Schlosspark - Zweiter Teil der Serie über den ehemaligen Hofgarten des Deutschen Ordens / Einschneidende Veränderungen im Laufe der Jahrhunderte / Vieles ging verloren

Auch das Entendörfchen musste weichen

Von 
Joachim W. Ilg
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Nach dem Abzug des Deutschen Ordens aus Mergentheim 1809 musste der Hofgarten wesentliche Veränderungen und Verluste in Kauf nehmen.

Bad Mergentheim. Nachdem wir im ersten Teil unserer Serie über den Hofgarten des Deutschen Ordens berichtet haben, der ab 1791 im englischen Stil angelegt worden war und der bis in die heutige Zeit hinein Einwohnern der Stadt, aber auch Gästen ans Herz gewachsen ist, wollen wir nun auf die zum Teil einschneidenden Veränderungen der letzten beiden Jahrhunderte eingehen. Sie haben den Park von seiner ursprünglichen Gestalt zum Teil weit entfernt.

Mit dem Abzug der Ordensritter samt Gefolge und Verwaltung aus Mergentheim 1809 endete die Glanzzeit des Hofgartens, der stellenweise verwilderte und etliche Verluste hinnehmen musste.

1823 wurde die Sala terrena, ein Gartengebäude neben dem Schloss, das noch aus der Barockzeit stammte, abgebrochen. „Heute wären wir froh, wir hätten diesen prachtvoll stuckierten Festsaal zwischen Rosenrabatten und Balustraden wieder“, schrieb Carlheinz Gräter 1972 in seinem „Porträt einer Stadt“.

Ebenfalls in den 20er Jahren des 19. Jahrhunderts wurde die Orangerie im Gartenbereich hinter dem heutigen Finanzamt abgerissen. 1815 musste auch das Entendörfchen mit seinen Häusern, Gassen und einer Kirche weichen, das auf einem Erdhügel in einem kleinen See nicht weit vom Mondhäuschen entfernt die Blicke auf sich zog. Nicht nur der Entensee, auch die übrigen Teiche in diesem „vor-romantisch-sentimentalen“ Landschaftsgarten wurden trockengelegt.

Folgenschwerer Eingriff

Als folgenschwersten Eingriff in den ehemaligen Hofgarten des Deutschen Ordens kann man den Bau der Bahnlinie Ulm-Würzburg, die 1869 eröffnet wurde, bezeichnen. Und in der Tat: Die Schienen zerschnitten die nordöstlichen Gartenteile, und die Aufschüttung des Bahndamms hatte zur Folge, dass diese Trennung auch optisch noch verstärkt wurde. Der abgetrennte Bereich um die Herrenmühlstraße herum wurde mit Wohnhäusern bebaut, so dass der Park einen unwiederbringlichen Verlust erlitt.

Die geometrisch angeordneten Gärten für Obst und Gemüse hinter dem heutigen Finanzamt und beim Halbmondhäuschen wurden in den 60er Jahren des 20. Jahrhunderts derart umgestaltet, dass von ihrem historischen Erscheinungsbild so gut wie nichts mehr übrig blieb.

Vor dem Schneckenbuckel, der einst von einem See umgeben war, wurde ein Kinderspielplatz angelegt, so dass das Parkmotiv Pappelinsel von den massiv wirkenden Spielgeräten verdrängt wurde.

Als die Igersheimer Straße 1975 eine Abbiegespur zur Kapuzinerstraße erhielt, ging das auf Kosten des Parks, der auf einen 80 Meter langen Geländestreifen verzichten musste.

Auch der Äußere Schlosshof erfuhr einige Veränderungen, in dem ein Kaffeehaus mit Gartenterrasse Gäste anlockt.

Der so genannte Martinische Garten zwischen Schellenhäuschen und Verkehrsschulgarten verschwand, wobei die Wegeführung auf die neue Fußgängerunterführung gerichtet wurde.

Auch die Pflanzenarten und Pflanzengruppierungen haben sich im Laufe der Zeit verändert. Waren es früher fremdländische Gehölze, die dem Hofgarten eine besondere Note verliehen, so waren es später eher heimische Forstgehölze, die den Spaziergängern Schatten spendeten.

Vergleicht man den heutigen Park mit seinem ursprünglichen Zustand um 1800, als der englische Garten des Deutschen Ordens Gestalt annahm, wird deutlich, dass die letzten 200 Jahre nicht spurlos an dieser Anlage vorbeigegangen sind.

Nach Auffassung des Landes Baden-Württemberg stellt der Landschaftspark zusammen mit der ehemaligen Deutschordensresidenz ein bedeutendes Denkmalensemble dar, das von landes- und kulturhistorischer Bedeutung ist. Daher wurde in einem Parkpflegewerk ein Erhaltungs- und Entwicklungskonzept entworfen, um verloren gegangene Gartenbilder, wie sie etwa um 1800 zu sehen waren, wieder herzustellen. Von den dafür vorgesehenen zehn Bauabschnitten wurden vier in Angriff genommen. Mehrere Kernbereiche des Schlossparks konnten dadurch zum Teil neu gestaltet werden. Darüber berichten wir in unserer nächsten Folge.

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