Gerichtstetten. Zumindest optisch ist der Bürgerwindpark Gerichtstetten nun komplett: Vor Kurzem wurde das letzte Rotorblatt des sechsten Windkraftrads aufgezogen. Wenn sämtliche Restarbeiten erledigt wurden, erzeugt der Windpark pro Jahr rund 48,3 Millionen Kilowattstunden Strom und sichert damit den Verbrauch von annähernd 12 000 Haushalten.
Ergänzt wurde der im Ganzen sechs Anlagen umfassende Park um zwei Windkrafträder des Typs „Enercon E-138“ mit einer Nabenhöhe von 131 Metern und 138 Metern Rotordurchmesser; die Gesamthöhe misst imposante 200 Meter.
Ein einzelnes Rotorblatt wiegt rund 20 Tonnen, was logistische Meisterleistungen zum Aufbau erforderte. Der Aufwand lohnte sich: Damit ging eine fünfjährige, nicht immer wie gedacht verlaufene Geschichte ihrem Ende entgegen.
Der von Harald Schmieg (EKS-Solartechnik) intiierte und betriebene Park hatte in der Vergangenheit mit manchen Pfunden gewuchert. So waren an den ersten vier Anlagen bereits kurz nach der Aufstellung Risse in den Betontürmen festgestellt worden, was umfangreiche Nachbesserungen erforderlich gemacht hatte.
Zuletzt war der damals noch aus vier Anlagen bestehende Bürgerwindpark vor rund einem Jahr in die Schlagzeilen geraten, als sich bei winterlichem Frost ein an den Flügel geklebtes Hinterkantensegment gelöst hatte – die betreffende Windkraftanlage vom Typ „Enercon E-141“ war seinerzeit sicherheitshalber kurzzeitig aus dem Betrieb genommen worden, während die drei verbliebenen Anlagen weiter ihre Kreise gedreht hatten.
Zudem konnten die zwei nun aufgebauten Anlagen erst nach neuen Planungen realisiert werden: Als Stein des Anstoßes hatte sich erwiesen, dass die Windkrafträder eine militärische Tiefflugzone tangiert hätten.
Nachdem die Anlagenhöhe entgegen der ursprünglichen Absicht um 30 Meter reduziert worden war, konnte man entgegen anfänglicher Lieferschwierigkeiten doch rascher als geplant tätig werden. Damit konnte auch die eigentliche Projektidee verwirklicht werden: „Konzipiert war der Bürgerwindpark von Anfang an für sechs Anlagen“, stellt Harald Schmieg klar. Wie er weiterhin bekannt gibt, laufen die vier Ende 2019 ans Netz gegangenen Anlagen inzwischen „grundsätzlich störungsfrei und nach Plan“.
In die Zukunft blickt er mit gewisser Zuversicht: „Die beiden neuen Räder sollen nach der Erledigung marginaler Restarbeiten voraussichtlich Anfang 2021 ans Netz gehen und tragen dann etwa 13,7 Millionen Kilowattstunden Strom pro Jahr zum Gesamtwert bei“, hebt Schmieg erfreut hervor. Genau genommen habe man es jedoch mit gleich zwei Windparks und damit auch zwei Bürgerwindparks-Gesellschaften zu tun, wie Harald Schmieg gegenüber den FN betont.
Die Bürgerbeteiligungen seien bereits abgeschlossen: „An den ersten vier Anlagen sind 156 Kommanditisten beteiligt, während es für die beiden neuen Windkrafträder bereits deren 20 gibt – und über die Hälfte der Beteiligten stammen aus der Region.“ Zu einer größeren Ausschreibung sei es im Falle der neuen Räder nicht gekommen, da sich die Herausgabe spezieller Verkaufsprospekte für lediglich zwei Anlagen laut Schmieg nicht als lohnenswert herauskristallisiert habe.
URL dieses Artikels:
https://www.fnweb.de/orte/hardheim_artikel,-hardheim-zumindest-optisch-ist-nun-alles-komplett-_arid,1722945.html