Hardheim/Bretzingen. Die geplante Ausweisung eines Windkraftstandortes zwischen Bretzingen und Waldstetten schlägt immer neue Wellen. Am Montagabend fanden sich Vertreter der Bürgerinitiative (BI) gegen das Vorhaben "WindWahnSinn" mit deren Sprecher Albrecht Reichert in der Gemeinderatsitzung ein, um ihren Bedenken kundzutun und die Gemeinderäte eindringlich zu bitten, das Vorhaben nochmals zu überdenken.
Diese hatten allerdings bereits im Vorfeld (in der nicht öffentlichen Sitzung am 10. November) einstimmig beschlossen, an der Ausweisung der Vorrangfläche festzuhalten und einen Projektierer mit der FFH-Verträglichkeitsprüfung sowie der speziellen Artenschutzprüfung zu beauftragen. Gegen die Ergebnisse können die Bürger dann im Rahmen der Offenlegung Einspruch einlegen.
Albrecht Reichert meldete sich in der Bürger-Frageviertelstunde zu Wort, um den Sachstand aus Sicht der Bürgerinitiative nochmals darzulegen. Bürgermeister Rohm gewährte ihm hierfür ausreichend Zeit. Anschließend schlugen allerdings die Emotionen hoch, weitere Bürger meldeten sich zu Wort und taten ihren Unmut kund.
Die Bürgerinitiative hat beim Bockbierfest vor etwas mehr als einem Monat eine Unterschriftenaktion gegen den geplanten Windkraftstandort "Kornberg/Dreimärker" zwischen Bretzingen und Waldstetten ins Leben gerufen und begonnen, über die aus ihrer Sicht negativen Folgen von Windräder in diesem Waldgebiet zu informieren (die FN berichteten).
784 Unterzeichner sprachen sich gegen die Ausweisung dieses Vorranggebietes für Windkraft aus und forderten die Gemeinden Hardheim und Höpfingen auf, die Planung eines Windparks auf der genannten Fläche zu stoppen, noch bevor die im Idealfall ein Jahr dauernde artenschutzrechtliche Prüfung angelaufen und ein Ergebnis bekannt sei. Darunter 215 (54 Prozent) Unterzeichner aus Bretzingen, 170 aus Waldstetten, 85 aus Höpfingen und 170 aus Hardheim.
Die Unterschriftenliste übergab Reichert in der Sitzung offiziell an Bürgermeister Rohm. "Die Unterschriftenaktion geht aber weiter", betonte der Sprecher der BI. Denn viele der "sichtbetroffenen Anwohner" aus Hardheim und Höpfingen seien noch gar nicht auf die Problematik aufmerksam geworden. "Wir werden den Eindruck nicht los, dass hier Fakten geschaffen werden sollen, bevor die Bevölkerung wach geworden ist", mokierte sich Albrecht Reichert. "Mit Bürgernähe hat dieses Vorgehen unserer Meinung nach nichts zu tun", warf er Gemeinderat und Verwaltung vor. "Wir wollen offen informieren und nichts unter der Decke halten", hielt Rohm dem entgegen.
Auch könne die Bürgerinitiative nicht verstehen, wie der Gemeinderat mit einem Empfehlungsbeschluss des Ortschaftsrates, der gegen den Bau von Windkraftanlagen auf Gemarkung Bretzingen votiert habe, umgegangen sei. "Ein Teil von dem, was hier gesagt wurde, haben wir intern geprüft und für nicht richtig befunden", konterte Rohm.
Anhand von Beispielen zeigte Reichert, wie sich andere Kommunen in ähnlichen Situationen (anders) entschieden haben.
Reichert warf der Gemeinde vor, dass es ihr "primär nur ums Geld in Form von Pachteinnahmen" gehe, denn profitabel - so lasse sich erahnen - sei das Vorhaben eher nicht.
Der von der Bürgerinitiative ins Spiel gebrachte Alternativstandort auf den Standortübungsplatz - "dort müssen keine 50 Hektar Wald gerodet werden" - werde auch nach der Standortauflösung nicht für eine zivile Nutzung freigegeben, machte Bürgermeister Rohm ganz klar deutlich. Er dankte aber der Bürgerinitiative, dass sie sich einbringt und engagiert.
Für Höpfingen sei der vorgeschlagene Windkraftstandort die einzige Möglichkeit auf ihrem Gemeindegebiet, eine Vorrangfläche auszuweisen, gab Rohm zu bedenken.
Unklar war Reichert - die Frage wurde auch in der Sitzung nicht beantwortet, weshalb in der vom Gemeinderat präferierten Planung ein mit Windkraftanlagen bebaubaren Privatgrundstück aufgenommen wurde.
Der Beschluss, eine Vorrangfläche auszuweisen, um dem Wildwuchs und der "Verspargelung der Landschaft" vorzubeugen, sei vor Rohms Dienstantritt erfolgt, ist sich Reichert durchaus bewusst. Ihm ist "an einem sachlichen und anständigen Umgang miteinander" gelegen. Der Beschluss des Gemeinderates tue aber dem Gemeinwohl und dem Miteinander in Bretzingen nicht gut.
Im Anschluss entwickelte sich eine lebhafte Aussprache über die Unterschriftenaktion und Rohm erntete heftige Kritik von den Zuhörern auf seine Äußerungen über deren Zustandekommen (siehe auch Kommentar). , i.E.
Zum Thema
- Kommentar "Nicht auf Gerüchte bauen"
Gemeinderat in Kürze
- Zum Thema "Windkraftstandort Kornberg/Dreimärker" wird es am 2. Dezember in der Erftalhalle eine Informationsveranstaltung für die Bürger geben. Als Sachverständiger des Landratsamtes wird Axel Krahl das Thema aus rechtlicher Sicht beleuchten. Anschließend können die Bürger Fragen stellen.
- Der Förderverein der Grundschule Gerichtstetten habe für die Fortführung des Projektes "Singende Grundschule" 500 Euro gespendet, freute sich Bürgermeister Rohm.
- Über personelle Veränderungen im Rathaus, im Gemeindekindergarten und bei den Reinigungskräften in der Schule informierte Hauptamtsleiter Lothar Beger.
- Markus Weniger regte an, die Gedenkstätte in Gerichtstetten zumindest zum Volkstrauertag ansprechender zu gestalten und durch Blumenschmuck aufzuwerten.
- Bretzingens Ortsvorsteher Kaspar Wolf erkundigte sich nach der geplanten Verkehrszählung in Bretzingen. In den Wintermonaten sei diese nicht repräsentativ, befürchtet der Bürgermeister, weshalb sie nicht vor März zu erwarten sei. i.E.
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