Pflanzenschutzmittel

Kritik an Verordnung

Folgen für den Weinbau

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An der geplanten EU-Verordnung zur nachhaltigen Verwendung von Pflanzenschutzmitteln (SUR) sowie den daraus resultierenden Maßnahmen und Folgen wird sowohl vor allem von Seiten der Landwirtschaft und des Weinbaus als auch von Fachexperten heftige Kritik geübt.

MdL Dr. Wolfgang Reinhart sieht ebenfalls eine erhebliche Gefährdung beruflicher Existenzen in diesen Branchen, sollte die vorgesehene EU-Verordnung beschlossen werden und die darin enthaltenen Vorschriften zur Anwendung kommen. Vor diesem Hintergrund hat er sich in einem Abgeordnetenbrief an die Präsidentin der Europäischen Kommission, Ursula von der Leyen, nach Brüssel gewandt und seine Bedenken gegen die beabsichtigte SUR hinsichtlich absehbarer Auswirkungen besonders auch auf den Weinbausektor bekundet. Gleichzeitig unterstützt Reinhart damit unter anderem den Bereichsvorsitzenden Tauberfranken des Badischen Weinbauverbands, Karlheinz Sack, sowie dessen Besorgnisse und Anliegen hinsichtlich der SUR.

„Auch in der Region hat der Weinbau eine große Tradition, befand sich hier doch bis 1830 mit über 10 000 Hektar der größte Rebenteppich Deutschlands oder sogar ganz Europas“, ließ Reinhart verlautbaren. Die Weinberge charakterisierte er als wesentliche Bestandteile der Kulturlandschaft. „Das Interesse an nachhaltigem, gesundem und ökologischem Weinbau ist hoch wie nie zuvor“, meint der Landtagsvizepräsident. Sorge bereite den Winzern der aktuelle Entwurf der neuen SUR-Verordnung, wonach in Schutzgebieten wie in Landschafts- und Wasserschutzgebieten kein Pflanzenschutzmitteleinsatz mehr zulässig wäre. „Dies würde bei über 60 Prozent der Weinbauflächen in der Taubertalregion zu einem Ausfall der Bewirtschaftungsmöglichkeiten sowie damit zugleich zu einer faktischen Entrechtung und Enteignung der Inhaber oder Pächter dieser Rebflächen führen“, prognostiziert Reinhart.

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Folglich wäre eine erhebliche Auflösung der bisherigen Kulturlandschaft zu befürchten, ebenso wie die Gefahr einer verdichteten Verbuschung der Weinberge, was letztlich dem ökologischen Gedanken entgegenstehe. „Ich bitte deshalb darum, die Verordnung nicht in vorgesehenem Umfang und Inhalt zu verabschieden“, appellierte Reinhart abschließend in dem Abgeordnetenbrief an Ursula von der Leyen verbunden mit einem Gesuch um Unterstützung bei diesem Anliegen.

Die SUR hätte dieselben katastrophalen Auswirkungen wie das dereinstige Aufkommen von invasiven Krankheiten oder Schädlingen wie zum Beispiel 1887 Peronospora (Falscher Mehltau), 1910 Oidium (Echter Mehltau) und 1910 die Reblaus in Main- und Tauberfranken, argwöhnt Karlheinz Sack. „Der Weinbau ging zeitgleich damals auf circa 400 Hektar zurück“, berichtet der Bereichsvorsitzende. Er schätzt den absehbaren Rückgang der bewirtschafteten Weinbauflächen im Main-Tauber-Kreis sogar auf mindestens 75 Prozent, sofern die SUR in der avisierten Form eingeführt würde. Damit verbunden werde das Recht einer freien Berufswahl beschnitten.

„Was die Winzerschaft massiv verärgert, ist die Tatsache, dass die Einsparung von Pflanzenschutzmitteln seit 2000 in Höhe von rund 30 Prozent nicht honoriert wird. Ebenso, dass die Befürworter eines Verbotes oder einer drastischen Reduzierung der Mittel um 65 Prozent nicht beachten, dass unsere heimischen Reben keine natürlichen Abwehrmechanismen besitzen“, betont Karlheinz Sack. „Wenn zeitgleich Produkte in die EU importiert werden dürfen, die nicht diesen strengen Auflagen unterliegen, stellt dies einen Affront gegenüber der europäischen Weinwirtschaft dar“, kritisiert der Weinbaugebietsvorsitzende Tauberfrankens, Winzer und Seniorchef eines Weinbaubetriebs in Lauda-Königshofen.

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