Buchen. Für Ute Schall fing es mit dem Schreiben schon zur Schulzeit an: "Mein Deutschlehrer Helmut Brosch musste sehr zu seinem Leidwesen meistens mehr als 20 Seiten korrigieren", lacht sie 69-Jährige. Dann breitet sie ihre Bücher auf dem Tisch aus. Man stellt sofort fest: Sie handeln allesamt vom Römischen Reich - bis auf eines.
"Den kleinen Buchener Stadtführer habe ich 1986 mit meinem Bruder Klaus Linhart verfasst", erklärt sie und nimmt ein kleines, grünes Büchlein mit Bild des Alten Rathauses zur Hand, "es hat mich damals total gefreut, dass er ein so großer Hit wurde!" Die Auflage sei rasch vergriffen gewesen, so Ute Schall.
Ab diesem Zeitpunkt konzentrierte sich die gelernte Diplom-Rechtspflegerin, die bis Ende 2007 am Buchener Amtsgericht beschäftigt war und sich dann mehr Zeit für das Schreiben nehmen wollte, auf die Römer. So zum Beispiel widmete sich ihr erster Roman im Jahr 1986 Hadrian: "Ein Kaiser für den Frieden" nennt es sich. Für das nächste Buch ließ die Mutter eines Sohnes sich vier Jahre Zeit - 1990 folgte ein Werk über den "Kaiser, Rächer und Komödianten" namens Augustus, ehe 1991 einer der bisher größten literarischen Erfolge von Ute Schall auf den Markt kam. "Marc Aurel - Philosoph auf dem Caesarenthron" wurde vier Jahre nach der Ersterscheinung sogar durch das renommierte Ullstein-Verlagshaus als Taschenbuch nochmals veröffentlicht. "Dieses Buch über die tragische Herrschergestalt und den letzten großen Kaiser Roms dürfte bis heute das Erfolgreichste sein, das ich schrieb", betont Ute Schall, die über die Jahre auch im Bereich der Zeitungen aktiv war: "Ich habe gelegentlich Artikel oder Rezensionen über kulturelle Veranstaltungen geschrieben", erklärt sie und lässt wissen, dass auch die Fränkischen Nachrichten diese Berichte seinerzeit abdruckten.
Doch blieb immer noch Zeit für neue Bücher. Zum Beispiel 1994 für "Am Anfang war die Wölfin", eine Abhandlung über Frauen im alten Rom. Nach diesem Werk begann für Ute Schall eine aus familiären Gründen eingelegte Schaffenspause von sechs Jahren, bis 2000 das Buch "Julian Apostata - Göttersohn und Christenfeind" erschien. Dann kam es zu einer Wende: "Eine Freundin hat mir damals eröffnet, ich würde ja nur noch im römischen Schemen denken", erinnert sich die Ur-Buchenerin. Diese Äußerung veranlasste sie zum Nachdenken und auch wieder zum Griff an die Feder. "Das Buch 'Rom - eine Chronik der Gewalt' aus dem Jahr 2001 dürfte mein erstes Anti-Rom-Buch gewesen sein", sagt sie. Dass sie sich zudem sehr für die jüdische Kultur interessiert, kam dann dem nächsten Werk zugute. Denn 2002 widmete sich Ute Schall den "Juden im Römischen Reich". Ein Ausflug ins Genre der Belletristik schloss sich 2005 an - und brachte ihr persönliches Lieblingsbuch hervor, wie sie schildert: "Der Roman 'Ich, Julia, Tochter des Kaisers' ist mein wahrscheinlich anspruchsvollstes und am schwersten verständliches Buch, aber ich liebe es trotzdem", sagt Schall und spannt den Bogen zu einer Online-Rezension von einem Leser: "Wer auch immer diese Kritik schrieb, er dürfte der Einzige sein, der mein Buch wirklich verstanden hat!" In den letzten Jahren schrieb sie die Bücher "Agrippina - Kaisermacherin, Kaisermörderin", "Damitian - Der römische Kaiser und seine Zeit", "Herodes", "So starben die römischen Kaiser" und zuletzt im Mai 2015 "Kleopatra - Königin am Nil". Von diesem Buch weiß Ute Schall bisher noch nicht, wie viele Exemplare verkauft werden: "Das erfahre ich immer etwa nach zwei Jahren", informiert sie.
Inspirationen für ihre Werke holt sie sich derweil "immer vor Ort und überwiegend in Rom", fährt sie fort. Steht die Buchenerin dann vor den historischen Bauten, überkommt sie oft ein besonderes Gefühl: "Ich habe dann meist den Eindruck, dass ich da schon mal war", stellt sie fest und kommt auf das Jahr 1984 zu sprechen, in dem sie die Akropolis in Athen besuchte. "Das war ein Déja-vu-Erlebnis erster Garde", sagt sie, "aber das passiert mir an antiken Stätten meistens!"
Meist schreibt sie im Laufe des Vormittags, wenn sie nicht gerade ihre anderen Hobbys pflegt: Ute Schall ist im Buchener Bezirksmuseum aktiv, gehörte 14 Jahre lang als zweite Vorsitzende zum Vorstand und bezeichnet das Museum als "zweite Heimat". Regelmäßig gestaltet sie Stadtführungen mit historischem Hintergrund. Und dann gibt es noch die Malerei: Wenn der Autorin einmal nicht der Sinn nach Büchern, Schreibwaren, Papier oder Computern steht, greift sie zu Farbe und Pinsel - in Acryl und Öl. "Ich male auch im Malkreis des Bezirksmuseums", erklärt sie, "aber dieser umfasst aktuell nur zwei Personen!" Über einen größeren Zuspruch würde Ute Schall sich sehr freuen: "Das Malen tut der Seele gut wie auch das Schreiben", sagt sie und zeigt einige ihrer Gemälde.
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