„Fliegergrab“ zwischen Kützbrunn und Zimmern - Am 4. April 1945 wurde ein Flugzeug von den Amerikanern abgeschossen, ein junger Mann kam ums Leben

In Erinnerung an den Piloten Karl Göller

Von 
Peter D. Wagner
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Ein Hinweisschild „Fliegergrab“ an der K 2803 von Kützbrunn nach Zimmern zeigt den Weg zu einer Gedenkstätte. Sie erinnert im „Vockenberg“ an eine Tragödie zum Ende des Zweiten Weltkriegs.

Zimmer/Kützbrunn. Am 4. April 1945 kam in diesem Gebiet bei einem Absturz ein junger Jagdflieger ums Leben, nachdem er mit seiner Maschine von der amerikanischen Luftabwehr in Grünsfeld getroffen und abgeschossen wurde.

In den schrecklichen und sinnlosen Kriegskämpfen setzten die Verantwortlichen des NS-Regimes aus Verzweiflung immer jüngere Menschen in der Wehrmacht, Luftwaffe oder Marine ein, um gegen die vorrückenden alliierten Truppen anzugehen. So auch in dieser Region nach Überschreiten der Tauber durch amerikanische Truppen am 1. April, die sich daraufhin zunehmend der Stadt Würzburg näherten. Um sie möglichst aufzuhalten und deren Nachwuchswege zu zerstören, flog die deutsche Luftwaffe ebenso in der hiesigen Gegend zahlreiche Luftangriffe gegen die übermächtigen Amerikaner, was einigen jungen Piloten das Leben kostete.

Zu den Opfern zählte der erst 21-jährige Karl Göller aus Wallau – einem heutigen Ortsteil der hessischen Kreisstadt Hofheim (Main-Taunus-Kreis). Als der junge Mann mit seinem Jagdflugzeug Messerschmidt ME109 einen Angriff auf die Amerikaner flog und von deren Flugabwehr getroffen wurde, versuchte er sich noch mit dem Fallschirm zu retten, indem er die Kanzel des Flugzeugs löste. Der Rettungsversuch war jedoch vergeblich, so dass Göller mitsamt der restlichen Maschine abstürzte und dabei tödlich verletzt wurde.

Die Absturzstelle sei mit einer hohen Rauchsäule weithin sichtbar gewesen, erinnert sich Zeitzeuge und Hobbyhistoriker Edgar Weinmann aus Grünsfeld, der als Kind die Tragödie miterlebte. Bereits kurze Zeit nach dem Abschuss des Kampfjets habe ein amerikanischer Spähtrupp die Absturzstelle in dem Wald am „Vockenberg“ inspiziert und die Wrackteile entdeckt.

Auf der Kühlerhaube ihres Jeeps transportierten die US-Soldaten den Propeller als Beleg für den Abschuss des Fliegers in ihr Lager. Andere Materialsammler fanden und sammelten noch weitere Wrackteile an der Absturzstelle, die abgeworfene Flugzeugkanzel sei in einiger Entfernung entdeckt worden.

Nachdem ein Augenzeuge, der den damaligen Absturz beobachtete, später die Suchanzeige nach dem vermissten Jagdflieger in der Zeitung gelesen hatte, vermochte er dazu beitragen, dass die angegebene Flugroute, letzte Verbindung und Absturzzeit sowie der Flugzeugtyp und ein in den Trümmern gefundener Fingerring zur Identifizierung des bis dahin unbekannten Opfers führten. Zudem setzte sich der Augenzeuge mit der Familie des tödlich verunglückten Piloten in Verbindung. Da nach vergeblichen Versuchen scheiterte, die Leiche zu bergen, entschloss sich die Familie, an der Absturzstelle eine Grab- und Gedenkstätte für Karl Göller herzurichten.

Die Stätte, die oberhalb der K 2803 nach rund 500 Meter vom beschilderten Abzweig entfernt am Jakobsweg mitten im Wald liegt, wurde viele Jahre von der Grünsfelderin Elisabeth Klinger gepflegt. Da sie es altersbedingt aufgeben musste, kümmert sich inzwischen ihre Tochter Elke Zwicker um die die Pflege des „Fliegergrabes“, das mittlerweile als geschütztes Kulturdenkmal der Stadt Grünsfeld gelistet ist.

„Hier ruht in Gott unser lieber Sohn und Bruder, Jagdflieger Karl Göller, geboren am 23. August 1923 in Wallau im Taunus – er schützte seine Heimat und erlitt den Fliegertod am 4. April 1945. Er war edel, hilfreich und treu“ lautet die Inschrift auf dem Gedenkstein. Zu Ehren und im Andenken an den Gefallenen besuchte 2004 erneut eine vielköpfige Delegation ehemaliger Schulkameraden aus Wallau das „Fliegergrab“ mit dem Gedenkstein im Grünsfelder Stadtwald am „Vockenberg“. In diesem Zusammenhang wurde die Abordnung gemeinsam mit dem Ehepaar Klinger im Rathaus der Stadt Grünsfeld von dem damals amtierenden Bürgermeister Alfred Beetz empfangen.

An der Friedhofsmauer in Grünsfeld erinnert ebenfalls ein Grabstein namentlich an sechs weitere deutsche gefallene Soldaten aus verschiedenen Regionen, die im jungen Alter zwischen Anfang 20 bis Ende 30 Anfang April 1945 gegen Ende des Zweiten Weltkriegs bei Kämpfen im Gebiet der Stadt Grünsfeld ihr Leben verloren. Gleichsam auf dem Friedhof befindet sich ein Gedenkstein in Memoriam an rund 60 US-amerikanische Soldaten, die bei den heftigen Kriegsgeschehnissen in der näheren Umgebung wie etwa bei Messelhausen damals ums Leben kamen.

Diese beiden Gedenkstätten sind ebenso in der Liste der Kulturdenkmale im Bereich der Stadt Grünsfeld verzeichnet.

Gleichsam als Erinnerung an die tragischen Ereignisse insbesondere Anfang April 1945 weist ein Denkmal in Marbach auf den Abschuss eines weiteren deutschen Kampffliegers hin.

Immerhin hatte dieser Pilot insofern Glück im Unglück, da er den Absturz, wenn auch schwer verletzt, überlebte sowie anschließend in einem amerikanischen Lazarett von Ärzten behandelt wurde.

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