FN-Umfrage - Auch die Tierschutzvereine im Main-Tauber-Kreis versuchen, bestmöglich mit der Corona-Krise umzugehen

„Wir sind immer für die Tiere da“

Von 
Sabine Holroyd
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Main-Tauber-Kreis. Die Ausnahmesituation betrifft alle – auch die, die sich beruflich oder ehrenamtlich um schutzbedürftige Tiere kümmern. Der Landestierschutzverband ist die Dachorganisation von derzeit 116 Tierschutzvereinen in Baden-Württemberg. Vorsitzender Stefan Hitzler warnt vor den schwerwiegenden Folgen der Pandemie: „Fehlende Einnahmen und die tägliche Aufrechterhaltung der Tierversorgung bringen immer mehr Tierheime an ihre Grenzen.“

Das kann Monika Eggerer nur bestätigen. Der Leiterin des Wertheimer Theodora-Brand-Tierheims machen vor allem die, wie sie sagt, enorm hohen Tierarztkosten zu schaffen. Viele ihrer Schützlinge sind alt und pflegebedürftig, brauchen Medikamente und besondere Zuwendung. Momentan betreut sie mit zwei Aushilfskräften und ehrenamtlichen Mitarbeitern rund 20 Hunde und ebenso viele Katzen.

Weniger Spendengelder

Tiere werden auch in Corona-Zeiten vermittelt, Termine dazu telefonisch oder online ausgemacht. Doch die Spendengelder würden weniger, viele Menschen befänden sich in Kurzarbeit und hätten nun erst mal nicht die finanziellen Mittel dazu, so ihre Erfahrung. Zudem fallen wie überall Tierheimfeste oder Flohmärkte – normalerweise eine sicherere Einnahmequelle – aus.

Mit Tierfutter ist das Heim allerdings gut ausgestattet. Dafür sorgen ein Hersteller als Sponsor und Sammelboxen, die immer gut gefüllt seien.

Seit 2008 leitet Monika Eggerer das Heim, wohnt auch auf dem Gelände dort und hofft inständig, nicht krank zu werden. „Ich mach’ immer den Turbo ‘rein“, beschreibt sie ihre Arbeitsweise gegenüber den FN.

„Nicht so präsent bei den Leuten“

Ein bisschen entspannter ist die Lage dagegen im Tierheim Bad Mergentheim, auch wenn man hier ebenfalls einen Rückgang der Spenden verzeichnet. „Durch Corona sind wir gerade nicht so bei den Leuten präsent“, meint Heidrun Leiss-Schott, Vorsitzende des Bad Mergentheimer Tierschutzvereins, im Gespräch mit den FN. Eine Vollzeit- und eine Teilzeitpflegerin sowie eine Minijobberin kümmern sich zusammen mit einem festen Stamm von ehrenamtlichen Helfern um die Tiere – momentan sind es fünf Hunde und 20 Katzen.

Zur Zeit werden keine neuen Gassigänger angenommen. Eine kleine Gruppe von festen „Hundeausführern“ sorgt für den Auslauf der Tiere, die Übergabe erfolgt nach den Corona-Regeln, berichtet sie. Von 18 bis 20 Uhr kümmert sich dann jeweils ein ehrenamtlicher Mitarbeiter um die Hunde und Katzen, der so genannte „Abenddienst“.

Sorgen bereitet Heidrun Leiss-Schott und ihren Mitarbeitern der zu erwartende Ansturm an Katzenbabys. „Im letzten Jahr war das Katzenhaus über Monate komplett überfüllt“, sagt sie und meint: „Das nimmt von Jahr zu Jahr zu – so, als ob die Leute noch nie was von Kastration gehört hätten.“

„Natürlich ist unser Leben schwieriger als vorher, und klar könnten wir mehr Spenden gebrauchen, aber es ist nicht total dramatisch bei uns. Es gibt Menschen und Betriebe, die ganz schlimm betroffen sind. Ihnen geht es viel schlechter als uns“, meint die Vorsitzende und erwähnt die Grundstückssuche für das neue Tierheim, die den Verein gerade ebenfalls sehr beschäftigt.

„Seit März hat uns Corona voll im Griff. Die Vermittlung über Pflegestellen steht bei Null“, sagt Elisabeth Döringer. Die Vorsitzende des Tauberbischofsheimer Tierschutzvereins erklärt im FN-Gespräch weiter: „Natürlich zeigen wir unsere Tiere im Internet oder auf Facebook, und auch telefonisch informieren wir Interessenten, aber wir müssen sie auf kaum absehbare Zeit vertrösten. Besuche, um die Tiere kennenzulernen, sind nicht möglich, denn wir möchten nichts riskieren.“

Im Gegensatz zu Monika Eggerers Erfahrung ließen die Futterspenden in den Sammelboxen nach. „Die Menschen kaufen eben nicht mehr so häufig ein“, meint Elisabeth Döringer und nennt ein weiteres Problem: „Besonders fehlen uns die Einnahmen aus unserem Laden in Tauberbischofsheim. Die Miete fällt weiterhin an, aber wir wollen mit der Öffnung noch ein paar Wochen warten. Wichtig ist, wie sich die Infektionszahlen jetzt bei der Lockerung der Maßnahmen entwickeln. Mindestens drei bis vier Wochen beobachten wir die Lage.“

Fundtiere nimmt der Tauberbischofsheimer Verein unter Einhaltung aller Vorsichtsmaßnahmen weiterhin auf.

„Unsere Tierärzte haben sich vorbildlich auf die veränderte Situation eingestellt, so dass wir Behandlungen bei ihnen durchführen lassen können. Mittlerweile haben auch die ersten Katzen schon geworfen. Das Leben geht für die Tiere und den Tierschutz ganz normal weiter. Trotz Corona sind wir für die Tiere da“, sagt Elisabeth Döringer.

Wildschweine aufgepäppelt

Die Liebe zu den Tieren haben alle – Monika Eggerer, Heidrun Leiss-Schott und Elisabeth Döringer – gemeinsam. Monika Eggerer, die schon seit 1977 eng mit dem Wertheimer Tierheim verbunden ist, erzählt, wie sie als Kind schon mit ihren zwei Geschwistern Wildschweine und Füchse aufpäppelte. Ihr Vater war Förster.

„Hunde waren immer meine besten Freunde“ sagt sie. Und noch heute kann sie es nicht ertragen, wenn sie eine hilflose Fliege oder Biene im Wasser zappeln sieht – Monika Eggerer rettet sie. Das war schon immer so.

„Viele Menschen haben keine Ahnung, wie viel Gefühl in einem Tier steckt. Tiere haben mir schon immer so viel gegeben“, sagt sie und gibt zu, dass ihr der Tod ihrer altersschwachen Schützlinge jedes Jahr mehr zusetzt: „Das wird immer schlimmer.“

Auch für Heidrun Leiss-Schott sind Tiere „ein lebensbegleitendes Thema“. Auch sie ist mit verschiedenen Tieren aufgewachsen. „Tierschutz ist mein Leben“, sagt sie und fügt hinzu: „Sie brauchen uns.“

Elisabeth Döringer ist auf dem Land aufgewachsen und hatte ebenfalls immer Tiere um sich.

„Ich war stets gerne im Kuh- und Schweinestall und habe dementsprechend gut gerochen“, erinnert sie sich lachend.

Felix war ihr erster „eigener“ Kater. An alle anderen Katzen, mit denen sie ihr Leben teilte, erinnert sie sich noch genauso gut wie an ihn: An die dünne Twiggy, an die Streunerin Susi, an Kater Niko oder an Pussy, die das biblische Katzenalter von 19 Jahren erreichte – „eine wunderschöne Schildpattkatze“, schwärmt sie noch heute.

Hilfen für Tierheime in der Corona-Krise

Hier die Spendenkonten der drei Tierschutzvereine im Main-Tauber-Kreis:

Tierschutzverein Wertheim: BIC SOLADES1TBB, IBAN: DE 4967 3525 6500 0305 2776 bei der Sparkasse Tauberfranken oder BIC GENODE61WTH, IBAN: DE 3867 3900 0000 0007 9103 bei der Volksbank Main-Tauber

Tierschutzverein Bad Mergentheim: IBAN: DE63 6735 2565 0000 0226 32 bei der Sparkasse Tauberfranken oder IBAN: DE69 6739 0000 0086 5966 28 bei der Volksbank Main-Tauber.

Tierschutzverein Tauberbischofsheim: IBAN: DE12 6735 2565 0002 1338 82 bei der Sparkasse Tauberfranken oder IBAN: DE44 6739 0000 0070 5038 08 bei der Volksbank Main-Tauber.

In einer Pressemitteilung vom Montag kündigte der Minister für Ländlichen Raum und Verbraucherschutz, Peter Hauk, 500 000 Euro für Soforthilfen für Tierheime und tierheimähnliche Einrichtungen im Land an.

„Wir schaffen mit Hochdruck die verwaltungsmäßigen Voraussetzungen zur Abwicklung des Förderprogramms. Ich gehe davon aus, dass eine Antragstellung ab Anfang Mai möglich sein wird“, sagte er.

Detaillierte Informationen zur Antragsstellung werden laut Ministerium ab Anfang Mai auf der Internetseite www.mlr-bw.de zu finden sein.

Redaktion Im Einsatz für die Lokalausgabe Tauberbischofsheim

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