Diskussionsforum bei der IHK

Heilbronn: Mittelstand stellt sich Herausforderungen der Zukunft

300 Entscheider aus Wirtschaft und Gesellschaft – darunter etliche aus der Region Tauber-Odenwald - trafen sich bei der IHK Heilbronn und diskutierten mit weiteren Gästen zum Thema „Wie bleibt der deutsche Mittelstand auch morgen noch stark, innovativ und werteorientiert?“

Von 
Berthold Schäffner
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Die Diskussionsteilnehmer bei der IHK Heilbronn (von links): Bonita Grupp, IHK-Geschäftsführerin Elke Döring, Sven Zuschlag von smapOne und Wirtschaftsjunior Marc Amann. © Berthold Schäffner

Heilbronn. Nach der Begrüßung durch Marc Amann, dem Initiator und Sprecher des Arbeitskreises Mittelstand der Wirtschaftsjunioren, schaute IHK-Geschäftsführerin Elke Döring auf die Region. Empfindliche Auftragsrückgänge in der Industrie, Sorgen und Risiken der Firmen in ihrer Finanzsituation – die Herausforderungen seien groß und vielfältig, so Döring. Etwas positiver sehe es im Baugewerbe aus. Im Handel stelle sich die Situation dagegen durchwachsen dar.

Bonita Grupp hielt das Hauptreferat und präsentierte zu Beginn zwei Tage vor dem offiziellen Start den neuen „digitalen Trigema-Markenbotschafter“ Charly als Nachrichtensprecher, der ab sofort täglich eine Minute vor der „Tagesschau“ im Werbespot zu sehen sein werde.

Bonita Grupp spricht über Strukturwandel in der Textilindustrie

Unterhaltsam erzählte die neue Trigema-Geschäftsführerin vom Strukturwandel in der Textilindustrie. Wo es früher am Standort Burladingen 26 Betriebe mit 30.000 Arbeitsplätzen gab, sei nur einer übrig geblieben. Bei Trigema arbeiteten über 1.000 Beschäftigte in der Produktion, davon seien 650 Näherinnen, aber auch etliche Männer, die im Nähen überdurchschnittlich fit seien.

Zu den derzeitigen Herausforderungen bei Trigema zähle der Fachkräftemangel. Aktuell bilde das Unternehmen 40 junge Leute aus. In Burladingen seien Arbeitnehmer aus 42 Nationen beschäftigt. Trigema unterstütze sie mit Deutschkursen, bei Behördengängen und mit Tiny-Häusern auf dem Firmengelände. Da die Mitarbeiter im Schnitt 16 Jahre bei der Firma beschäftigt seien und immer älter würden, sieht Bonita Grupp die Künstliche Intelligenz (KI) als Chance. „Trigema ist auch stark in den sozialen Medien unterwegs und macht auf diese Weise auf Berufe aufmerksam“, so Grupp.

Die Geschwister Bonita und Wolfgang junior führen die Firma nach dem Rückzug ihres Vaters in der vierten Generation und halten auch am Produktionsstandort Burladingen fest, wo sie die gesamte Lieferkette „Made in Germany“ im Blick haben.

Aus der Region Heilbronn-Franken erhalte so mancher Maschinenhersteller Aufträge von Trigema. Und immer wieder mal besuche Bonita Grupp auch die Geschäftsniederlassung in Igersheim im Main-Tauber-Kreis, wo hochqualitative Unterwäsche und Sportbekleidung angeboten werde.

Die Menschlichkeit in Zeiten von KI nicht außer Acht lassen

Einen Blick von der Vergangenheit in die Zukunft ermöglichte der Digitalpionier Sven Zuschlag von der smapOne AG. Er betonte, dass auch Mittelstandsunternehmen zukunftsfähig sein müssen. KI könne beispielsweise die Organisation straffen. Bei alledem dürfe die Menschlichkeit nicht außer Acht gelassen werden.

In einer Paneldiskussion tauschten sich die Hauptreferenten mit weiteren Vertretern aus der Region aus. Jochen Hermann, Sprecher der Volksbank Unterland, stellte fest, dass zurzeit viele Unternehmen auf Sicht fahren und die Investitionsneigung gering sei.

Fabian Lober vom Kälte-Klima-Fachbetrieb frigoclim erläuterte, wie man eine Heizung mit KI steuern kann. Im Fensterbau, wo heute noch viel Muskelarbeit nötig ist, helfe zukünftig die Robotik.

Jörg Ernstberger machte sich als Geschäftsführer Südwestmetall Sorgen um die künftige Wertschöpfung für Deutschland. Soft Skills wie Respekt und Wertschätzung behielten unbedingt ihren Wert, so Ernstberger.

Das Fazit des Abends: Die Lage ist insgesamt nicht rosig, aber es besteht Hoffnung.

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