Klimaschutz

Natur als Verbündete: Was Schneider beim Klimaschutz plant

Moore, Humus, Mischwälder - mit einem 41-Punkte-Plan will Umweltminister Carsten Schneider nicht nur dem Klima helfen. Er will auch das Grundwasser und künftige Ernten retten.

Von 
dpa
Lesedauer: 
Der deutsche Wald ist zu einer Treibhausgas-Quelle geworden. Das will Bundesumweltminister Carsten Schneider ändern. © Sebastian Kahnert

Berlin. Im Kampf gegen den Klimawandel will Bundesumweltminister Carsten Schneider die Natur als Verbündeten stärken. «Aktuell sind unsere Wälder, Moore und Böden (...) auch Teil des Problems, denn anders als früher stoßen sie Treibhausgase aus», sagte der SPD-Politiker in Berlin bei der Vorstellung seines Papiers zur «Weiterentwicklung des Aktionsprogramms Natürlicher Klimaschutz». Im vergangenen Jahr seien es 50 Millionen Tonnen gewesen. 

Der deutsche Wald leidet

Der Wald in Deutschland ist durch Dürrejahre geschädigt, insbesondere reine Nadelholzbestände leiden. Schneider hofft für seine Vorhaben auf Rückendeckung des Kabinetts. Bei seinen Plänen gehe es nicht nur um den Klimaschutz, betonte der Minister: Es gehe auch darum, dass das Grundwasser noch für die Enkel reiche, «dass es auch künftig noch Ernten gibt und dass es im Sommer erträglich bleibt, weil die Natur die Landschaft kühlt». 

Es handle sich um eine Generationenaufgabe, so Schneider. Eine «Zukunftskommission Wald» soll mögliche Konflikte zwischen Waldwirtschaft und Klimaschutz diskutieren. Generell soll mehr Laubwald entstehen.

Wie viel Treibhausgas Schneider mit Hilfe der Natur einsparen will

Beim natürlichen Klimaschutz wird der Zustand von Wäldern, Wiesen, Mooren oder Gewässern verbessert, damit diese besser Treibhausgase oder Wasser speichern oder für Kühlung sorgen können. Insgesamt 77 Millionen Tonnen CO2 will Schneider durch die Stärkung von Ökosystemen bis 2045 einsparen. Die im Klimaschutzgesetz festgehaltenen Ziele für den Bereich Landnutzung würde Deutschland damit erst verspätet erreichen.

Das Aktionsprogramm gibt es seit zweieinhalb Jahren, es geht noch zurück auf Schneiders Vorgängerin Steffi Lemke von den Grünen. Bislang sieht es von 2024 bis 2028 mehr als 3,5 Milliarden Euro vor. Für das kommende Jahr plant Schneider nun mit 821 Millionen Euro, für die Jahre 2028 und 2029 sind demnach insgesamt 400 Millionen Euro mehr vorgesehen als bei der Vorgängerregierung. Damit stünden laut Ministerium ab 2028 mehr als 1,1 Milliarden Euro jährlich zur Verfügung. 

Schlüsselfaktor Moor

Nach Schneiders Vorschlag soll die Wiedervernässung entwässerter Moorböden bis zum Jahr 2045 insgesamt 28 Millionen Tonnen an CO2-Äquivalenten einsparen helfen, von insgesamt geplanten 77 Millionen Tonnen im Bereich Landnutzung. Zur besseren Vergleichbarkeit werden andere Treibhausgase in CO2 umgerechnet. 

Beim Wackener Open Air Festival in Schleswig-Holstein kamen Ende Juli und Anfang August Schlammschutzmatten aus Moorgräsern zum Einsatz. Solche Produkte will Umweltminister Carsten Schneider fördern. © Marcus Brandt

Entwässerte Moorböden seien die wichtigste Emissionsquelle im sogenannten Landnutzungssektor, heißt es in dem Papier. Auf sie gingen pro Jahr mehr als 50 Millionen Tonnen CO2-Äquivalente zurück, was aktuell etwa sieben Prozent der gesamten jährlichen Treibhausgasemissionen in Deutschland entspreche.

Paket mit 41 Maßnahmen

Der «Waldumbau» soll dafür sorgen, dass mehr stabilere Mischwälder entstehen. Auch eine schonendere Bodenbearbeitung in der Landwirtschaft und mehr Entsiegelung sieht Schneiders Paket mit 41 Maßnahmen vor. 

Deutschland hat sich das Ziel gesetzt, seinen Ausstoß an Treibhausgasen bis 2030 um 65 Prozent im Vergleich zum Jahr 1990 zu senken. Bis 2045 will Deutschland klimaneutral sein, also nicht mehr Treibhausgase ausstoßen, als wieder gespeichert werden können.

Mehr Humus soll den Boden besser machen

Auch landwirtschaftlich genutzte Böden sind in Deutschland derzeit laut Ministerium eine Quelle von Treibhausgasen. Dabei geht es um mineralische Böden, die im Wesentlichen aus Gestein entstanden sind. Wenn sie mehr Humus, also unter anderem Pflanzenbestandteile enthalten, binden sie auch mehr Treibhausgase. Dazu sollen zum Beispiel sogenannte Agroforstsysteme gefördert werden: Auf einem Teil von Feld oder Acker wachsen dabei Bäume. Das helfe auch gegen Erosion, erklärte Schneider. 

Generell will Schneider nachhaltigere Bewirtschaftungsformen unterstützen und die Entwicklung entsprechender Produkte fördern, etwa aus Moorgräsern. Gesetzliche Vorschriften will er dabei vermeiden. «Wir schlagen kein Ordnungsrecht vor, sondern Planungssicherheit, gezielte Anreize, faire Angebote und ein gemeinsames Vorgehen mit dem Landnutzern», sagte er zum Thema Moorschutz. Das bedeute auch, neue Geschäftsmodelle, Wertschöpfungsketten und Produkte zu entwickeln. 

Vom Naturschutzbund Deutschland bekam der Minister Lob. «Wir sehen hier notwendige Schritte auf einem Pfad, der Klima, Biodiversität und der Wirtschaft in den ländlichen Räumen gleichermaßen neue Chancen öffnet», erklärte die Organisation. Die Deutsche Umwelthilfe vermisste hingegen unter anderem mehr rechtliche Vorgaben für die Waldwirtschaft. Der Bund für Umwelt und Naturschutz beklagte, beim Moorschutz sei Schneider zu wenig ehrgeizig.

Bundesumweltministerium zum Thema

Mitteilung des Ministeriums

Video Pressekonferenz

© dpa-infocom, dpa:250929-930-97947/2

Copyright © 2025 dpa

VG WORT Zählmarke