Es hat wieder nicht geklappt, den Weltrekord zu knacken und – dieses Mal auf dem Standortübungsplatz Wolferstetten – den längsten Reisemobil-Konvoi der Welt auf die Beine zu stellen.
Hardheim/Wolferstetten. Es gibt keinen Eintrag ins Guinness-Buch der Rekorde. Einerseits betrüblich, andererseits erlebten die Teilnehmer des „WoMo-Konvoi 2018“ einen unvergesslichen Event. „Freundschaft und familiäres Miteinander sind in der großen Camperfamilie viel mehr wert als alles andere“, bilanzierte Hauptorganisator Dieter Goldschmitt. „Wir haben eine riesige Menge Fans in den Odenwald geholt. Und die positive Resonanz wirkt sich auch unter dem Jahr auf die Belegung der Wohnmobil-Stellplätze in den umliegenden Kommunen aus. Caravaning ist in Deutschland die Branche mit den meisten Zuwachsraten.
Mit 831 Fahrzeugen wurde der bisherige, 2003 in Italien aufgestellte Rekord von 673 Reisemobilen im Konvoi rein zahlenmäßig übertroffen. Aber die Abstände zwischen den einzelnen Fahrzeugen – es sollten höchstens 15 Meter sein – waren wieder zu groß. „Zwei Autolängen haben gefehlt“, so die Veranstalter. „Wir sind von Fahrschulzeiten an erzogen, Abstand zu halten. Und das war hier hinderlich.“
Strenge Richtlinien
Der aus London angereiste „Schiedsrichter“ von Guinness World Records, Glenn Pollard, brach alle drei möglichen Versuche vorzeitig ab, so dass nicht einmal die Hälfte aller Caravans auf die Strecke geschickt wurden. Dafür erntete Dieter Goldschmitt durchaus Kritik: „Aber für mich war klar, dass das Ganze keine Juxveranstaltung ohne Ziel ist und wir nicht unnötig den Verkehr auf den öffentlichen Straßen blockieren, zumal in Hardheim noch Sportfest ist.“
Schon lange vor dem eigentlichen Wettbewerb herrschte auf dem Gelände rund um das Festzelt eine bombastische Stimmung. Die Sonne lachte vom Himmel, einige Fahrer hielten sich im Festzelt auf, andere sprachen mit den Ordnern, informierten sich an den Ständen oder hatten es sich auf Klappstühlen bei ihren Fahrzeugen bequem gemacht.
Um 14.49 Uhr griff Dieter Goldschmitt zum Mikrophon und sprach die drei kleinen große Worte aus: „Bitte startklar machen!“ Als Hauptmoderator des eigens für den Samstag angemieteten UKW-Radiosenders bewies er, dass in ihm auch ein echter Conférencier steckt.
Rund eine Stunde nach dem ursprünglich geplanten Beginn setzte sich der Konvoi in Bewegung. Auf das Startfahrzeug folgte mit dem schweizerischen „Helvetic One“ – der Fond beherbergt die Garage für einen Smart-Kleinwagen – das wohl exklusivste und teuerste Wohnmobil der Welt. Dann zogen in allen Ecken Deutschlands und zehn weiteren Ländern zugelassene Fahrzeuge aller Marken sowie einige „Lokalmatadoren“ über die 3,2 Kilometer lange Messstrecke.
Auf einmal jedoch begann der Konvoi ins Stocken zu geraten. Die Lücken wurden immer länger, ehe er abrupt endete: Den ersten 117 Wohnmobil folgte keines mehr. Als diese den insgesamt 12,5 Kilometer langen Rundkurs über Rüdental und Steinfurt absolviert hatten, begann der zweite Versuch.
Alles schien zu funktionieren; selbst der Ausfall des Generators um 16.51 Uhr sorgte nur am Rande für Verdruss und ließ sich rasch wieder beheben. Doch auch beim zweiten und schließlich dritten Anlauf scheiterte der Versuch.
Logistische Herausforderung
Neben den schätzungsweise knapp 2000 Caravanfreunden, die sich am Wochenende in Wolferstetten eingefunden hatten, waren viele ehrenamtlich tätige Helfer im Einsatz, um den Großevent gelingen lassen – eine große logistische Herausforderung.
Zusammen mit dem Orgateam mit Dieter und Gisela Goldschmitt an der Spitze waren im Einsatz: der DRK-Kreisverband Buchen mit 48 DRK-Helfern aus Hardheim, Höpfingen, Buchen, Hettingen und Rosenberg; die FGH 70 „Höpfemer Schnapsbrenner“ mit 42 Personen, dem FG-Bus und dem „Brotworscht-Wägele“, die die Bewirtung im Zelt übernahmen; die Freien Wähler (Ordnerposten); die Reservistenkameradschaft Walldürn mit zwölf Mann, die auch die Stuarts entlang der Messstrecke stellten sowie die Spielgemeinschaft Erfeld-Gerichtstetten mit 70 Personen. Bedeutende Zwischenfälle gab es keine, lediglich eine Frau musste nach einem Sturz vom DRK versorgt werden.
„Alles viel geschmeidiger als 2017“
Nach Ansicht von Dieter Goldschmitt hat dieses Mal sogar alles viel besser, „geschmeidiger“ geklappt als beim Weltrekordversuch 2017. „Alle haben wieder ihr Bestes gegeben. Aber es ist ein Spiel, ist Sport. Und die Regelauslegung war in diesem Jahr extrem streng.“
Alles in allem war es ein tolles Wochenende – auch ohne Guinness-Urkunde. Am Freitagabend heizten im Festzelt die „Starlights“, am Samstag die „Hunis“ ein. Die Sponsoren waren mit dem Zuspruch „mehr als glücklich“. Bei der Abschlussfeier gab es stehende Ovationen für „Mr. Caravan“ Goldschmitt, dessen Frau Gisela, Helfer und Orga-Team. Sie nahmen Glenn Pollard in ihre Mitte und feierten. „So sehen Sieger aus“, blickte MdB Alois Gerig in die Runde.
Und wie geht es weiter?
„Es wird 2019 wieder eine Großveranstaltung für Wohnmobilisten geben. Und zwar in Walldürn“, kündigte Dieter Goldschmitt an. Die Reisemobil-Wallfahrt soll aufleben und auch die Aktion „C-Kennzeichen“ soll ihre Fortsetzung finden.
Glenn Pollard von Guinness World Records war unglaublich überrascht von der positiven Atmosphäre und der Herzlichkeit, mit der er von den Teilnehmern willkommen geheißen wurde, von der Leistung und der „Größe“ der Wohnmobilisten, die sich als gute „Verlierer“ erwiesen. „Daher hat er meine Frau und mich nach London eingeladen, damit wir einen kleinen Einblick in die Welt von Guinness World Records bekommen können. Vielleicht haben wir dann auch schon eine perfekte Idee, wie wir 2019 doch noch ins Guinnessbuch kommen können. Ihr dürft neugierig bleiben“, postete Dieter Goldschmitt später auf Facebook. „Gestern war nicht das Ende, sondern erst der Anfang.“
Grußworte
Landrat Dr. Achim Brötel: Alles war perfekt vorbereitet. Diesbezüglich gilt Gisela und Dieter Goldschmitt unendlicher Dank. Normalerweise sind wir oben in Baden-Württemberg – heute hätten wir fast weltweit oben sein können.
MdB Alois Gerig (CDU): Menschen aus ganz Europa sind hier versammelt und freuen sich. Der Konvoi ist eine tolle Werbung für den ländlichen Raum und damit unsere Heimat. Wir werden dicke Bretter bohren, um uns die Fahrverbote für Caravans in Städten vom Hals zu halten (die Menge jubelte).
Bürgermeister Markus Günther (Walldürn): Ich bin begeistert, dass etwas so Bemerkenswertes auf unserem Verwaltungsgebiet stattfindet.
Bürgermeister-Stellvertreterin Simone Richter (Hardheim): Es freut mich auch persönlich, dass Hardheim Gastgeber sein darf. Natürlich ist es schade, dass es nicht geklappt hat, aber das ist zweitrangig. Es kommt darauf an, jeden Moment des Lebens zu genießen. Und das können die Wohnmobilisten. Schließlich waren so viele von ihnen bisher wohl noch nie an einem Fleck zusammen.
Bürgermeister Thomas Schreglmann (Külsheim): Wir würden uns freuen, die Wohnmobilisten auch zwischen den großen Treffen in unseren Gemeinden zu sehen. Bei uns in der Gegend gibt es tolle Wohnmobil-Stellplätze und Landschaften.
Laura Behringer und Alina Wolpert (beide Külsheim): Die Külsheimer Weinkönigin und die Taubertäler Weinprinzession warben ihrerseits für die Schönheiten der Region.
Maria Dhonau, 80-jährige Schirmherrin des Wo-Mo-Konvois 2018, Hymer-Botschafterin und Grande Dame der Caravanszene: Was hier geleistet worden ist, ist super, ein absolutes Highlight. So viel Gemeinsames, wie wir haben, gibt es in keiner anderen Branche. Ich kann das nach dem Besuch aller 57 Caravan-Salons beurteilen.
Gisela Goldschmitt: Wir haben den Wettbewerb zwar nicht gewonnen, aber wir sind die Gewinner der Herzen . i.E./ad
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