Buchen. Eine kleine Ausstellung über Werk und Leben des Künstlers Fernand Semma ist seit Samstag im Trunzerhaus des Buchener Bezirksmuseums zu sehen.
"Es ist zwar ein überschaubarer und bescheidener Raum, allerdings in bester Lage und die Gesellschaft ist ausgezeichnet", begrüßte Sybille Ostien, stellvertretende Vorsitzende des Vereins Bezirksmuseum, am Samstag die Gäste zur Ausstellungseröffnung im Fernand-Semma-Zimmer des Trunzerhauses.
Trotz der eingeschränkten Platzverhältnisse freue man sich über die Lage in dem Haus, das den Namen des Museumsgründers trägt und Ausstellungsort für die Werke anderer bedeutender Buchener Künstler ist.
Mit der nun eingerichteten Dauerausstellung über Fernand Semma knüpfe man an die Retrospektive "Über meinen Händen schlägt es Feuer" aus dem Jahr 2002 an. Ostien zitierte aus dem Katalog zur damaligen Schau: "Es bleibt zu hoffen, dass ihm dauerhaft der ihm gebührende Platz unter den Künstlern des Odenwalds eingeräumt wird", schrieb die Kunsthistorikerin Elwine Rothfuß-Stein. Die Eröffnung der aktuellen Ausstellung sei ein erster Schritt auf diesem Weg. Ziel sei es, "möglichst viele Menschen mit dem Künstler Fernand Semma vertraut zu machen", so das Vorstandsmitglied.
Auch Bürgermeister Roland Burger freute sich, dass nun ein Ort zur "Aufarbeitung des künstlerischen Erbes" gefunden wurde, an dem die 17-jährige Schaffenszeit Semmas in Buchen zugänglich werde. "Wir haben aus der Not eine Tugend gemacht", ging auch er auf die begrenzten Platzverhältnisse ein, verwies aber gleichzeitig auf die zahlreichen Werke des Künstlers im öffentlichen Raum.
Film im Mittelpunkt
Diese waren zuvor bei einem Rundgang unter der Führung von Magdalena Donczyk betrachtet worden. Ein weiteres Kunstwerk soll laut Burger im Hof des Altenstifts aufgestellt werden, denn "das Werk verbindet sich so mit der Stadt" und sei dort zugänglicher, als in einem geschlossenen Gebäude.
Initiatorin Isabelle Semma dankte besonders den Förderern der Joachim und Susanne Schulz-Stiftung aus Amorbach und der Stadt Buchen für ihre Unterstützung. Sie freute sich, "dass wir diesen Platz hier haben und Fernand Semma und seine Kunst hier weiter Wurzeln schlagen dürfen."
Mittelpunkt der Ausstellung ist der Film "Fernand Semma: Die Stille ist der Unruhe Herr" von Regisseur David Grimaud (die FN berichteten), den dieser nochmals vorstellte und zeigte.
Zu sehen sind außerdem persönliche Gegenstände aus dem täglichen Leben und Arbeiten von Fernand Semma. So etwa das charakteristische Barett des Künstlers oder eine Lebenskette.
Die gezeigten Objekte sollen Zugänge zur "individuellen Mythologie" des Künstlers schaffen, so Maria Stolz-Günther, die an Auswahl und Präsentation mitwirkte.
"Rein räumlich waren wir sehr reduziert, aber das wollten wir auch so erhalten, denn Fernand Semma über Kunstwerke zu erklären, ist schwierig", erklärte die langjährige Weggefährtin und Freundin der Familie.
Polarisierend und provokant
Gezeigt werden Arbeiten aus der späteren Lebensphase des Künstlers, wie die Skulptur "Madame", aber auch Teile der polarisierenden Installation "Wasser" aus der provokanten früheren Schaffenszeit. Interessant ist auch ein Gipsmodell aus Schulzeiten des Künstlers, das klassisch antik wirkt. Die Ausstellungsstücke sind Leihgaben aus der Privatsammlung der Familie sowie von befreundeten Künstlern und Sammlern. Zu sehen ist die Dauerausstellung zu den üblichen Öffnungszeiten des Museums. Führungen und eine wissenschaftliche Aufarbeitung der Arbeiten im Kontext anderer Künstler sind geplant.
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