Wertheim. Die Mühen im Vorfeld haben sich gelohnt. Die Veranstaltung "Feuer und Zauber auf der Burg" des Integranz-Netzwerks Wertheim am Donnerstagabend war ein riesiger Erfolg. Bereits im Vorfeld wurden 250 Fackeln verkauft, mit denen die Teilnehmer an einem Fackelzug zur Burg teilnahmen. Insgesamt waren am Abend vor dem 1. Mai rund 500 Gäste aller Generationen in den Burggraben gekommen.
Zu Beginn der Veranstaltung trafen sich die zahlreichen Teilnehmer des Sternlaufs an drei Orten in der Altstadt. Von dort zogen sie mit ihren brennenden Fackeln über verschiedene Wege zur Burg hinauf, wo man sich traf, um gemeinsam mit diesen das große Lagerfeuer zu entzünden. In der Muschel des Zehnringturms war eine Bühne aufgebaut, auf der das Publikum eine abwechslungsreiche Show erwartete.
Moderiert wurde der Abend vom Integranzmitglied Zauberer Bennini (Benjamin Krull). Wie er erfreut feststellte, sei es die erste große Veranstaltung die das Integranz-Netzwerk eigenständig organisiert habe. Das passe zum fünfjährigen Bestehen der Gruppe.
Oberbürgermeister Stefan Mikulicz, Schirmherr der Integranzreihe, zeigte sich von der Zahl der Besucher beeindruckt. "Der Fackelzug war ein wunderbares Bild", lobte er. "Wir glaubten vor fünf Jahren an den Erfolg von Integranz, da wir an die Integrationsfähigkeit der Wertheimer Bürger glaubten", blickte er zurück. Anfangs sei es um das Miteinander der seit langem hier lebenden Menschen aus verschiedenen Nationen gegangen, heute gehe es vor allem um Respekt voreinander und die Integration der neu Ankommenden.
"Sie zeigen, dass sie bereit sind, diese Menschen aufzunehmen", lobte er die Anwesenden. Dafür dankte er allen, die dies am Abend zeigten, und jenen, die genauso denken.
Integranzkoordinator Alex Schuck stellte in seiner Ansprache fest: "Am Ende des Tages sind wir alle gleich." Am Tag aber würden Unterschiede bewusst gesucht oder gar provoziert. Die Anwesenden lud er ein, auch in Zukunft gegen Vorurteile einzutreten. Er dankte allen Netzwerkmitgliedern und Unterstützern und warb abschließend für die weiteren Programmpunkte der Reihe in diesem Jahr.
Den Dankesworten schloss sich auch Zauberer Bennini an. "Wir alle haben Vorurteile, sie behindern unser Denken im Alltag.", stellte er fest. Diese seien durch die Buchstaben des Wortes "Vorurteil" repräsentiert, die an der Mauer im Burggraben standen. Gebaut wurden sie von verschiedenen Gruppen und Einrichtungen. Auf ihnen notiert waren dann auch verschiedene Vorurteile.
Wie sie den Alltag prägen zeigten kurze Anspiele der Gewölbegaukler (Leitung Bernadette Braunbeck) des Kunst- und Kulturvereins Convenartis, der auch Mitglied im Netzwerk ist. Darin beschäftigten sie sich mit der Ignoranz gegenüber Behinderten, der Aufregung über homosexuelle Paare, der falschen Meinung über Frauen und ihr Technikverständnis, der Frage, ob Kleider wirklich Leute machen und dem Thema Ausländer und Berufe.
Im Anschluss durften die Erbauer der Buchstaben diese und die damit verbunden Vorurteile verbrennen, um sie so symbolisch aus dem Denken der Menschen zu verbannen. Im Anschluss begeisterte Zauberer Bennini mit einem Zaubertrick. Er stellte er ein "Hexentestgerät" in Form einer Guillotine vor. Unterstützt durch eine Dame aus dem Publikum bewies er mit Karotten, dass diese scharf war. Dem Arm der mutigen Probandin geschah aber, dank Benninis Zauberkraft, nichts.
Ein großer Renner bei den jungen Gästen war das Stockbrotbacken, das zuerst an einer Feuerschale, später am großen Lagerfeuer stattfand. Die Teigvorräte waren in kürzester Zeit ausverkauft. Die Gäste konnten den Abend auch nutzen, um sich über die alten Gemäuer des Wahrzeichens zu informieren. Gesponsert von der Gesellschaft Tourismus Wertheim führte Rainer Dreikorn als "Burgnachtwächter" zum Brunnen, durch den Burggraben, den Palas und die Altane. Auch das Hirschtor wurde besucht, wo er die Sage des Hirschgartens erzählte.
Am Lagerfeuer konnte man inzwischen eine spontane Schwertkampfeinlage bewundern. Oberhalb der Muschel des Zehnringturms faszinierte Kerry Balder mit ihrer magischen Show zwischen den Welten von Hell und Dunkel. Die Künstlerin aus Garching/Alz tourt durch ganz Deutschland, Österreich und die Schweiz. In ihrer Darbietung verband sie Leuchtkugeln, Feuerschein und qualmende Totenschädel zu einer faszinierenden Show.
Im Anschluss entführte der Reicholzheimer Märchenerzähler Bousch Bardarossa am Lagerfeuer Kinder und solche, die es bleiben wollen in die Märchenwelt der Gebrüder Grimm, der Indianer aber auch der türkischen Kultur.
Krönender Abschluss des Abends war der Auftritt der Gruppe Caldera Feuershow aus Dorfprozelten. Ihre Mischung aus Feuerjonglage, brennenden Hula-Hoop-Reifen, Feuerspucken und -schlucken faszinierte das Publikum. Auch dessen Wunsch nach einer Zugabe erfüllten sie.
Das vom Integranz-Netzwerk zusammengestellte Programm kam bei allen gut an. So lobte die achtjährige Fabienne Kellner das leckere Stockbrot, ihre Mutter Sabine Ballweg fand, dass an dem Abend für jeden etwas dabei war.
Dem elfjährigen Mattis Hiske gefielen die Zauber- und Feuershows am besten, aber auch die Nachtwächterführung erhielt ein Lob. Am Ende freute sich Koordinator Schuck über den gelungen Abend. "Es ist toll, dass so viele kamen um ein Zeichen zu setzen." Burgmanager Christian Schlager sah im Abend "einen schönen Auftakt für das Burgprogramm". Hier könnte eine Tradition begründet werden, hofft er. Auch Schuck war sich sicher: "Eine Neuauflage ist angedacht."
Stichwort "Feuer und Zauber auf der Burg"
- Die Idee entstand am 16. Dezember beim letzten Integranz-Treffen des Jahres 2014, bei dem man das kommende Jahr vorbereitet.
- Zielsetzung war, einen Event für Familien und Freunde der Integranz Reihe. Der Funke des Integranzgedankens soll dabei überspringen.
- Mit dem Sternlauf und dem Verbrennen der Vorurteile wollte man ein Zeichen für Toleranz und gegen Vorurteile setzen.
- Das Projekt wurde vom Integranz-Team als Gemeinschaftsprojekt organisiert und geplant. Mitbeteiligt war auch Burg- und Innenstadtmanager Christian Schlager. Mit dabei waren Martina Ducque, Markus Landeck, Benjamin Krull, Yasin Tastan, Alex Schuck und Nadine Schmidt.
- Die endgültige Entscheidung das Event umzusetzen fiel um die Faschingszeit 2015 herum, nachdem alle organisatorischen Rahmenbedingungen geklärt waren.
- Die meisten Mitwirkenden am Programm engagierten sich ehrenamtlich, ebenso alle Helfer.
- Die Buchstaben des Wortes Vorurteil wurden von folgenden Gruppen gebaut: Venantius Kindergarten Wertheim, Uihlein Kindergarten Wertheim, Edward-Uihlein-Schule Wertheim, Freundeskreis "Willkommen in Wertheim", Courage AG der Comenius Realschule, dem Integranzteam und der kommunalen Jugendarbeit.
- Finanziell unterstützt wurde "Feuer und Zauber auf der Burg" unter anderem durch die Stadt Wertheim und dem Förderverein offene Jugendarbeit Wertheim. bdg
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