Die Tradition bleibt weiterhin ungebrochen: Jeweils im Herbst veranstaltet der Heimat- und Kulturverein Lauda einen stets interessanten Fränkischen Abend.
Lauda. „Die Fachliteratur charakterisiert ihn unter anderem als eifrigen Hexenverfolger; im Staatsarchiv aufgefundene neue Quellen stellen dies allerdings infrage“: So ein Kernsatz in der Einladung des Heimat- und Kulturvereines (HKV) Lauda zum Fränkischen Abend in der mit mehr als 150 Besuchern gut gefüllten katholischen Pfarrscheune, in deren Saal sich nun alles um den 1545 in Mespelbrunn geborenen Julius Echter, Herzog zu Franken und vor allem von 1573 bis 1617 Würzburger Fürstbischof, drehte.
Schillernde Persönlichkeit
Die schillernde Persönlichkeit beleuchtete dabei mit fundierten Details und per an die Leinwand geworfenen Dokumenten innerhalb der rund zweieinhalb kurzweiligen Stunden – mit obligatorischer Pause – der ausgewiesene Experte Dr. Robert Meier, seines Zeichens Historiker, Archivar, Publizist und Lehrbeauftragter an der Universität Würzburg, der sich in seinem Forschungsgebiet ausführlich mit der Regierungszeit eines Mannes befasste, nach dem man in der Eisenbahnerstadt Lauda gar eine Straße benannte.
Musikalische Umrahmung
Bei gekonnter Umrahmung durch das Violine-Duo Elias Burkhard und Jan Zalles-Reiber von der Schule für Musik und Tanz im Mittleren Taubertal sowie reibungsloser Bewirtung seitens der kurzfristig eingesprungenen HKV-Mitglieder, wertete der Vorsitzende Werner Hellinger in seiner Begrüßung die rege Teilnahme als Zeichen der Verbundenheit und als Wertschätzung der im Verein geleisteten Arbeit.
Zum inzwischen bereits zur Tradition gewordenen Fränkischen Abend bemühe man sich stets aufs Neue, ein interessantes Programm zu bieten, mal nachdenklich und besinnlich, mal heiter und beschwingt, erklärte der Vorsitzende, der an die zuletzt erfolgreichen Zusammenkünfte mit dem Mundart-Dichter Hermann Hehn aus Bütthard und die Gedenkveranstaltung zum Laudaer Heimatsohn, Gymnasialprofessor und Geistlicher Rat Hans-Hubert Spönlein, erinnerte, zu dessen 100. Geburtstag das Vorstandsmitglied Wilfried Bickel den Lebensweg plus Schaffen und Wirken aufgezeigt hatte.
Werner Hellinger, der neben einer illustren Gästeschar ausdrücklich die zahlreichen Vertreter der diversen Heimatvereine aus der näheren und weiteren Umgebung willkommen hieß, stellte dann den Hauptakteur des Abends, Dr. Robert Meier, näher vor (siehe dazu Info-Box auf dieser Seite), um sich daraufhin kurz mit Julius Echter zu beschäftigen.
44 Jahre lang, von 1573 bis 1617, habe dieser als Fürstbischof von Würzburg geherrscht und dabei das Gebiet Mainfranken nachhaltig geprägt, wusste der HKV-Vorsitzende, der anmerkte, dass keine Persönlichkeit die dortige Geschichte in einem solchen Maße polarisierte wie der Herzog zu Franken.
Entschlossen und glaubensstark
Auf der einen Seite betrachte man ihn als entschlossenen und glaubensstarken Fürsten, dessen Gründungen der Universität und des Juliusspitals bis heute nachwirkten, fügte Hellinger an, der noch darauf hinwies, dass Julius Echter ja auch in Lauda mit einer gleichnamigen Straße präsent sei.
„Andererseits wird er als der intolerante Eiferer, der Vertreiber der Protestanten, der Judenfeind sowie der Hexenverfolger und Verbrenner gesehen und beschrieben“, resümierte der Vorsitzende, der damit zum Referenten des Abends überleitete, der unter dem Titel „Julius Echter und die Hexen“ zuerst einmal die Hauptperson der Veranstaltung als einen „ungewöhnlichen Menschen“ bezeichnete.
Der gebürtige Mespelbrunner habe ja bisher als „fanatischer Hexenjäger“ gegolten, nach seinen neuesten Erkenntnissen glaube er dies allerdings heute nicht mehr, bekräftigte Dr. Meier, der dies anhand in Bronnbacher Archivkisten vorgefundener Schreiben, Aufzeichnungen und Urkunden aus dem Remlinger Bereich um 1600 belegte, in denen der „unheimliche Aktenfresser“ mehrmals die nicht ausreichenden Indizien anprangerte.
Blick auf damalige Verhältnisse
„Denunziation war quasi Pflicht“, lenkte Robert Meier den Blick auf die damaligen Verhältnisse, um gleichzeitig überhaupt einen Zeitrahmen „einer Welt voller Magie und Zauberer“ vor Augen zu führen, untermauert mit Beispielen aus einem Hagel-Unwetter mit folgenden Ernteschäden in der Walpurgisnacht, wofür man natürlich die „Hexen“ verantwortlich machte, egal welcher Konfession, zu 80 Prozent meist ältere Frauen, deren Ruf eh schon „im Keller“ angesiedelt gewesen sei.
Über die harten Kriterien plus Umgang mit dem Teufel und den Fall einer Zwölfjährigen aus Erlenbach kam der profunde Kenner, der die zum Geständnis erlaubte Folter nicht verhehlte, dann auf die 1603 erwähnten zehn „Laudemer Weiber“ zu sprechen, wobei man dank Niederschrift von fünf mit Prozessen vor dem Würzburger Brückengericht wisse.
Breiteren Raum in den äußerst aufschlussreichen Erläuterungen des Historikers nahm daraufhin hierbei die im mitten in der Stadt befindlichen so genannten Stockmeisterhaus, dem Gefängnis, untergebrachte Frau Barbara des einstigen durchaus angesehenen Laudaer Schultheißen Johann Brennfleck ein, der sich in zwei Briefen an den Fürstbischof vehement für seine Gattin verbürgte.
Positive Signale
Somit könne man aus dieser schwierigen Zeit auch positive Signale mitnehmen, hieß es, ehe der Vorsitzende Werner Hellinger unter viel Applaus nach der Überreichung von Weinpräsenten und Büchern an den Referenten sowie Blumengebinden an die Service-Damen darauf hinwies, dass die 17. Ausgabe der Schriftenreihe „Die Brücke“ vermutlich noch vor Weihnachten vorliege. Im Hauptthema gehe es diesmal um 100 Jahre gemeinnützige Baugenossenschaft, während man darüber hinaus außerdem besondere Erinnerungen eines Postboten und ebenfalls eines alten Bewohners aus Lauda aufleben lasse.
Publikationen verliehen neue Impulse
„Authentisch, aber ohne die wissenschaftliche Schwere, die sonst kennzeichnend für Echter-Biografien ist: Das ist der Ansatz, den Dr. Robert Meier bei seinem 2017 erschienenen Buch ’Julius Echter: 1545 – 1617’ über den Würzburger Fürstbischof verfolgt hat. Seit seinen Forschungen über die Remlinger Hexenprozesse ist Echter ’das’ Thema des Historikers, Publizisten und Archivars“, so schrieb die Universität Würzburg in ihrem Online-Magazin „Einblick“.
Die Publikationen zur Hexenverfolgung von Dr. Robert Meier, Archivar, Publizist und Lehrbeauftragter an der Uni Würzburg, verliehen der Echterforschung in den vergangenen Jahren neue Impulse. Nach seinem Studium in Göttingen und Köln sowie seiner Promotion 1998 an der Universität Köln war Meier Archivreferendar beim Land Nordrhein-Westfalen und anschließend Mitarbeiter im Landesarchiv Baden-Württemberg, Abteilung Staatsarchiv Wertheim. Ab 2003 Publizist, ist er seit 2007 Lehrbeauftragter an der Julius-Maximilian-Uni Würzburg und seit 2017 Dozent an der Archivschule Marburg. bix
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