Bürgerinitiative für Gesundheit und Naturschutz - Jahreshauptversammlung in Bretzingen / Mitglieder zeigen Ausdauer und Hartnäckigkeit

„Wir haben viel erreicht und werden weiterkämpfen“

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ad
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Bretzingen. Im SVB-Sportheim traf sich am Mittwoch die Bürgerinitiative für Gesundheit und Naturschutz (BGN) zu ihrer Jahreshauptversammlung, die neben informativen Berichten auch Teilwahlen der Vorstandes beinhaltete.

Vorsitzender Dieter Popp stieg nach kurzer Begrüßung direkt in die Tagesordnung ein und bündelte im Tätigkeitsbericht die Ereignisse ab November 2017: Im Februar 2018 traf man sich zu einer Pressekonferenz mit Vertretern des Flugsportclubs Odenwald. Kurz danach fand in der Erftalhalle der Informationsabend zum Thema „frühe Öffentlichkeitsbeteiligung statt“, der aus Sicht der Bürgerinitiative als „lahme Pro-Windkraft-Veranstaltung“ angesehen wird und alle Hoffnungen auf eine Frage-Antwort-Sitzung zunichte gemacht habe. Anwesend war Zeag-Artenschutzgutachter Beck, der das Gutachten der BGN als „Irreführung der Öffentlichkeit“ abwertete. „Zu Unrecht, wie sich später zeigte“, erklärte Dieter Popp.

Weiterhin erinnerte er an die Erörterung von Punkten zur Umweltverträglichkeitsprüfung, zu der man sich in Mosbach traf. Dort erschienen von 98 geladenen Verbänden lediglich deren fünf.

Im Mai gab man Stellungnahmen zu diversen Themen an das Regierungspräsidium Karlsruhe und den Verband Rhein-Neckar-Mannheim ab. Karin Thoma informierte ausführlich darüber, dass etwa die fehlerhaften räumliche Abgrenzung des FFH-Gebiets moniert und eine Erweiterung beantragt wurde. „Die Immobilienwerte sinken in beträchtlichem Maß, da durch die Windkraftanlagen auch der Erholungswert nicht mehr gegeben ist und ein zu massiver Einschnitt in das Landschaftsbild erfolgt“, hielt sie fest.

Dieter Popp erinnerte schließlich an den Juli 2018: „Damals kam ans Tageslicht, dass der GVV die Aufhebung der punktuellen und flächenhaften Änderung des Flächennutzungsplans plant“, schilderte er. Folgend ließ sich die Bürgerinitiative anwaltlich darüber beraten, welche Folgen die nunmehr zur Debatte stehende „isolierte Positivplanung“ mit sich bringen würde. „Würde diese genehmigt werden, hätte der Investor weitestgehend freie Hand über das Planungsgebiet“, fasste Popp die Stellungnahme zusammen. Allerdings stoppt der Einwand der Stadt Walldürn das Projekt bisher: Die Wallfahrtstadt lehnt die Festschreibung des Flächennutzungsplans ab.

Im August traf man sich schließlich zur Einsichtnahme von Akten.

In Sorge versetzt wurde man durch die im Spätjahr erfolgenden Waldarbeiten im Kornberg: „Wir hatten Angst um die Greifvogelhorste und meldeten die Vorgänge der Unteren Naturschutzbehörde“, informierte der Vorsitzende und ließ wissen, dass die Mitglieder ganzjährig zur Beobachtung, zu Vor-Ort-Kontrollen und zur Suche nach windkraftsensiblen Tierarten unterwegs waren – 2018 mit überragendem Erfolg. Hierfür dankte Popp allen für die mit nicht unerheblichem Zeitaufwand einhergehenden Ausdauer und Hartnäckigkeit. „Aufgrund der sehr hohen Kosten sind wir allerdings immer auf Spenden der Mitglieder angewiesen“, räumte Popp ein.

Nachdem die Kassenprüfer Helmut Haas und Wolfgang Hotz nichts zu bestanden hatten, erteilte Ortsvorsteher Kaspar Wolf nach der Entlastung ein Lob für die „eifrige Vorstandsarbeit“.

Bei den Wahlen wurden 2. Vorsitzender Thorsten Lang, Schriftführer Ralf Bundschuh sowie die Beisitzer Dieter Berberich und Albrecht Reichert bestätigt.

Während des Ausblicks mahnte Dieter Popp zur Vorsicht. „Der jetzige Stand ist noch immer lediglich als Teilerfolg zu werten“, bilanzierte er, zeigte sich jedoch guter Dinge: „Wir haben vieles erreicht und werden weiter kämpfen.“

Gerade weil von 1200 deutschen Bürgerinitiativen nur eine Hand voll umstrittene Projekte verzögern können, müsse man mit der aktuellen Lage zufrieden sein.

Im finalen Punkt „Verschiedenes“ machte Popp auf drohende Unfallgefahren wie den Bruch von Rotorblättern, Feuer oder Blitzeinschläge aufmerksam. „Die Gefahr erhöht sich mit steigendem Alter der Windkraftanlagen“, prognostizierte er und führte mögliche Rissbildungen in Betontürmen der Enercon-Serien an. Nachdem er kompakt die aktuelle, als „Geschäftsmodell“ anzusehende Co2-Thematik und damit konkret die immense Co2-Produktion in China und den USA erörtert hatte, schloss sich eine angeregte Diskussionsrunde an. ad

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