Wenn im Romschlössle am Wochenende der 250. Geburtstag des Malers Alexander Macco gefeiert wird, erinnern sich die wenigsten daran, dass das Kulturzentrum vor 30 Jahren fast verfallen wäre.
Creglingen. Der Maler Alexander Macco wurde vor 250 Jahren im heute "Romschloss" genannten Gebäude in der Romgasse geboren. Er war der Sohn des Verwalters Johann Friedrich Macco, der im Auftrag des Markgrafen von Ansbach die Creglinger Amtsgeschäfte führte. Alexander Macco portraitierte viele gekrönte Häupter seiner Zeit, war mit Beethoven und Goethe befreundet. Ihm zu Ehren veranstalten die öffentliche Bücherei, der Kunstverein, die Gartenfreunde und der Kultur- und Heimatverein am heutigen Samstag einen Festabend und am morgigen Sonntag einen Tag der offenen Tür (wir berichteten).
Stattliches Fachwerkensemble
Das Ortsbild prägende Anwesen, auch als "Haus Weinsberg" bezeichnet, ist heute die gute Stube des Tauberstädtchens. "Weinsberg" deshalb, weil das Gebäude im 15. Jahrhundert in den Besitz des Adligengeschlechts derer von Weinsberg kam, das in Creglingen Besitz hatte. Hier residierte später der Amtskastner, als Creglingen zum Haus Brandenburg-Ansbach gehörte.
Später ging das stattliche Fachwerkensemble schweren Zeiten entgegen. Zum Teil stand es ganz leer, zum Teil wurde es privat genutzt. Der bauliche Zustand verschlechterte sich zusehends, sehr zum Bedauern vieler Creglinger.
Als es Bürgermeister Werner Fifka 1990 gelang, das Gebäude zu erwerben, war die Erleichterung groß, denn da war das Haus teils schon einsturzgefährdet. Der Bürgermeister schnürte zusammen mit dem Gemeinderat ein Nutzungs- und Finanzierungskonzept, das in den folgenden Jahren erfolgreich umgesetzt wurde, bis schließlich im Jahr 1994 das Kulturzentrum Romschloss Eröffnung feierte.
Einen wesentlichen Anteil am Gelingen des anspruchsvollen Projektes hatte der 1991 gegründete Förderverein Romschloss unter Vorsitz von Johanna Rehfeld und ihrer Nachfolgerin Elfriede Güllich.
Jede Mark, den der Förderverein sammelte - es waren unter dem Strich rund 200 000 Mark, wurde von der Denkmalstiftung Baden-Württemberg verdoppelt. Das war ein besonderer Anreiz für engagierte Bürger, von nun an kräftig die Spendentrommel zu rühren mit einer Vielzahl an Aktionen. Die Initiative zur Gründung des Fördervereins kam aus den Reihen des Gemeinderates, dem Johanna Rehfeld zehn Jahre lang angehörte. Für sie und ihre Mitstreiter war die Rettung des Romschlösschens eine Herzensangelegenheit. "Man ahnte damals, was daraus werden kann," erzählte Johanna Rehfeld im Gespräch mit unserer Zeitung. Das Romschloss ist längst etabliert, wird als "gute Stube" Creglingens in vielfältiger Weise genutzt. Rotes Kreuz, Musikschule, Landfrauen, Bücherei, Gartenfreunde und Kunstverein nutzen die Räume, die Gartenfreunde haben den nahe liegenden Garten seit 2004 in Pflege und ihn zum Schmuckstück gemacht. Über dem Eingang zum Garten steht die Jahreszahl "1767", was darauf hinweist, dass der terrassenartig angelegte Garten im Geburtsjahr Alexander Maccos angelegt worden ist.
Im Jahr 1999 hatte der Förderverein seinen eigentlichen Zweck erfüllt - doch die Mitglieder entschieden sich fürs Weitermachen unter neuem Namen.
Aus dem Förderverein wurde der "Kunstverein Romschloss", der bis heute das kulturelle Angebot der Stadt bereichert - mit Ausstellungen und Konzerten im Romschloss. Auch der heute noch im Saal stehende Flügel wurde vom Förderverein finanziert und 1995 an die Stadt übergeben.
Die Konzertreihe des Kunstvereins ist nicht nur der Klassik verpflichtet, das Angebot ist vielfältig und umfasst genauso Jazz, Musik der 20-er Jahre oder Spirituals. "Die Kammermusiker lieben die Akustik des Romschlosses", sagt Elfriede Güllich, die jüngst für weitere drei Jahre zur Vorsitzenden des Kunstvereins gewählt worden war.
Auch Karlheinz Rehfeld wertet das Romschloss als "großen Pluspunkt" für die Stadt Creglingen. "Von vielen werden wir dafür bewundert," weiß der Pianist aus Gesprächen mit Besuchern der Veranstaltungen.
Offene Türen am Sonntag
Für die Zukunft wünschen sich die Macher des Kunstvereins noch ein paar Besucher mehr bei den Veranstaltungen, denn Kunst kostet Geld, und der Verein finanziert sich selber. Noch hat man ein kleines finanzielles Polster, das aber nicht ewig halten wird.
Doch an diesem Wochenende werden das Romschloss und sein Garten stark bevölkert werden, wenn der 250. Geburtstag des Malers Alexander Macco gefeiert wird.
Am morgigen Sonntag ist Tag der Offenen Tür im Romschloss und im Garten. Unter anderem sorgt ein Querflötentrio aus Rothenburg für musikalische Unterhaltung. Im Cafe "Anno dazumal" servieren Damen in Spitzenhäubchen süßes Naschwerk - passend zum Anlass gibt es die "Macco-Törtchen".
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