Immobilien - Denkmalgeschütztes Gebäude gehört jetzt der „German Property Group“ / Firma war unter anderem wegen Liquiditätsproblemen in die Schlagzeilen geraten

Wird Schloss Wachbach bald saniert?

Von 
Bettina Semrau
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Das Wachbacher Schloss mit seinem Eingangsportal, über dem das Wappen der Herren von Adelsheim prangt. Seit 2018 gehört das Anwesen der German Property Group, die es nach eigenen Angaben sanieren will, um dort Betreutes Wohnen anzubieten. Doch negative Schlagzeilen lassen daran Zweifel aufkommen. © Bettina Semrau

Die neuerliche Geschichte von Schloss Wachbach scheint eine unendliche zu sein: Unendlich im Warten und Hoffen, dass das 400 Jahre alte Gemäuer wieder zum Leben erweckt wird.

Wachbach. Die Schlossanlage aus dem 16. Jahrhundert hat in den vergangenen Jahrzehnten immer mal wieder den Besitzer gewechselt. Zuletzt war 2009 ein potenzieller Investor in Erscheinung getreten, der allerdings anonym bleiben wollte.

Wie sein Projektmanager im Gespräch mit den FN damals sagte, war es jemand aus dem süddeutschen Raum. Seit dem zweiten Quartal 2018 ist das Schloss nun im Besitz der „German Property Group GmbH“ (GPG) mit Sitz im niedersächsischen Langenhagen bei Hannover. Ihr Geschäftsmodell: Sie erwirbt mit dem Geld ihrer Anleger Immobilien, saniert diese und sobald diese verkauft sind, wird der Gewinn verwendet, um die Investitionssumme plus einer Rendite auszuzahlen.

Noch in der Entwurfsphase

Die Gruppe will aus dem Wachbacher Schloss nach eigenen Angaben eine Seniorenresidenz machen. Zuletzt befand man sich jedoch immer noch in der Entwurfsphase. Ob die Pläne für das Schloss überhaupt umgesetzt werden, muss jedoch bezweifelt werden – zumindest wenn man verschiedene Fernseh- und Presseberichte über die Immobiliengruppe verfolgt, die nahe legen, dass die Firma ihre Objekte zu Spekulationszwecken erworben haben könnte.

Mitte letzten Jahres hatten unter anderem der Bayerische Rundfunk und die BBC über die Firma berichtet, die sich nach eigenen Angaben „auf Denkmalsanierung spezialisiert“ hat und behauptet, „federführend an der Planung, dem Bau und dem Vertrieb von neu erschlossenen Wohnräumen in denkmalgeschützten Immobilien beteiligt“ zu sein. Das Unternehmen verweist besonders auf steuerliche Anreize, die eine Investition in denkmalgeschütztem Wohnraum für private Anleger attraktiv machen soll.

Dagegen berichtete der Bayerische Rundfunk im Mai letzten Jahres, dass auffällig viele der von der „GPG“ aufgekauften – und vorher manchmal nicht einmal in Augenschein genommenen – Gebäude auch nach mehreren Jahren in der Hand des Unternehmens weiter verfallen. Bei zahlreichen Objekten sollen die Sanierungsarbeiten ins Stocken gekommen oder gar nicht erst aufgenommen worden sein.

Für besonders viel Wirbel sorgte Ende 2019 ein denkmalgeschütztes Haus in der Bamberger Innenstadt, das das Unternehmen 2013 erworben, aber nicht saniert hatte. Inzwischen ist es sogar einsturzgefährdet. Weiter gab es Berichte, dass die ausländischen Anleger „teilweise seit mehreren Monaten auf die Rückzahlung ihrer Geldanlage warten“.

Presseanfragen beantwortet die Firma nicht direkt, sondern über die von ihr beauftrage PR-Agentur „Creativ Clou“ in Hannover. Die lässt auf Anfrage wissen, dass von ihrem Kunden „vor jedem Kauf eine Immobilie gründlich anhand der Verkaufsunterlagen inklusive Fotos der Innenräume und Außenanlagen geprüft“ werde. „In der Regel“ fänden auch Besichtigungen der Objekte statt. Das sei auch bei Schloss Wachbach geschehen. Dem neuen Eigentümer erscheine, „gemessen an der langen Geschichte des Schlosses und unserem jetzigen Kenntnisstand“ die Bausubstanz des historischen Gebäudes als „gut“. Aktuell prüfe die GPG, das Schloss so zu entwickeln, dass es als Seniorenresidenz genutzt werden kann. Diese Planungen, schränkt die PR-Agentur allerdings ein, seien „aber noch am Anfang“.

Von unserer Zeitung auf die negative Presse angesprochen, stellt die Firma über ihre PR-Agentur fest: „Wir waren der Presse gegenüber sehr offen und haben die Fragen sehr ausführlich beantwortet. Aus diesem Grund sind wir natürlich nicht glücklich über die Art der Berichterstattung.“

Vor allem beim Projekt in Bambergs Oberer Sandstraße wollte das Unternehmen „der Berichterstattung entschieden entgegentreten“. Der Stand von Sanierungsarbeiten stehe überdies in keinem Zusammenhang zu den Rückzahlungen von Investments, heißt es in der Pressemitteilung weiter. „Die Gewinnausschüttung an die Investoren erfolge in der Regel zum Baubeginn, wenn die Immobilie an zukünftige Bewohner oder Vermieter verkauft ist. Als Sicherheit für die Investoren diene der Eintrag ins Grundbuch.“

Nachdem kürzlich auch von einer Insolvenz der German Property Group die Rede gewesen war, hat sich unsere Zeitung erneut an die Firma gewandt.

Unsere Fragen wurden jetzt von Rechtsassessor Jens Lüssenhop beantwortet, der die Rechtsabteilung der Firma „Red Rock Solutions“ in Langenhagen leitet. Diese wiederum fungiert laut ihrer Homepage als Holding von Projektentwicklern und Dienstleistungsunternehmen für die Immobilienbranche.

„Ende vergangenen Jahres“, schreibt Lüssenhop, habe sich die German Property Group GmbH mit den zu Unternehmensgruppe gehörenden Projektgesellschaften dazu entschlossen, ein so genanntes Restrukturierungsverfahren durchzuführen. Begleitet werde das Verfahren von der Beratungsgesellschaft CFE Ltd. mit Sitz in Malta. Diese verfüge, so Lüssenhop, über nachgewiesene Leistungsbilanzen im Bereich Restrukturierung von NPL (Anm. der Red. „Notleidender oder Fauler Kredit“). CFE erstelle zurzeit ein Unternehmensgutachten sowie einzelne Objekt- bzw. Projektratings. „Es ist nicht auszuschließen,“ bestätigt Lüssenhop, „dass im Zuge dieses eingeleiteten Verfahrens der Bonitätsindex für die German Property Group sich zunächst verschlechtert hat. Eine Insolvenz ist damit einhergehend jedoch nicht verbunden.“

Restrukturierung

In Bezug auf das Wachbacher Schloss stellt der Jurist fest, dass die Restrukturierung dazu dienen solle, die Realisierung der Projekte „auch weiterhin zu sichern“.

Bei Schloss Wachbach hätten sich „zuletzt noch Verzögerungen im Hinblick auf ein noch laufendes Flurbereinigungsverfahren ergeben“, schreibt der Jurist. Mittlerweile gebe es für das Objekt allerdings ein Konzept, das Betreutes Wohnen vorsieht. Es sei als nächstes beabsichtigt, dieses „zeitnah“ mit dem Oberbürgermeister der Stadt Bad Mergentheim zu besprechen, „um im Anschluss daran die weitere Realisierung voranzutreiben“.

Ein Baudenkmal: Das Schloss Wachbach

Die Herren von Adelsheim ließen das Schloss Wachbach von 1588 bis 1592 von Michel Niklas erbauen.

Es wurde im Renaissance-Stil als vierflügelige Anlage mit runden Ecktürmen gebaut.

Bis heute erhalten geblieben ist das aufwendige, repräsentative Sandsteinportal mit zweiflügeligem, historischen Holztor.

Im Obergeschoss befinden sich helle Wohnräume mit ca. 3,50 Meter hohen Decken. Im Erdgeschoss befinden sich diverse Nebengebäude mit Tonnen- bzw Kreuzgratgewölbe und einem Gewölbekeller.

Die Nutzfläche wurde im Jahr 2009 auf rund 2000 Quadratmeter geschätzt.

Im Erdgeschoss befinden sich auf rund 1000 Quadratmetern hauptsächlich mit großen Gewölben versehene Wirtschafts- und Lagerräume, während das erste Obergeschoss und Teile des Dachgeschosses auf ebenfalls 1000 Quadratmetern Fläche für Wohnräume bieten.

Stallungen mit zirka 250 Quadratmetern sowie ein Kellereigebäude sind ebenfalls vorhanden. Zum Schloss gehört außerdem ein Grundstück von 4500 Quadratmetern Größe.

Das Schloss Wachbach geht auf die Burg Wachbach zurück, die im Jahre 1325 erstmals urkundlich erwähnt wurde.

Die Burg wurde im Jahr 1523 durch Truppen des Schwäbischen Bundes vollständig zerstört.

Heute ist bis auf einige Reste der Mauern und des Burggrabens nichts mehr von der ursprünglichen Burg übrig.

Erhaltenswert sind historische Gebäude und damit auch das Schloss Wachbach immer vor allem aufgrund ihres Alters und dem ideellen Wert, der damit mitschwingt.

Das Schloss mit seiner mehr als 400-jährigen Geschichte ist ein wichtiges Zeugnis über das Leben früher. Auch lässt sich an dem altersbedingt gut erhaltenen Zustand viel über frühere Bauweisen ablesen. sem

Redaktion Redakteurin bei den FN

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