Marsbach stellenweise trocken - Suche nach den Ursachen läuft / Biber ist in diesem Fall unschuldig

Ungewohntes Bild: Der Bach führt kein Wasser

Von 
Ralf Marker
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Ein ungewohntes Bild bietet derzeit der Marsbach: Über weite Strecken führt der Bach nämlich kein Wasser. Im Bachbett wachsen dafür jede Menge Gräser und diverse Unkräuter.

Walldürn. „Das habe ich in 20 Jahren noch nicht erlebt“, sagte Ulrich Löffelmann im Gespräch mit den Fränkischen Nachrichten. Er wohnt in der Manggasse direkt neben dem Gewässer – und kennt ihn nur als fließendes Gewässer. Manchmal mehr, manchmal weniger Wasser – aber nie trocken. „Das ist das erste Mal.“

Nager unschuldig

Theorien für die Trockenheit gibt es einige. Der Biber steht bei so einem Thema ganz oben auf der Liste der Verdächtigen. Tatsächlich gibt es im Bereich der Marsbachquelle einen Biberbau – aber in diesem Fall ist der Nager nach Auskunft von Martin Kuhnt unschuldig. „Der Damm wurde geöffnet und das Wasser fließt“, so Kuhnt, der als Biberbeauftragter für die Bereiche Walldürn, Höpfingen und Hardheimder zuständig ist. Der Bauhof der Stadt kontrolliert das regelmäßig. Allerdings sei die Schüttung der Marsbachquelle in diesem Jahr gering. Eine gewisse Strecke führt der Bach Wasser. Aber immer weniger, bis es im Bereich der Seebrücke ganz versiege. Die Suche nach den Ursachen läuft, das Ergebnis stehe aber noch aus.

Den Biberdamm habe man herabgesetzt, so Bürgermeister Markus Günther, damit das Wasser wieder fließt. Einen Grund für den trockenen Bach sieht Bürgermeister Günther in der Trockenheit. Der dritte trockene und niederschlagsarme Sommer hintereinander mache der Natur zu schaffen. Eine Vermutung, die auch Löffelmann im Gespräch mit den FN geäußert hat. Und der Bürgermeister hat auch schon beobachtet, dass die Schüttung der Quelle gering ist. Eine Stück weit führe der Bach Wasser, ehe alles versiegt.

Wasserentnahme ein Problem

Ein Problem ist, so der Bürgermeister weiter, die Entnahme von Wasser aus dem Bach „von einer nicht unerheblichen Anzahl von Bürgern“. Und das in Mengen, „die das Wasserrecht nicht hergibt“. Eine Gießkanne voll Marsbachwasser, das sei kein Problem. Aber der Einsatz von Pumpen oder das Auffüllen von 1000-Liter-Fässern, das gehe nicht.

Die Stadt Walldürn hat aus gegebenem Anlass darauf hingewiesen, dass nach den Bestimmungen des Wassergesetzes die Wasserentnahme aus oberirdischen Gewässern grundsätzlich nur in geringen Mengen – zum Beispiel Schöpfen mit Handgefäßen – allgemein zulässig ist. Diese Regelung zum Gemeingebrauch gilt auch für öffentlich zugängliche Brunnen, die aus Grundwasser gespeist werden. Eine darüber hinausgehende Wasserentnahme stellt eine Ordnungswidrigkeit dar – und die kann mit einem Bußgeld geahndet werden. Hiervon sind Wasserentnahmen unberührt, wenn die zuständige Wasserbehörde eine gesonderte Erlaubnis erteilt hat.

Anderes Bild

Ein anderes Bild bietet sich dem Betrachter unterhalb der Kläranlage. Hier führt der Marsbach wieder ordentlich Wasser. Das hat zweierlei Gründe. Einmal werde der Marsbach dort, so Bürgermeister Günther, von einigen Quellen gespeist. Zweitens wird dem Bach hier das gereinigte Wasser aus der Kläranlage zugeführt. Das Wasser wird nicht nur gereinigt, sondern natürlich auch regelmäßig kontrolliert. Die FN haben beim Fachdienst Umwelt, Landentwicklung und Ordnungswesen, kommunale Abwasserbeseitigung des Landratsamtes nachgefragt.

Wer kontrolliert das Wasser?

Landratsamt: Der Betreiber der Abwasserreinigungsanlage, die Stadt Walldürn, hat die Untersuchungen und Messungen nach der Verordnung des Umweltministeriums über die Eigenkontrolle von Abwasseranlagen (Eigenkontrollverordnung, EKVO) durchzuführen. Zudem werden im Auftrag des Landratsamtes von einem externen Labor unangekündigt Wasserproben im Ablauf der Kläranlage entnommen (sechs Mal im Jahr) und im Labor untersucht.

Was wird kontrolliert? Wie oft wird kontrolliert?

Landratsamt: Gemäß Eigenkontrollverordnung sind im Ablauf der Kläranlage Walldürn, in Abhängigkeit von der Größenklasse der Kläranlage, folgende Messungen durchzuführen:

– Abwasserdurchfluss kontinuierlich (Messung kann auch im Zulauf erfolgen).

– pH-Wert kontinuierlich.

– Absetzbare Stoffe täglich.

– Trübungsmessung kontinuierlich.

– Chemischer Sauerstoffbedarf (CSB) zweimal in der Woche.

– Stickstoff gesamt zweimal in der Woche.

– Ammoniumstickstoff zweimal in der Woche.

– Nitratstickstoff zweimal in der Woche.

– Nitritstickstoff einmal in der Woche.

– Phosphor gesamt zweimal in der Woche.

Diese Untersuchungen führt die Kläranlage im eigenen Labor auf der Kläranlage beziehungsweise mit fest eingebauten Messeinrichtungen durch.

Bei den amtlichen Untersuchungen (sechs Mal im Jahr) werden im Ablauf der Kläranlage folgende Parameter gemessen (die Untersuchungen werden in einem externen Labor durchgeführt):

– Färbung, Aussehen

– Geruch

– pH-Wert

– elektrische Leitfähigkeit

– chemischer Sauerstoffbedarf (CSB)

– biologischer Sauerstoffbedarf (BSB5)

– Stickstoff gesamt

– Ammoniumstickstoff

– Nitratstickstoff

– Nitritstickstoff

– Phosphor gesamt

Wie ist die Qualität des Wassers, das in den Bach fließt?

Landratsamt: Die Ergebnisse der amtlichen Untersuchungen für 2020 unterschreiten die Anforderungen, der in der wasserrechtlichen Erlaubnis für den Ablauf der Kläranlage festgelegten Werte.

Redaktion Redakteur bei den FN

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