Verbandsliga Nordbaden - Der FV Lauda startet sicher nicht als "Abstiegskandidat Nummer 1" in die Runde

Verlieren lernen, um erfolgreich zu sein

Von 
Felix Röttger
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Der Taubertäler Traditionsverein FV 1913 Lauda ist bereit für die neue Saison in der Verbandsliga Nordbaden. Nach vier Spielzeiten in der Landesliga Odenwald gelang nun als souveräner Meister (in 30 Begegnungen ungeschlagen) der Wiederaufstieg. Unser Bild zeigt die neue Mannschaft mitsamt "der Truppe um die Mannschaft" in der hinteren Reihe von links: Dominik Gerberich, Stephan Braun, Dennis Wöppel, Chris Moschüring, Christoph Schenk, Thomas Lotter und Jonas Neckermann. In der mittleren Reihe von links: Harald Ruppert (sportlicher Leiter), Karlheinz Wolf (stellvertretender Vorsitzender), Thorsten Stranak (sportlicher Leiter), Johannes Schmitt, Nicolai Wöppel, Lukas Steuer, André Engert, René Heckmann, Jürgen Wöppel (Trainer), Gerhard Schmetzer (Präsident) und Felix Henninger (Physio). In der vorderen Reihe von links nach rechts: Florian Hehn, Daniel Walch, Jens Heissenberger, Julian Bach, Jan Gronbach, Kristofer Schädle, Daniel Fell und Tobias Würzberger.

© Felix Röttger

Als überragender Landesliga-Meister ohne Niederlage in 30 Punktspielen ist der Traditionsverein FV Lauda vier Jahre nach seinem Abstieg wieder in die Verbandsliga Baden zurückgekehrt. Vor neun Jahren spielte Lauda als das fußballerische Aushängeschild der Region noch in der Oberliga Baden-Württemberg.

Es war ein steiniger Weg, doch in der Landesliga Odenwald setzte sich nach Platz zehn in der Runde 2011/12 der Aufwärtstrend kontinuierlich fort. Einstellig ging es mit den Plätzen drei und zwei weiter, bis dann 2015 die Krönung folgte. Schon frühzeitig brachte der FV Anfang Mai mit dem 3:0-Heimsieg gegen den VfR Uissigheim die Meisterschaft unter Dach und Fach. Chris Moschüring wurde mit 31 Treffern Landesliga-Torschützenkönig, doch auch Kevin Röckert (29), Nicolai Wöppel (16), Thomas Lotter (9) und acht weitere Torschützen schossen den FV Lauda zum Titel.

Dieser einmalige Erfolg der Eisenbahnstädter war das Ergebnis einer sehr effektiven Saisonvorbereitung; in der letzten Runde ließen alle Spieler auch beim Training zwischen den Spieltagen nicht locker und zogen an einem Strang. Nur so konnte Cheftrainer Jürgen Wöppel kontinuierlich eine homogene Mannschaft mit einer Reihe von talentierten A-Jugendlichen aufbauen. Er integrierte sie behutsam und sorgte dafür, dass sie in der Runde so viel Spielpraxis wie möglich bekamen. Angesichts der fehlenden Mittel für die Verpflichtung Verbandsliga-erfahrener Akteure wäre Jürgen Wöppel gerne mit dem kompletten Kader des Aufsteigers in die Verbandsliga-Runde gestartet, doch mit sechs Spielern verlor er fast ein Drittel des 22 Mann starken Kaders.

Nur elf Prozent

Der auf den ersten Blick gravierende Einschnitt relativiert sich aber, wenn man die Einsatzzeiten der Spieler-Abgänge unter Berücksichtigung des gesamten Kaders einbezieht. Danach kamen diese sechs Akteure nur auf gerade mal rund elf Prozent aller Spielminuten des Kaders.

Bis auf Kevin Röckert, der zum Oberliga-Aufsteiger SV Sandhausen II wechselte, blieben alle Stammspieler dem Verein erhalten. Kevin Röckert erwies sich im Offensivbereich als intelligenter und torgefährlicher Spieler, in dessen Fußstapfen jetzt andere Spieler treten müssen.

Neckermann trifft

In den Vorbereitungsspielen zur Verbandsliga-Runde traf etwa Jonas Neckermann nicht nur einmal ins Schwarze; dies war ihm im Aufstiegsjahr nicht gelungen. Verstärken konnte sich der FV auf jeden Fall im Mittelfeld.

Mit der Verpflichtung des 28-jährigen Christoph Schenk (zuletzt FC Grünsfeld) verbuchte der Verbandsliga-Aufsteiger FV Lauda einen wichtigen Neuzugang. Der laufstarke defensive Mittelfeldspieler mit Qualitäten im Spielaufbau gehörte sechs Jahre beim Oberligisten FSV Hollenbach zur Stammelf und erzielte in der Oberliga zwölf Tore.

Als Jugendspieler des FC Grünsfeld kam Schenk zum FV Lauda, spielte dort in der erfolgreichen U19 und brachte es später auf insgesamt 143 Einsätze in der Oberliga Baden-Württemberg.

Der sieggewohnte Landesligameister wird alles tun, um die Euphorie des glanzvollen Aufstiegs in seine Verbandsliga-Auftritte mit weiteren Erfolgen zu bestätigen. Allerdings hatten es die Odenwald-Vertreter, von denen es aktuell gleich drei gibt, in den vergangenen Jahren immer sehr schwer, den Verbandsliga-Klassenerhalt in trockene Tücher zu bringen.

Eines ist sicher: Der FV Lauda wird das Verlieren wieder lernen müssen, denn ein solcher deutschlandweit einmaliger "Durchmarsch" wie in der Landesliga wird sich eine Klasse höher nicht wiederholen lassen. Immerhin haben mit Bach, Braun, Fell, Gerberich, Heckmann, Heissenberger, Moschüring, Schmitt und Schenk bereits neun Akteure Oberliga oder Verbandsliga gespielt.

Etwas defensiver

Ob es für den Klassenerhalt reichen wird, kann Trainer Jürgen Wöppel natürlich nicht vorhersagen; auf jeden Fall eilt seiner Elf nicht der Ruf voraus, schon vor dem ersten Ballkontakt in Badens höchster Fußballliga der Absteigerkandidat Nummer eins zu sein.

Ins offene Messer will die Laudaer Elf nicht laufen; dies bedingt eine im Vergleich zur torreichen Landesliga eher defensivere Spielweise, um sich dann mit schnellen Vorstößen genügend Torchancen zu erarbeiten. War die Abwehr vor und mit Julian Bach die Basis für die Meisterschaft in der Landesliga, kann sie eine Klasse höher die Grundlage zum Klassenerhalt werden.

Namen, Daten & Fakten

  • Internet: www.fv-lauda.de
  • Trainer: Jürgen Wöppel.
  • Platzierung der Vorsaison: Meister der Landesliga Odenwald.
  • Saisonziel: Nichtabstiegsplatz.
  • Meisterschaftsfavorit: TSG Weinheim.
  • Abgänge: Valerio Bilancia, Leon Brach, Robin Brach, Thomas Leverow, Robin Sack (alle VfR Gerlachsheim), Kevin Röckert (SV Sandhausen).
  • Zugänge: Jan Gronbach (A-Jugend SV Königshofen), Christoph Schenk (SV Grünsfeld), Tobias Würzberger (SV Nehren).
  • Tor: Julian Bach, Jan Gronbach.
  • Abwehr: Stephan Braun, Dominik Gerberich, Rene Heckmann, Johannes Schmitt, Daniel Walch, Dennis Wöppel, Tobias Würzberger.
  • Mittelfeld: André Engert, Daniel Fell, Florian Hehn, Thomas Lotter, Jonas Neckermann, Kristofer Schädle, Christoph Schenk.
  • Angriff: Jens Heissenberger, Chris Moschüring, Nicolai Wöppel.

Verbandsliga-Splitter

Die Platzierungen des FV Lauda in den vergangenen zehn Jahren:

  • 2005: 13. der Oberliga Baden-Württemberg.
  • 2006: 17. der Oberliga Baden-Württemberg.
  • 2007: 8. der Verbandsliga Nordbaden.
  • 2008: 14. der Verbandsliga Nordbaden
  • 2009: 8. der Verbandsliga Nordbaden.
  • 2010: 12. der Verbandsliga Nordbaden.
  • 2011: 15. der Verbandsliga Nordbaden.
  • 2012: 10. der Landesliga Odenwald.
  • 2013: 3. der Landesliga Odenwald.
  • 2014: Vizemeister der Landesliga Odenwald (in der Relegation gescheitert).
  • 2015: Meister der Landesliga Odenwald.

Übrigens: Gegen die kommenden Konkurrenten VfR Mannheim und den ASV Durlach hat der FV Lauda auch schon während seiner letzten Oberliga-Saison 2005/2006 gespielt - daheim jeweils 0:0.

FN-Prognose

Der FV Lauda verfügt über eine gute Mischung aus jungen und erfahrenen Spielern und hat mit Christoph Schenk natürlich noch einen "Premium-Neuzugang" zu verzeichnen. Die Taubertäler haben das Zeug dazu, den Klassenerhalt schon zeitig zu schaffen und - von Verletzungen verschont - sogar der beste Odenwald-Vertreter in der Verbandsliga zu werden. Dazu muss es aber auch im Umfeld ruhig und "stabil" bleiben.

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