Die hohe Nachfrage trieb in den vergangenen Jahren die Preise für Immobilien nach oben. Jetzt steigen auch noch die Zinsen. Platzt der Traum vom Eigenheim?
Odenwald-Tauber. Es ist der Traum einer jeden jungen Familie. Das Eigenheim, am besten freistehend mit viel Platz für die Kinder zum Spielen. Mit ein wenig Startkapital und festem Einkommen war es im ländlichen Raum lange gar nicht so schwierig, diesen Traum zu verwirklichen. Doch mit der Pandemie kamen Lieferkettenprobleme und enorme Steigerungen bei den Baukosten, auch angefacht von der starken Nachfrage wegen der niedrigen Darlehenszinsen.
Bei zehnjährigen Baudarlehen fielen die Zinsen unter ein Prozent. Ein historisches Tief. Gleichzeitig trieb das billige Geld auch die Preise nach oben, denn die Nachfrage nach Grundstücken und Immobilien überstieg das Angebot bei weitem. Der Kostenvorteil durch günstige Finanzierungskosten wurde gleichsam aufgefressen von einer massiven Steigerung bei den Anschaffungskosten.
Um die Inflation einzudämmen, drehte die Europäische Zentralbank (EZB) Anfang des Monats an der Zinsschraube und bestätigte damit gewissermaßen eine Marktentwicklung, die schon zuvor eingesetzt hatte. Mittlerweile liegt der Zins für ein zehnjähriges Baudarlehen bei rund drei Prozent. Anfang des Jahres waren es zwei Prozentpunkte weniger.
Platzt damit der Traum vom Eigenheim? Es wird auf jeden Fall schwieriger ihn zu realisieren. Die Risiken steigen. Um sie in Grenzen zu halten, sollte man Tipps beachten. Die Verbraucherzentrale Baden-Württemberg rät, für ein Bauprojekt mindestens 20 Prozent Eigenkapital einzubringen. Bei Kosten für Grundstück und Bau von 500 000 Euro (inklusive Nebenkosten) sollte man also über 100 000 Euro verfügen. Die anfängliche Tilgung beträgt idealerweise mindestens zwei Prozent, besser mehr.
Vereinzelt bieten Banken auch die Möglichkeit, den Tilgungssatz während der Laufzeit nach oben oder unten zu ändern. „Auf jeden Fall sollten Sondertilgungsrechte vereinbart werden“, raten die Verbraucherschützer. Die Zinsen sollten möglichst lange, also für 15 oder 20 Jahre, festgeschrieben werden, auch wenn das einen gewissen Zinsaufschlag kostet. Was man auch einkalkulieren sollte: Die günstigsten Zinsen geben die Banken in der Regel nur für 60 Prozent des Objektwertes, danach werden höhere Zinsen berechnet.
Enormer Unterschied
Die Verbraucherzentrale rät, auf jeden Fall mögliche Fördermittel in Betracht zu ziehen. Die können Entlastung bringen. So gebe es niedrigere Zinsen über das Wohneigentumsprogramm der KfW-Bank oder Kredite der NRW-Bank für Familien mit Kindern. Nutzbar seien zudem Darlehen und Zuschüsse für energetische Investitionen.
Unterm Strich bleibt die monatliche Belastung für das eigene Budget entscheidend. Bei einem Darlehen von 400000 Euro (festgeschrieben auf zehn Jahre) lagen die Aufwendungen für Zins (ein Prozent) und Tilgung (zwei Prozent) vor einigen Monaten noch bei rund 1000 Euro monatlich. Nach Ende der Zinsbindung hätte die Restschuld etwa 306 000 Euro betragen.
Bei der Berechnung mit dem momentan üblichen Zinssatz von drei Prozent beträgt die monatliche Belastung 1667 Euro. Ein enormer Unterschied: Über 600 Euro weniger bleiben demnach für den sonstigen Lebensunterhalt übrig.
Bauherren sollten auch die Restschuld im Auge behalten. Denn selbst die drei Prozent Zinsen, die derzeit für zehnjähriges Hypothekendarlehen verlangt werden, sind im historischen Vergleich niedrig. Um die Jahrtausendwende lag er doppelt so hoch: bei etwa sechs Prozent.
Sollten die Zinsen ein ähnliches Niveau erreichen, würde die monatliche Rate nach Ablauf der zehnjährigen Zinsbindung knapp über 2000 Euro betragen.
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