Tauber-Odenwald. „Nach Schule oder Überbrückungszeit wie beispielsweise im FSJ oder Ausland geht es für viele junge Leute erst nach den Sommerferien weiter. Deshalb sind es vor allem die unter 25-Jährigen, die im Ferienmonat Juli arbeitslos werden“, erklärt Elisabeth Giesen, Leiterin der Agentur für Arbeit Schwäbisch Hall-Tauberbischofsheim. Laut einer aktuellen Studie der Bertelsmann Stiftung möchte jeder fünfte Jugendliche nach dem Schulabschluss lieber arbeiten, statt eine Berufsausbildung zu machen.
Dazu Elisabeth Giesen: „Dieser Trend bereitet mir Sorgen, denn er führt zu einem Anstieg von ungelernten Hilfskräften, die zunehmend schlechtere Chancen auf dem Arbeitsmarkt haben werden. Wer heute eine Ausbildung macht, verdient morgen deutlich mehr.“
Spezialisierung durch Weiterbildung und Berufserfahrung
Die Bruttolöhne von Fachkräften in Baden-Württemberg liegen rund 1.000 Euro über dem Helferlohn, der durchschnittlich bei rund 3.000 Euro liegt. Außerdem können Fachkräfte durch Weiterbildung und Berufserfahrung zu Spezialisten werden und damit verdienen sie dann im Durchschnitt fast 2.500 Euro mehr als Ungelernte.
„Ausbildung zahlt sich also aus – nicht nur finanziell, sondern auch für die Zukunftssicherheit. Kommt zur Berufsberatung, nutzt Eure Chance und wählt den Weg, der Euch dauerhaft mehr Möglichkeiten und Einkommen bringt“, so der Appell von Elisabeth Giesen an alle Jugendlichen, die noch keinen Ausbildungsplatz gefunden haben.
Im Juli wurden 723 neue Arbeitsstellen gemeldet. Das sind 65 (8,2 Prozent) weniger als im Juni und 58 (7,4 Prozent) weniger als im Juli 2024. Insgesamt waren 4825 Stellen gemeldet, 104 (2,2 Prozent) mehr als im Juni und 335 (6,5 Prozent) weniger als im Juli 2024.
Der Arbeitsmarkt im Main-Tauber-Kreis
Im Main-Tauber-Kreis liegt die Arbeitslosenquote wie im Juni bei 3,5 Prozent. Im Juli waren 2.727 Menschen arbeitslos gemeldet, 5 (0,2 Prozent) mehr als im Juni und 150 (5,8 Prozent) mehr als im Juli 2024. 743 Menschen meldeten sich neu oder erneut arbeitslos, 737 Menschen beendeten die Arbeitslosigkeit. Arbeitgeber haben 206 Stellen gemeldet, 12 (6,2 Prozent) mehr als im Juni und 38,9 Prozent weniger als im Juli 2024. Der Bestand an Stellenangeboten lag zum Stichtag bei 1.244; 25 Prozent weniger als im Juli 2024.
Von den 2.727 Arbeitslosen im Main-Tauber-Kreis wurden 1.141 vom Jobcenter Main-Tauber betreut (1.130 im Juli 2024). Die Geschäftsstellen der Arbeitsagentur im Main-Tauber-Kreis betreuten 1.586 Arbeitslose (1.447 im Juli 2024).
Der Arbeitsmarkt im Neckar-Odenwald-Kreis
Im Neckar-Odenwald-Kreis liegt die Arbeitslosenquote bei 4 Prozent (Juni: 3,9 Prozent). Im Juli waren 3.314 Menschen arbeitslos gemeldet, 115 (3,6 Prozent) mehr als im Juni und 218 (7 Prozent) mehr als im Juli 2024. 765 Menschen meldeten sich neu oder erneut arbeitslos, 650 Menschen beendeten die Arbeitslosigkeit. Arbeitgeber haben 154 Stellenangebote gemeldet, 39 (20,2 Prozent) weniger als im Juni und genauso viele wie im Juli 2024. Der Bestand an Stellenangeboten lag insgesamt bei 749; 14 Prozent mehr als im Juli 2024.
Von den 3.314 Arbeitslosen im Neckar-Odenwald-Kreis wurden 1.598 vom Jobcenter Neckar-Odenwald betreut (1.633 im Juli 2024). Die Geschäftsstellen der Arbeitsagentur im Neckar-Odenwald-Kreis betreuten 1.716 Arbeitslose (1.463 im Juli 2024).
Der Arbeitsmarkt im Landkreis Schwäbisch Hall
Im Landkreis Schwäbisch Hall liegt die Arbeitslosenquote wie im Juni bei 3,9 Prozent. Im Juli waren 4.718 Menschen arbeitslos gemeldet, 37 (0,8 Prozent) weniger als im Juni und 296 (6,7 Prozent) mehr als vor einem Jahr. 985 Menschen meldeten sich neu oder erneut arbeitslos und 1.021 Menschen beendeten die Arbeitslosigkeit. Arbeitgeber haben 213 Stellen gemeldet, 43 (16,8 Prozent) weniger als im Juni und 3,6 Prozent weniger als Juli 2024. Der Bestand an Stellenangeboten lag zum Stichtag bei 1.810; 0,5 Prozent weniger als im Juli 2024.
Von den 4.718 Arbeitslosen im Landkreis Schwäbisch Hall wurden 2.527 Arbeitslose vom Jobcenter Schwäbisch Hall betreut (2.424 im Juli 2024). Die Geschäftsstellen der Arbeitsagentur im Haller Landkreis betreuten 2.191 Arbeitslose (1.998 im Juli 2024).
Der Arbeitsmarkt im Hohenlohekreis
Im Hohenlohekreis liegt die Arbeitslosenquote wie im Juni bei 3,6 Prozent. Im Juli waren 2.477 Menschen arbeitslos gemeldet, 30 (1,2 Prozent) weniger als im Juni und 114 (4,8 Prozent) mehr als im Juli 2024. 480 Menschen meldeten sich neu oder erneut arbeitslos und 509 Menschen beendeten die Arbeitslosigkeit. Arbeitgeber haben 150 Stellen gemeldet, 5 (3,4 Prozent) mehr als im Juni und 117,4 Prozent mehr als im Juli 2024. Der Bestand an Stellenangeboten lag zum Stichtag bei 1.022; 0,4 Prozent weniger als im Juli 2024.
Von den 2.477 Arbeitslosen im Hohenlohekreis wurden 1.187 vom Jobcenter Hohenlohekreis betreut (1.117 im Juli 2024). Die Arbeitsagentur im Hohenlohekreis betreute 1.290 Arbeitslose (1246 im Juli 2024).
Die Eckwerte nach Rechtskreisen
Im Agenturbezirk Schwäbisch Hall-Tauberbischofsheim waren im Bereich der Grundsicherung (Rechtskreis SGB II) 6.453 Arbeitslose gemeldet, im Bereich der Arbeitslosenversicherung (Rechtskreis SGB III) 6.783. Der Anteil der Arbeitslosen aus dem Bereich der Grundsicherung (SGB II) am gesamten Bestand betrug 48,8 Prozent.
Blick auf den Ausbildungsmarkt in der Region
Seit Beginn des Berufsberatungsjahres im Oktober letzten Jahres haben Arbeitgeber 4.967 Berufsausbildungsstellen gemeldet, das sind 6,5 Prozent weniger als vor einem Jahr. Aktuell sind davon über 2.000 noch nicht besetzt. Im gleichen Zeitraum haben sich 2.795 Bewerberinnen und Bewerber gemeldet, das sind 0,4 Prozent mehr als vor einem Jahr. Davon sind knapp 770 noch unversorgt. Das bedeutet, dass einem unversorgten Bewerber bzw. einer Bewerberin fast drei noch freie Stellen entgegenstehen.
„Die Chancen, jetzt noch einen Ausbildungsplatz zu finden, sind also groß. Ich rate, bei der Berufswahl einen Blick auf die Pflegeberufe zu richten. Viele glauben, Pflege lohne sich nicht, doch das stimmt längst nicht mehr“, erklärt Elisabeth Giesen. In den letzten fünf Jahren ist der Bruttolohn im Bereich Heime/Sozialwesen überdurchschnittlich um 27 Prozent gestiegen.
Zum Vergleich: die durchschnittlichen Bruttolöhne insgesamt sind im gleichen Zeitraum um 18 Prozent gestiegen. Alleinstehende Berufsanfänger in der Altenpflege haben rund 2.500 Euro in der Tasche. Zu diesem Nettogehalt kommen die Schichtzuschläge noch obendrauf.“
„Es lohnt sich also, die Pflegeberufe in die Berufswahl einzubeziehen, auch für junge Männer, die diesem Berufsfeld oft wenig Beachtung schenken“, so Elisabeth Giesen.
URL dieses Artikels:
https://www.fnweb.de/startseite_artikel,-heilbronn-tauber-odenwald-zahl-der-arbeitslosen-steigt-leicht-an-_arid,2319827.html