Buchen. Wo heute in einem Steinbruch Kalkstein abgebaut wird, der unter anderem als Schotter, Splitter und für Baustoffe verwendet wird, breitete sich vor Millionen von Jahren ein großes, relativ flaches Meer aus. Darin lagerten sich Muschelschalen ab. In weiteren Millionen von Jahren entstand auf diese Weise das Muschelkalkgestein im heutigen Bauland. Auf einem geologischen Lehrpfad bei der Eberstadter Tropfsteinhöhle kann man sich in einer knappen halben Stunde über die Erdgeschichte des Baulands informieren.
Der wenige hundert Meter lange Lehrpfad schlängelt sich wildromantisch zwischen Steinbruch und Tropfsteinhöhle einen kleinen Hang hinauf. In regelmäßigen Abständen informieren Schautafeln über die Erdgeschichte, die Pflanzen- und Tierwelt im Muschelkalkgebiet sowie über die Arbeitsweise im Steinbruch. Hin und wieder nehmen die Tafeln Bezug auf ihre Umgebung. So wird am Beispiel einer Felswand das Phänomen von Verwerfungen im Kalkgestein erklärt.
Fast am Ende des Pfads, auf einer Plattform, liegen Gesteinsbrocken aus verschiedenen Regionen, deren Herkunft erläutert wird. Von einem Aussichtspunkt aus hat man eine gute Sicht auf den Steinbruch.
Viele Infos zur Erdgeschichte
Wer sein Wissen zur Erdgeschichte vertiefen möchte, für den lohnt sich ein Abstecher ins Besucherzentrum der Tropfsteinhöhle. Neben Schaukästen mit Funden und Versteinerungen ist an einer Wand ein Bild zu sehen, das die Höhle und die darüber befindliche Landschaft während einer Wärmezeit der Erdgeschichte zeigt. Mit einem Berührungsbildschirm kann man verschiedene Elemente in dem Höhlenbild beleuchten und Erklärungen dazu erhalten.
Im Multimediaraum wird ein Film über die nicht zugängliche Höhle "Hohler Stein" gezeigt sowie eine Lichtinstallation über das Meer, das vor Jahrtausenden in der Region bestand.
Wer sich intensiver mit der Frühgeschichte von Bauland und Odenwald beschäftigen will, kann dies an einer Didaktik-Wand und in einem sogenannten "Intensivraum" tun.
Außerdem verfügt das Gebäude über eine Röhrenrutsche, mit der Kinder vom Obergeschoss ins Erdgeschoss rutschen können. Auf dem Weg vom Besucherzentrum zum Höhleneingang informieren Schautafeln über die geologischen Phasen der Erdgeschichte.
Kinder können forschen
Übrigens: Kinder können auf dem nahegelegenen Spielplatz sich als Geologen betätigen und im Sand nach dort versteckten Versteinerungen suchen.
Natürlich lohnt sich auch immer ein Besuch der Eberstadter Tropfsteinhöhle. Diese wurde im Jahr 1971 bei Sprengarbeiten im Steinbruch entdeckt. Fachleute schätzen ihr Alter auf ein bis zwei Millionen Jahre. Am 9. September 1973 wurde sie auf eine Länge von rund 600 Meter für Besucher freigegeben.
Vom Besucherzentrum aus erreicht man die 600 Meter lange Höhle durch einen kurzen Gang mit kristallinen Exponaten. Ihre Breite schwankt zwischen zwei und sieben Metern, die Höhe zwischen 2,5 und acht Metern.
Innerhalb der Höhle liegt die Temperatur konstant bei elf Grad, die Luftfeuchtigkeit etwa bei 95 Prozent. Prächtige Tropfsteine bringen die Besucher zum Staunen, zum Beispiel die mächtige "Hochzeitstorte" oder wie ein Vorhang herabhängende Stalagtiten. Nach Angaben der Stadt besuchten bisher rund 3,5 Millionen Menschen die Tropfsteinhöhle. Zu den Eberstadter Höhlenwelten zählen außerdem die Kornäckerhöhle und die Höhle "Hohler Stein", die beide für Besucher nicht zugänglich sind. Martin Bernhard
Tourdaten
"Start- und Zielpunkt: Besucherzentrum der Eberstadter Tropfsteinhöhle in Buchen-Eberstadt.
Länge: Derzeit etwa ein halber Kilometer.
Parkplätze: Am Höhlensee unterhalb des Besucherzentrums.
Tipp: Es gibt eine gemütliche Wanderung von etwa drei Kilometer Länge im weiten Bogen um den Steinbruch herum durch ein landschaftstypisches Trockental. Eine Karte mit Erläuterungen erhält man im Besucherzentrum.
Informationen: Öffnungszeiten von Tropfsteinhöhle und Besucherzentrum: März bis Oktober täglich von 10 bis 16 Uhr. November bis Februar: Samstags, sonntags und an vielen Feiertagen von 13 bis 15 Uhr. In den Monaten März und April sowie September und Oktober ist montags Ruhetag. Weitere Informationen unter Telefon 06292 / 578 (Besucherzentrum) oder im Verkehrsamt der Stadt Buchen, Telefon 06281 / 2780 oder 31155.
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