Erinnerungen - Ehrenbürger Karl Hofmann erblickte vor 150 Jahren in Boxberg das Licht der Welt / Professor am Humboldt-Gymnasium in Karlsruhe

Profunder Kenner der Heimatgeschichte

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Er machte beruflich Karriere in Karlsruhe, blieb aber vor allem der Geschichte seiner Heimatstadt Boxberg eng verbunden. Karl Hofmann wurde heute vor 150 Jahren geboren.

Boxberg. Vor 150 Jahren erblickte Karl Hofmann, der spätere Ehrenbürger der Stadt Boxberg, das Licht der Welt. Fast ein Jahrhundert später, kurz vor seinem 99. Geburtstag, starb der verdienstvolle Heimatforscher in Heidelberg. Heute erinnern in Boxberg eine Straße, eine Tafel am Geburtshaus, ein Gedenkstein auf dem Friedhof und zwei Gedächtnis-Zimmer im Heimatmuseum an den bedeutsamen Historiker.

Im Taufbuch der evangelischen Kirchengemeinde Boxberg hat Pfarrer Stocker vermerkt: "Im Jahre 1867, am 7. März, abends um sieben Uhr, wurde dahier geboren und am 17. desselben Monats, mittags halb ein Uhr durch den unterzeichnenden Pfarrer getauft: Karl, eheliches Söhnchen des Johann Hofmann, hiesigen Bürgers und Rentmeisters, und dessen Ehefrau Rosine, geb. Ohnsmann."

Die Kindheit und achtjährige Volksschulzeit verbrachte Karl Hofmann in Boxberg. In dieser Zeit (1877) wurde sein Vater zum Bürgermeister von Boxberg gewählt. Ab 1881 besuchte er das Progymnasium in Tauberbischofsheim, das er acht Jahre später mit dem Reifezeugnis verließ. Nach einjähriger freiwilliger Militärzeit beim Grenadierregiment 110 in Heidelberg folgte ein Studium in der Universitätsstadt. Hofmanns Fächer waren deutsche Geschichte und Literatur, daneben Latein und Französisch.

Dissertation

Nach der Dissertation über den Dichter Heinrich Mühlpfort und der Prüfung für das Lehramt an höheren Schulen begann er 1894 an der Oberrealschule in Karlsruhe zu unterrichten. Ein Jahr später wurde er an die Oberrealschule in Pforzheim versetzt. 1897 schloss der 30-jährige sein Studium mit dem Erwerb des Doktorexamens in Heidelberg ab. Sein Thema: "Zur Geschichte eines Volksliedes; Reiters Morgengesang von Hauff".

Privat erlebte Dr. Hofmann eine glückliche Zeit: Er hatte inzwischen Julie Speckner in Boxberg geheiratet, und 1897 kam Töchterchen Hertha auf die Welt. Auch beruflich ging es aufwärts: 1902 wurde er zum "Professor" an der Oberrealschule in Pforzheim ernannt. 1908 erreichte er die Versetzung ans Humboldt-Gymnasium in Karlsruhe, wo er als Professor und stellvertretender Direktor ein Vierteljahrhundert lang unterrichtete. Mit pädagogischem Geschick, reichen Kenntnissen und der Kraft seiner Persönlichkeit prägte er seine Schüler.

1932, nach der Pensionierung als Lehrer, lebte er im Kreis seiner Familie in Heidelberg, seiner zweiten Heimat. Immer wieder besuchte er Boxberg, wo er sich 1926 ein Sommerwohnhaus am Kirchweg erworben hatte. Der Pensionär setzte seine Forschungen fort.

Geschichten und Sagen

In Dutzenden von Arbeiten widmete sich Hofmann der Erkundung von Geschichte und Sage seiner Heimat. Seine Studien geben Einblick in die Verflochtenheit Boxbergs mit der Weltgeschichte. Nicht zu vergessen auch sein dichterisches Schaffen: Sagen, Gedichte und Lieder, zum Teil in Mundart.

Die Vaterstadt krönte ihn mit dem Ehrenbürgerrecht, verliehen am Boxberger Heimattag, dem 31. August 1930. Die Urkunde lautet: "Der Gemeinderat der Stadt Boxberg hat ... beschlossen, dem vorzüglichen Kenner von Geschichte und Sage des badischen Frankenlandes, Herrn Professor Dr. Karl Hofmann, Mitglied der Badischen Historischen Kommission und treuer Freund seiner Boxberger Heimat, in Würdigung seiner großen Verdienste um die Boxberger Heimatgeschichte das Ehrenbürgerrecht der Stadt Boxberg zu verleihen." 1932 hielt der Geehrte dann den Festvortrag zu "Tausend Jahre Burg Boxberg im Frankenland".

Zahlreiche Schriften

Als Historiker hat sich Professor Hofmann bleibende Verdienste erworben. Hervorzuheben sind zahlreiche eigene Schriften vor allem zur Geschichte Frankens und Badens, sowie seine hingebungsvolle Arbeit in Archiven. Von 1908 bis 1914 ordnete und beaufsichtigte er die Gemeindearchive der Bezirke Boxberg, Tauberbischofsheim, Wertheim, Adelsheim, Buchen und Bruchsal. Er war ein fleißiger und genauer Leser und Verwerter von Archiv-Dokumenten.

1927 wurde Hofmann korrespondierendes Mitglied der Badischen Historischen Kommission. 1936 erhielt er die Oberaufsicht über sämtliche Gemeindearchive in ganz Nordbaden. Die Philosophische Fakultät der Uni Heidelberg verlieh ihm "in Würdigung seiner wissenschaftlichen Verdienste" 1952 erneut das Doktor-Diplom.

Hofmanns Memoiren erschienen zweiteilig: 1939 die "Sonnige Jugend im Frankenland" und 1947 "Weg und Werk. Der Erinnerungen 2. Teil". Im Anhang hierzu sind 34 Titel wissenschaftlicher Arbeiten und acht Titel dichterischer Arbeiten aufgeführt. Hofmanns Erinnerungen geben einen lebendigen Einblick in den Zeitgeist des Kaiserreichs im 19. Jahrhundert.

Die nationale Einigung und Erhebung nach dem deutsch-französischen Krieg prägte die Menschen. In diesem deutsch-nationalen, oft frankreich-feindlichen Zeitgeist ist Hofmann aufgewachsen. Sein Denken lässt sich dabei als fest in der Heimat verwurzelt charakterisieren. Seine Geschichtskenntnis und Weitsicht behüteten ihn vor nationalsozialistischen Abwegen. In den Memoiren erwähnt er mit Verachtung, dass 1933 die von ihm mitbegründete Boxberger Volksbibliothek im Auftrag der Partei "gesäubert" wurde; auch Hofmanns Schriften über Boxberg wurden entfernt.

Der Heimatverein Boxberg hatte Hofmann bereits 1910 zum Ehrenmitglied ernannt. Als Dank für seine Verdienste als Vorstandsmitglied, als Redner, als Mitbegründer des Heimatmuseums, vor allem aber als Erforscher der reichen Boxberger Geschichte. Hofmann war in den 30er Jahren ein wichtiger Autor der Schriftenreihe "Mein Boxberg", und veröffentlichte von 1940 bis 1950 vier Extra-Heimathefte unter dem Titel "Mein Umpferland".

Viele lesenswerte Abhandlungen des Ehrenbürgers waren lange vergriffen oder nur schwer zugänglich. Es ist das große Verdienst des früheren Schriftleiters der Boxberger Heimathefte, Pfarrer Heinz Raulf, die wichtigsten Studien in der "Mein-Boxberg"-Reihe und in drei Sammelbänden von 2002 bis 2009 neu aufgelegt zu haben.

Ausstellung

Zum 150. Geburtstag des Ehrenbürgers zeigt Stadtarchivar Dr. Dieter Thoma die Ausstellung "Professor Hofmann und alte Ansichten von Boxberg". Viele der Abbildungen stammen aus dem Nachlass des Heimatforschers, und kamen 2015, nach dem Tod seines Enkels Prof. Dr. Gunther Wolf, nach Boxberg.

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