Schlosspark - Fünfter und letzter Teil der Serie über den ehemaligen Hofgarten des Deutschen Ordens und seine historische Rekonstruktion / Informationen im Museum

Baumriesen, Reiher und Eichhörnchen

Von 
Joachim W. Ilg
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Zum Abschluss unserer Serie über den Bad Mergentheimer Schlosspark kommen noch die Stadt, das Deutschordensmuseum und ein „Hofgärtner“ zu Wort.

Bad Mergentheim. Zu Beginn unserer Serie (im Dezember) über den Bad Mergentheimer Schlosspark und seine Geschichte haben wir Julius Aschfalk zu Wort kommen lassen. Der Mergentheimer Handwerker und Heimathistoriker hat in den letzten Tagen des Zweiten Weltkriegs sich an die einstige „Pracht und Herrlichkeit“ des ehemaligen Hofgartens des Deutschen Ordens erinnert und ihn als das „größte Kleinod“ der Stadt bezeichnet.

73 Jahre später haben wir Tillmann Zeller gefragt, was für ihn das Besondere an dem Schlosspark ist. Zeller schlüpft bei Führungen für Einheimische und Gäste in das Kostüm des Hofgärtners Franz Joseph Hüller, der am Aufbau des englischen Gartens (um 1800) beteiligt war.

Zeller schildert seine Begeisterung für den Park vom Schneckenbuckel aus. „Unter gewaltigen Platanen sitzend, geht der Blick auf eindrucksvolle Baumriesen, Baumgruppen und Reiher bei der Fischjagd.“ Im Hintergrund sieht er die mächtigen Türme der Schlosskirche und im Vordergrund eine bunte Wiese. „Eichhörnchen springen von Ast zu Ast, Greifvögel drehen ihre Runden und ein Biber versucht, einen Baum zu fällen.“ So eine vielfältige Tier- und Pflanzenwelt suche Ihresgleichen, ist Zeller überzeugt.

Aber gibt es auch Defizite und Wünschenswertes? Tillmann Zeller wird da ganz konkret: Auch wenn der Schlosspark sich im Besitz des Landes befindet, sollten ihn die Mergentheimer als ihren Park schätzen, erhalten und pflegen, dazu gehöre auch, der „blinden Zerstörungswut Einhalt zu gebieten“. So sein erster Wunsch.

Und sein zweiter? Für Besucher, vor allem ortsfremde, die durch den Äußeren Schlosshof Richtung Kurpark gehen, sollte eine informative Schautafel neugierig auf die Geschichte und die Besonderheiten des Schlossparks machen.

Sein dritter Wunsch lautet: Da es bei der Stadtverwaltung eine lange Warteliste von Bürgern gebe, die ein Gartenstück suchen, könnte auf dem ehemaligen Obst- und Gemüsegarten des Deutschen Ordens, der sich hinter dem heutigen Finanzamt befand, ein „interkultureller Gemeinschaftsgarten“ und damit auch eine „ideale Begegnungsstätte“ entstehen. Auch der nicht öffentliche ehemalige Garten der Versorgungskuranstalt könnte von Bürgern genutzt werden, schlägt Zeller vor.

Im letzten Jahr hatte sich die Stadt Bad Mergentheim für eine der nächsten Landesgartenschauen beworben, allerdings vergeblich. Zu den Gartenschau-Plänen gehörte auch, „die Wiederherstellung des historischen Schlossparks abzuschließen“, teilt Pressesprecher Carsten Müller mit. Entsprechende Gespräche seien mit Vertretern des Landes geführt worden. Dabei sei es auch darum gegangen, die so genannten „Eisenberg-Quellen“ wieder zu nutzen und dem Schloss-Areal zuzuführen.

Charmante Orangerie

Für Oberbürgermeister Udo Glatthaar „steht außer Frage, dass im Schlosspark ein großes Potenzial an noch höherer Aufenthaltsqualität und ansprechender Gestaltung schlummert.“ Es sei gut, dass bereits fundierte Konzepte dazu vorliegen, die auch Raum für weitere Ideen lassen würden. Er selbst könne sich beispielsweise die Wiederherstellung einer „charmanten Orangerie in diesem schönen Park“ gut vorstellen. „Wir werden weiterhin beim Land dafür werben, in die Verwirklichung des Parkpflegewerks einzusteigen“, so Glatthaar.

Wer im Laufe dieser inzwischen fünfteiligen Serie noch nicht genug vom ehemaligen Hofgarten des Deutschen Ordens bekommen hat, kann sich auch auf den Weg zum Deutschordensmuseum machen und weitere Informationen und Eindrücke erhalten. Elfriede Rein, die für die Öffentlichkeitsarbeit zuständig ist, macht mit uns einen kurzen Gang durch den „Schlosspark im Museum“. Vom einstigen Figurenprogramm des barocken Blumengartens sind dort noch einige Originale zu sehen. Beispielsweise ein Puttenquartett, das die vier Jahreszeiten verkörpert, oder musizierende Satyrfiguren, die sich in der Sala terrena befanden, dem Gartenfestsaal der Hofgesellschaft.

Augenschmaus

Im zweiten Obergeschoss des Museums trifft man auf einen Raum, der sich mit der Bautätigkeit des Deutschen Ordens befasst. Hier gibt es weitere Exponate und Informationen. Besonders interessant das Schlossmodell aus der Zeit um 1800. Es zeigt detailgetreu den damaligen englischen Landschaftsgarten. Auch auf den Hofgärtner Hüller trifft man, denn sein Gartenplan ist überliefert worden. Zudem gibt es verschiedene zeitgenössische Darstellungen, zum Beispiel des Schellenhäuschens (chinesisches Haus) und des ehemaligen Entendörfchens.

Das Deutschordensmuseum hat auch eine Kostümführung durch Schloss und Park im Programm. Ihr Titel lautet: „Augenschmaus und Gaumenfreude“. Und wer steckt dahinter? Natürlich der Hofgärtner Franz Joseph Hüller, der den Schlosspark seinen Gästen erklärt. Tillmann Zeller schlüpft in diese Rolle am Sonntag, 5. Mai, um 14.30 Uhr, wobei die Führung auch nach Vereinbarung beim Museum gebucht werden kann.

Last but not least hat der Arbeitskreis Museumspädagogik eine „Erkundungstour durch den Schlosspark“ für Familien ausgearbeitet. Dafür steht ein Rucksack samt Bollerwagen (für müde Kinder) zur Verfügung.

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