-Bildzyklus. Schon 1894 schrieb Julius Wolff seinen Roman "Das Schwarze Weib", 2010 tat es ihm Klemens Ludwig gleich. Seit 1986 steht eine Schwarze-Hofmännin-Skulptur von Dieter E. Klumpe in Böckingen. Und jetzt das Theaterstück.

Es zeigt nicht nur das Wirken der "schwarzen Hofmännin", sondern gibt auch einen guten Einblick in die Ursachen und Geschehnisse des Bauernkriegs. Dabei begegnet man auch der einen und anderen historischen Person, die man schon aus Goethes Schauspiel und der Geschichte der Bauernkriege kennt und die Claudia Sontheimer-Binder gut getroffen in ihrem Umfeld zeigt. Man bekommt einen stimmigen Eindruck von den Wirren der damaligen Zeit.

Das Ganze ist aber kein Geschichtsunterricht in Form eines Dramas, sondern im wörtlichen und übertragenen Sinn blutvolles Theater. Dazu tragen nicht zuletzt die Gaukler bei, die, neben Dorfbewohnern, Räten, Vögten, Richtern, Bauernführern, Grafen, Geistlichen und Nonnen auftreten.

Geschickt und passend ist das Bühnenbild von Hans Reuter im Graben der Burg Stettenfels vor einer steil ansteigenden Tribüne, die rund 450 Zuschauern Platz bietet. Ein paar Stufen und Absätze vor einer Mauer, der Boden mit Stroh bedeckt und dazu eine drehbare Wand auf der linken Seite, auf der die jeweiligen Orte der Handlung abzulesen sind, das ist alles. Die Akteure treten in historisierenden Kostümen des 16. Jahrhunderts auf. Abwechslungsreich, kurzweilig, fantasievoll inszeniert Ursula Simon das rund zweieinviertelstündige Geschehen, wobei sie auch den Turm und die natürlichen Mauern der Burg Stettenfels ins Geschehen integriert.

Im Mittelpunkt des bunten Bilderbogens steht die "schwarze Hofmännin", die ihrem Attribut entsprechend gekleidet Katrin Bayer nicht nur mit großem Engagement, sondern ebenso ausdrucksvoll wie glaubhaft verkörpert. Ihr zur Seite steht nicht nur Heinz Krumrey als ihr starker Mann Peter Albrecht, sondern vor allem Markus Hohmann als kämpferischer Jäcklein Rohrbach. Günther Hörl gibt den unnachgiebigen Caspar Berlin, seines Zeichens Obervogt von Böckingen, dessen Tochter Anna der Swenja Lang sich in den eines Mordes verdächtigten Dorfbewohner Konrad des Thomas Feyerabend verliebt. Selbstbewusst und überheblich spielt Fritz Opel dieses Mordopfer, den Schultheißen zu Böckingen. Als verführerische Hure gewinnt Andrea Ehrhardt Profil, als Pfeifer von Ilsfeld Michael Binder, als Ablassprediger Joachim Siener. Hühner, Musik, Artistik und Kämpfe - diese einstudiert von Tobias Kerst und Robin Vogel - runden die gelungene Uraufführung des Bauernkriegs-Dramas ab. Dieter Schnabel

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