Igersheim. Gestern fand das lang geplante Projekt der Klasse 9b der Realschule St. Bernhard und deren Lehrern Bertram Fella und Yvonne Knödler in Igersheim und Bad Mergentheim seinen Abschluss: die Verlegung von "Stolpersteinen" im Trottoir zur Erinnerung an jüdische Mitbürger.
"Stolpersteine", das ist ein Projekt des Künstlers Gunter Demnig. Mit kleinen Gedenktafeln aus Messing soll an das Schicksal der Menschen erinnert werden, die von den Nationalsozialisten deportiert und in Konzentrations- und Vernichtungslagern ermordet wurden. Die Schülerinnen der Realschule St. Bernhard wollten dazu beitragen, dass dieses Kapitel unserer Geschichte nicht in Vergessenheit gerät. "Hier wohnte..." beginnt die Inschrift der vielen Tausend Steine, mit denen seit 2000 schon in weit über 400 Städten und Gemeinden der Blick auf die Opfer gelenkt wird.
Nach der Verlegung von "Stolpersteinen" im Hof der Realschule St. Bernhard zur Erinnerung an Familie Strauss und Familie Rothschild kam die Klasse 9b mit Gunter Demnig nach Igersheim. Dort begleiteten der Heimatverein Messklingenschlapp, allen voran Georg Jetzinger, und das Bürgernetzwerk die Aktion. Neben zahlreichen interessierten Bürgern, den Vertretern der ortsansässigen Banken Sparkasse und Volksbank und Bürgermeister Frank Menikheim nahm auch die Klasse neun der Igersheimer Hauptschule an der Veranstaltung teil.
Georg Jetzinger wies darauf hin, dass jeder Stein, der in Igersheim verlegt wird "an Menschen erinnert, die Teil der Gemeinde waren und das Dorfgeschehen geprägt haben, denen es aber nicht vergönnt war, ihr Leben hier zu beenden".
Die Mädchen der Realschule St. Bernhard lasen daraufhin aus den Biografien der früheren jüdischen Mitbürger Igersheims vor, während der Künstler Gunter Demnig die Erinnerungssteine in den Gehweg verlegte. Es wurden drei "Stolpersteine" zur Erinnerung an Schmay, Sofie und Rosa Harthmeier am Möhlerplatz und zwei zum Gedenken an Max und Gertrud Rosenheimer in der Bad Mergentheimer Straße verlegt. Alle fünf wurden nach Riga ins Konzentrationslager deportiert und sind dort am 1. Dezember 1941 umgekommen. An diese jüdischen Mitbürger werden künftig "Stolpersteine" im Gehwegbereich vor ihren letzten gewählten Wohnorten erinnern.
Hans Mauroner, ein Igersheimer Zeitzeuge und ehemaliger Nachbar der Familie Harthmeier, der noch als Kind mit Schmay gespielt hatte, erzählte aus seinen persönlichen Erinnerungen. Er sei oft in deren Haus gewesen, bis "der Kontakt nach 1933, vor allem tagsüber, schwierig" wurde. Für Bürgermeister Frank Menikheim war es "keine Frage als 429. Kommune mitzuwirken, als das Anliegen an mich herangetragen wurde". Er begrüßte die Aktion der Schülerinnen als gute, sichtbare Erinnerung an die jüdische Geschichte und empfand die Zeremonie als "würdigen Abschluss". mela
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