Ein Buchhändler, der Grimm heißt, trifft ein seltsames Wesen, das auf den Namen Möhrchen hört. Es ist ein Zesel. Was? Ein Zesel? Ja, das ist eine Mischung aus Zebra und Esel. Die Autorin Stephanie Schneider, die sich die Geschichte ausgedacht hat, mag solche Wortspiele. Vielleicht denkt ihr bei „Grimm und Möhrchen“ ja auch an „Grimms Märchen“? Das lustige Buch hat der Kinderjury des Deutschen Kinderbuchpreises so gefallen, dass Stephanie Schneider dafür den ersten Preis bekam. Im Interview erzählt sie von ihrer Arbeit als Autorin.
Frau Schneider, wie kamen Sie auf die Idee, ein Zesel zu erfinden?
Stephanie Schneider: Zuerst waren da die zwei Worte „Grimms Möhrchen“. Am Anfang hatte ich mich noch nicht entschieden, was das für Personen oder Figuren sein sollten. Es waren einfach zwei Wesen. Vieles habe ich mit der Illustratorin Stefanie Scharnberg gemeinsam entwickelt, zum Beispiel, dass Grimm Buchhändler ist. Der Zesel war anfangs ein Esel, und als klar war, dass es ein Zesel ist, habe ich gesagt: „Ja, was denn sonst?“
Was zeichnet den Zesel aus?
Schneider: Seine Wortspielereien. Er baut immer zwei Dinge zusammen, so wie bei seinem Namen auch. Er sagt zum Beispiel: „Wenn ich in der Schlange stehe und Langeweile habe, habe ich dann Schlangeweile?“
Machen Ihnen Wortspiele Spaß?
Schneider: Ja, immer schon. In den Büchern wird gereimt und gedichtet. Und die Musik spielt eine wichtige Rolle. Es gibt einen Titelsong auf dem Hörbuch und beim dritten Band zieht sich ein Lied durchs ganze Buch. Wenn es mir Spaß macht, macht es nachher auch den Kindern Spaß. Das ist mir ganz wichtig. Wenn ich schreibe, habe ich die Kinder im Ohr. Ich schreibe so, dass es ihnen gefällt.
Welche Bücher mochten Sie als Kind?
Schneider: Zum Beispiel die Sprachspielereien von James Krüss in „Die Hummerklippen“, das war ein ganz wichtiges Buch für mich. Darauf komme ich jetzt zurück, wie auf vieles, was ich als Kind gemacht habe. Ich denke, auch wenn das kitschig klingt, alle Kinderbuchautorinnen und -autoren haben das Kind in sich erhalten. Ich war auch mal Grundschullehrerin. Es hat mir Spaß gemacht mit den Kindern, aber ich hatte immer das Gefühl, ich bin auf der falschen Seite. Genau wie Grimm und Möhrchen liebe ich es, zu spielen und mir mit anderen etwas auszudenken. Viele Erwachsene sind viel zu ernst. Ich mache mich gern zum Affen.
Wurde das Zesel-Kuscheltier extra fürs Buch entworfen?
Schneider: Ja, das ist etwas, was mich schwer beeindruckt: Der Zesel sieht wirklich so aus wie die Zeichnung. Es gibt ihn nur in geringer Stückzahl, er wird in Thüringen von Hand genäht. Ab und zu werden ein paar dieser Stoffzesel verlost. In den nächsten Wochen gibt es wieder solcher Aktionen. Auf www.dtv.de kann man sich für den „Newsletter Kinderbuch“ anmelden und kriegt alle Infos dazu.
Was machen Sie mit dem Zesel bei Lesungen?
Schneider: Er braucht meist ein bisschen Zeit, bis er herauskommt, weil er sehr schüchtern ist. Er traut sich meist erst nach dem ersten Kapitel raus, wenn er merkt, dass die Kinder doch ganz nett sind. Während der Lesung möchte er meistens auf meinem Schoß bleiben. Zum Schluss ist er dann lockerer, dann umarmt er die Kinder auch.
Kinderbuchpreis
Stephanie Schneider hat den Deutschen Kinderbuchpreis gewonnen. Sie teilte sich das Preisgeld von 100 000 Euro für ihr Buch mit der Illustratorin Stefanie Scharnberg.
Der Deutsche Kinderbuchpreis hat ein viel höheres Preisgeld als alle anderen Kinderbuchpreise in Deutschland. Das liegt daran, dass er von einer Unternehmerin gestiftet wird. Sie heißt Jasmin Schröter. Ihr gehört die Zeitfracht Gruppe.
Eine Erwachsenenjury setzt bis zu zehn Kinderbücher auf eine Liste. Dann entscheiden 32 Kinder in einer Kinderjury, wer gewinnen soll. Immer zwei Kinder kommen aus einem Bundesland. zrb
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