Wie wär’s mit Revanche?

Gerd Weimer zur bayerischen Doppelmoral in Bezug auf die Entscheidung, den Nachbarkommunen Unterstützung für das Bürgerspital zu untersagen.

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Gerd Weimer
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"Absurde Entscheidung“, „Irrwitz“. Kreuzwertheims Bürgermeister Klaus Thoma fand deutliche Worte zur Entscheidung der bayerischen Behörden, den Nachbargemeinden eine finanzielle Unterstützung für die Notaufnahme des Bürgerspitals zu untersagen. Jeder, dem das Wohl der bayerischen Bevölkerung in Grenznähe am Herzen liegt, muss ihm recht geben. Aber die Vorschriften geben es offenbar nicht her. Abgehakt. Ist halt so.

Moment. Man könnte den Spieß umdrehen. Den bayerischen Amtsschimmel sozusagen zu einem Wieher-Duell auffordern. Ist es nicht so, dass die Wertheimer Schulen seit jeher Kinder und Jugendliche aus dem Freistaat mit offenen Armen empfangen, damit sie nicht die viel weiter entfernten Lehranstalten in Marktheidenfeld oder Miltenberg besuchen müssen? Nach jüngsten Zahlen kommen 379 der 2627 Schüler, die in Wertheim unterrichtet werden, aus dem benachbarten Bayern.

Die Stadt Wertheim investiert viel Geld in das Schulsystem. Jüngstes Beispiel: der Neubau der Sporthalle des Bonhoeffer-Gymnasiums. Kostenpunkt: zehn Millionen Euro. Gut ein Sechstel der rund 600 Schüler, die dort bald Leibesübungen praktizieren werden, stammen aus: Bayern.

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Naheliegend, mal in München nachzufragen, ob sich die Staatsregierung an den Kosten beteiligen könnte, garniert mit der ultimativen Aufforderung zu zahlen, sonst… Ja, was sonst? Aufnahmestopp für die Schützlinge aus dem Freistaat? Sofortige Ausweisung?

Revanche mag Genugtuung und Gerechtigkeit versprechen, wäre aber natürlich absurd und irrwitzig. Man darf allerdings der bayerischen Bürokratie mit ihrer Doppelmoral durchaus den Spiegel vorhalten, wenn es um die länderübergreifende Zusammenarbeit geht. Das Motto „Gerne nehmen, aber nicht geben“ ist keine gute Basis. Vernunft würde helfen.

Redaktion Reporter Wertheim