Klassik

Bläserphilharmonie Mannheim: Konzert mit gewissem "Thrill"

Die Bläserphilharmonie Mannheim hat das Publikum im vollen Mozartsaal begeistert - mit moderner Werkauswahl, dynamischem Auftritt und einem gewissen „Thrill“

Von 
Raimund Frings
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Dynamisch und selbstbewusst: die Mannheimer Bläserphilharmonie unter Dirigent Miguel Ercolino im Mozartsaal des Rosengartens. © Manfred Rinderspacher

Mannheim. „Knecht Ruprecht hat sich ins Programm geschlichen“, verrät Orchestervorstand Benjamin Grän das geheime Motto des diesjährigen Nikolauskonzerts der Mannheimer Bläserphilharmonie im Rosengarten. Ein wenig Grusel und Schauer soll bei der Werkauswahl einen gewissen „Thrill“ erzeugen. Nur wenige freie Plätze im Mozartsaal, ein gespanntes Publikum. Gleich zum Auftakt beginnt die furiose Reise. „Ride“ heißt das Stück des Amerikaners Samuel Hazo: Das 80-köpfige Ensemble legt ein enormes Tempo vor, entwickelt einen dicht gewebten Klangteppich aus fein abgestimmten Bläsermelodien. Dazu Kontrabässe sowie sage und schreibe sieben Schlagwerker reißen die Zuhörer aus der Gemütlichkeit des zweiten Adventssonntags.

Keine Zeit zum Atemholen. Gleich das zweite Stück hat eine Gruselgeschichte zum Thema, die der Schweizer Komponist Franco Cesarini musikalisch effektvoll nacherzählt. Schräge Holzbläser- und Tubaklänge künden von Unheil, bis alle Instrumentengruppen einsetzen und eine mystische Atmosphäre schaffen. Voranpeitschende rhythmische Passagen gewinnen die Oberhand und gestalten mitreißende zehn Minuten, die dann mit Glockenschlägen friedlich abgeschlossen werden. Eine eindrucksvolle Leistung, die das Orchester mit seinem jungen venezolanischen Dirigenten Miguel Ercolino hinlegt.

Mit Zitaten aus der Musikgeschichte ist das Werk „On the Shoulders of Giants“ des Schotten Peter Graham gespickt. „Giants“ (Riesen) sind etwa Anton Bruckner, der Trompeter Miles Davies oder der Posaunist Tommy Dorsey, denen auch die Bläserphilharmonie huldigt. Graham erzählt Geschichten, die er zu einem dynamischen Orchester-Stück zusammengestellt hat. Herausragend: zwei gefühlvolle Trompetensoli und die säuselnden Ritornelle der Tubisten, die anspruchsvolle Sechszehntelketten intonieren.

Präsent und selbstbewusst zeigt sich das Ensemble auch im vorweihnachtlichen Teil, für den es sich Klassiker der Filmmusik ausgesucht hat. Eine gute Wahl, werden doch hier die epischen Elemente, die größeren Bläserorchester geradezu auf den Leib geschrieben sind, besonders überzeugend auskomponiert. Wunderschöne Melodie-Motive finden sich im Soundtrack von Danny Elmans „The Nightmare before Christmas“. Immer wieder spürbar: der gute Kontakt zwischen Dirigent Miguel Ercolino und seinen Musikern.

Elegant und feingliedrig werden die ausgewählten Elemente aus der Filmmusik von „A Home alone Christmas“ (Kevin, allein zu Haus) interpretiert. In John Williams’ Komposition sind die Instrumentengruppen weit ausdifferenziert, haben so aber auch die Gelegenheit, ihr Leistungsvermögen zu präsentieren. Steigende Weihnachtsvorfreude ist im Publikum dann bei Karel Svobodas Weihnachtsklassiker „Drei Nüsse für Aschenbrödel“ zu beobachten. Leider wird zum Ende hin der Dreivierteltakt etwas überstrapaziert: Die Schlichtheit des Werkes hat eigentlich keine weitere Akzentuierung nötig.

Dann das rasante Finale: Dirigent Miguel Ercolino hat entsprechend seiner südamerikanischen Herkunft ein unverzichtbares Weihnachtslied im Latino-Stil umgewidmet. Sein „We Wish You a Mambo Christmas“ ist spritzig und lässt optimistisch auf die Festtage vorausschauen.

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