Bergstraße. Simone Reiners will in den hessischen Landtag, für die SPD. Es ist ihre erste Kandidatur. Wer ist die Frau, wie ist sie als Mensch? Was treibt sie an, sich für Wiesbaden zu bewerben? Und was sind ihre Ziele für den Wahlkreis Bergstraße West, für welche Politik steht sie allgemein? Ein Porträt.
Am Tisch in der Viernheimer Townhall sitzt eine aufgeweckte und interessierte 29-jährige Frau. Der Blick ist offen und fest, sie schaut einem direkt in die Augen. Sie wirkt zugewandt, selbstsicher, aber keine Spur überheblich. Sie unterbricht ihr Gegenüber kein einziges Mal. Also, höflich ist sie auch.
Auf die Bitte, sich als Mensch zu beschreiben, kommt zunächst: Oh, da muss ich überlegen. Kleiner Eisbrecher: Stellen Sie sich vor, wir fragen Ihre beste Freundin. Wie würde die Sie beschreiben? Jetzt sprudelt es: „Als gestaltungsfreudig, zupackend, willensstark, emphatisch.“
Nun erzählt Reiners unmittelbar über sich. Harmoniebedürftig sei sie schon. Aber sie scheue auch die Auseinandersetzung nicht, so lange es fair zugehe. Ein kurzer Zug am Strohhalm des Himbeer-Eistees. Im Privaten wie im Politischen stehe für sie immer der Konsens im Mittelpunkt. „Entscheidungen, die man gemeinsam trifft, sind die besten“, meint sie.
Okay, das waren die guten Seiten. Wie steht’s mit den anderen? Was mag sie nicht an sich. Kurze Bedenkzeit. „Das Overthinking. Ich denke manchmal zu lange und vielleicht zu gründlich über Dinge nach. Manchmal zerdenke ich Dinge.“ Das sei eben ein Wesenszug, an dem sie arbeite. Aber deshalb sei sie noch lange keine sture Perfektionistin. Vielleicht, sagt sie – Reiners arbeitet beim Sprechen viel mit den Händen –, seien Frauen aber auch selbstkritischer als Männer. So ganz grundsätzlich. Simone Reiners sitzt seit 2017 für die SPD in der Stadtverordnetenversammlung ihrer Heimatstadt Heppenheim. „Ich bin Ur-Hepprummerin.“ Mitglied des Kreistags ist sie auch. Und ehrenamtlich bei vielen politischen und sozialen Initiativen aktiv.
Was treibt sie an, sich politisch zu engagieren? „Mein Elternhaus.“ Ihr verstorbener Vater Edgar Reiners war auch SPD-Stadtverordneter in Heppenheim, dann war er Ehrenstadtverordneter. Es seien diese Werte gewesen, die im Elternhaus hochgehalten und befolgt wurden. Das habe sie geprägt. Füreinander da sein, sich für das Gemeinwesen interessieren, dafür einzustehen, zu Hause über Politik und Gesellschaft zu diskutieren. Und eben politisch aktiv sein, sich einmischen, mitmischen. Das sei ihr in die Wiege gelegt. „Es gehört zu meinem Charakter, mich für andere zu engagieren.“ Schon in der Schule, dem Liebfrauen-Gymnasium in Bensheim, war sie Schülersprecherin. Jüngst hat sie einen Antrag im Kreistag gestellt und durchgebracht, wenn auch in leicht abgewandelter Form: Der Kreis Bergstraße ist dem Bündnis gegen Altersarmut von Frauen beigetreten.
Und wenn sie gewählt wird am 8. Oktober, welche Politik will sie machen? Ihre Ziele betreffen zum großen Teil den Wahlkreis wie Politik im Allgemeinen. Das erste Ziel: „Ich will die Kommunen stärken.“ Reiners deutet ihre Vermutung nur an, zu vernehmen ist sie deutlich. Nach ihrer höflich dargestellten Auffassung ist die Landespolitik oft zu weit weg von den Realitäten der Kommunen. „Ich bin Kommunalpolitikerin durch und durch. Deshalb weiß ich, wie es in einer Kommune aussieht und was sie braucht. Das will ich einbringen.“
Die Ausstattung der Kommunen mit Finanzmitteln ist so ein Ansatzpunkt. Da gebe es Förderangebote aus Wiesbaden. Aber die stimmten nicht immer mit dem überein, was die Kommune braucht. Außerdem seien die Antragsverfahren bürokratisch furchtbar überladen.
Das Land solle den Kommunen projektungebunden Mittel zur Verfügung stellen. Diese könnten sie dann für das verwenden, was gerade zu finanzieren ist. Überhaupt hält sie es mit vielen Kommunalpolitikern und Verwaltungschefs: „Wer bestellt, bezahlt.“ Die Kommunen müssten zu viel schultern von dem, was in Berlin oder Wiesbaden bestellt wird. Stichwort Kinderbetreuung. Reiners Motto: „Geht es Deinem Ort gut, geht es Dir auch gut.“
Bürokratieabbau
Und Simone Reiners will sich einsetzen für eine größere Wertschätzung der beruflichen Ausbildung. Sie will, dass Berufsschulstandorte gesichert werden. Stichwort Fachkräftemangel. Sie will, dass die Ausbildung zur Erzieherin von fünf Jahren Schule auf eine dreijährige praxisorientierte und vergütete Ausbildung umgestellt wird. Und sie will am Abbau der Bürokratie mitwirken. „Das Land könnte die Kommunen ja mal fragen, welche Formalien noch zeitgemäß sind und welche wegkönnen“, sagt sie.
Simone Reiners
Die SPD-Kandidatin zur Landtagswahl am 8. Oktober ist 29 Jahre alt und lebt mit ihrem Freund in ihrer Geburtsstadt Heppenheim.
Sie hat am Liebfrauengymnasium in Bensheim Abitur gemacht, danach eine Ausbildung zur Verwaltungsfachangestellten.
Anschließend hat Simone Reiners studiert und ist nun Verwaltungsbeamtin im gehobenen Dienst.
Sie arbeitet im parlamentarischen Büro der Viernheimer Stadtverwaltung.
Außerdem ist sie hier Vorsitzende des Personalrats sowie Ausbildungsleiterin.
Sie sitzt seit 2017 in der Heppenheimer Stadtverordnetenversammlung und ist Mitglied des Kreistags.
Reiners hat auf der Landesliste der SPD zur Landtagswahl Platz 49. mas
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