Bürgermeisterwahl Tauberbischofsheim - Amtsinhaber zieht seine Bewerbung zurück / Impfingens Ortsvorsteher Dr. Dominik Carle reicht Bewerbung ein

Wolfgang Vockel tritt nicht mehr an

Von 
Fabian Greulich
Lesedauer: 

Paukenschläge am Mittwoch. Bürgermeister Wolfgang Vockel hat am Morgen seine Kandidatur zurückgezogen. Impfingens Ortsvorsteher Dr. Dominik Carle hat sich am Abend beworben.

Tauberbischofsheim. Eine Ära wird zu Ende gehen, soviel ist jetzt sicher. Nach 24 Jahren wird die Amtszeit von Bürgermeister Wolfgang Vockel im September Geschichte sein. Am frühen Mittwochmorgen hat der 63-Jährige in einem kurzen Schreiben bekanntgegeben, dass er seine Kandidatur um das Amt des Bürgermeisters der Kreisstadt Tauberbischofsheim zurückziehe. Damit tritt Vockel zum zweiten Wahlgang am 14. Juli nicht mehr an.

Um kurz nach 8 Uhr ging die E-Mail von Vockel mit folgendem Wortlaut bei der Redaktion ein: „Meinen Wählerinnen und Wählern danke ich für ihre Stimmen und ihr erneutes Vertrauen, das sie mir entgegengebracht haben. Es ist mir eine ebenso große Ehre wie Freude, Tauberbischofsheim seit 24 Jahren und somit über die längste Amtszeit eines hauptamtlichen Bürgermeisters in der Geschichte dieser Stadt zu dienen. Meine Aufgaben habe ich stets mit Begeisterung und mit großem Respekt vor der Würde und der Verantwortung des Amtes wahrgenommen. Allen, die mich in dieser Arbeit unterstützt haben, danke ich herzlich. Dass die Stadt heute besser dasteht denn je, macht mich stolz.

Nach einer sorgfältigen Analyse des Wahlergebnisses vom vergangenen Sonntag habe ich mich entschieden, meine Bewerbung um eine weitere Amtszeit zurückzuziehen.

Dankbar und in herzlicher Verbundenheit wünsche ich Tauberbischofsheim und seiner Bevölkerung eine gute Zukunft.“

Wolfgang Vockel reagierte damit auf sein schlechtes Ergebnis im ersten Wahlgang. Sehr deutlich lag er nach der Auszählung am vergangenen Sonntag hinter seiner Herausforderin Anette Schmidt zurück, die als klare Etappensiegerin aus der Wahl hervorging.

Die amtierende Bürgermeisterin von Großrinderfeld holte 2544 der insgesamt abgegebenen 6480 Stimmen und kam somit auf einen Anteil von 39,3 Prozent. Vockel dagegen erhielt nur 1835 Stimmen, was einem Anteil von 28,4 Prozent entspricht.

Nach dem Rückzug von Bürgermeister Vockel blieben am Mittwoch zunächst drei Kandidaten im Rennen um den Chefsessel im Tauberbischofsheimer Rathaus. Neben Anette Schmidt sind dies der Unternehmensberater Dr. Matthias Blümm, der mit 11,8 Prozent der Stimmen auf Platz drei in der Wählergunst lag, sowie der Bauingenieur Stefan Konietzny (9,8 Prozent). Bereits am Montag hatten sich der Auszubildende Patrick Kowatsch (4,0 Prozent), der Realschullehrer Michael Schmid (5,2) und der Diplomat Harald Gehrig (1,5) aus dem Rennen verabschiedet.

Nun ist auch der langjährige Amtsinhaber Wolfgang Vockel nicht mehr dabei.

Spannend war seit Sonntagabend die Frage, ob sich ein weiterer, neuer Kandidat für das Amt des Bürgermeisters bewerben würde. Und tatsächlich: Um kurz vor 18 Uhr reichte Dr. Dominik Carle seine Unterlagen im Rathaus ein. Der Jurist und Mediator ist auch Ortsvorsteher des Stadtteils Impfingen. Wahlausschussvorsitzender Gerhard Baumann bestätigte die Bewerbung.

„Ich habe mich jetzt beworben, weil Wolfgang Vockel nicht mehr kandidiert. Als Ortsvorsteher sah ich es als Frage des Respekts an, nicht gegen den amtierenden Bürgermeister anzutreten. Nun scheidet Vockel aus und mit ihm geht sehr viel Fachwissen verloren, auf das die Stadt bei den anstehenden oder bereits begonnenen Projekten nicht verzichten kann. Nach unserer langjährigen Zusammenarbeit hat Wolfgang Vockel mir versprochen, mich im Falle meiner Wahl beratend zu unterstützen“, so der 40-jährige Jurist und Wirtschaftswissenschaftler.

Die Wahl habe gezeigt, dass die Bürger einen Wechsel wünschen. „Jedoch zu jemandem mit politischer Erfahrung. Das kann ich bieten. Zu meinem akademischen Hintergrund bringe ich vier Jahre hauptberufliche Erfahrung als Mitarbeiter des Deutschen Bundestags mit und bin im neunten Jahr Ortsvorsteher von Impfingen.“

Ihm seien die Strukturen der Verwaltung geläufig und die anstehenden Projekte bekannt: „Dies kann ich kombinieren mit der 24-jährigen Berufserfahrung von Herrn Vockel und bin dabei in meinen Entscheidungen frei und unabhängig. Ich biete also einen neuen Charakter mit neuen Ideen und Arbeitsweisen, jedoch ohne das Risiko, Erfahrung zu verlieren oder Strukturen zu zerstören. Diese fruchtbare Kombination aus Bewährtem und Innovation möchte ich der Stadt anbieten. Mir ist schlicht das Risiko zu groß, das die Stadt einginge, wenn nun völlig Außenstehende das Ruder übernehmen. Meine Heimat liegt mir sehr am Herzen.“

Redaktion FN-Chefredakteur

Copyright © 2025 Fränkische Nachrichten