Konzert auf der Burg

Wertheim: Udo Jürgens verbindet Generationen

Von 
Linda Hener
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Die Udo-Jürgens-Tribute-Band „SahneMixx“ gastiert am 26. Juni auf der Wertheimer Burg. Das Bild zeigt Sänger Hubert „Hubby“ Scherhag (links) und Bandmitglied Micky Koll (rechts) mit Udo Jürgens. © Peter Seydel

Wertheim. Die Udo-Jürgens-Tribute-Band „SahneMixx“ ist am Sonntag, 26. Juni, auf der Wertheimer Burg zu Gast. Im FN-Interview erzählt Sänger Hubert „Hubby“ Scherhag, wie es war, Udo Jürgens zu treffen, und welcher sein Lieblingssong ist.

Herr Scherhag, wie sind Sie dazu gekommen, eine Udo Jürgens-Tribute-Band zu gründen?

Hubert „Hubby“ Scherhag: Uns gibt es seit 2003. Das heißt, wir feiern im nächsten Jahr 20-jähriges Bestehen, worauf wir uns sehr freuen. Das kam so: Zusammen mit Achim Brochhausen und Michael Koll, meine Geschäftspartner bei „SahneMixx“ – und die beiden spielen auch selbst mit, hatten wir davor eine Top-40-Band, eine Tanzband. Nach unseren Auftritten bekam ich viele Rückmeldungen, dass ich stimmlich sehr ähnlich klinge wie Udo Jürgens. Da wir alle persönlich große Udo-Jürgens-Fans sind, haben wir recherchiert und gesehen, dass es noch nichts in diese Richtung gibt. Wir wollten das aber nicht ohne das Einverständnis von Udo Jürgens aufziehen und haben mit seinem Management Kontakt aufgenommen.

Wie hat er reagiert?

Scherhag: Wir haben unsere Idee einer Hommage-Band vorgestellt und von ihm ein Schreiben bekommen, dass er uns gerne persönlich treffen würde. Das hat geklappt. Und im Rahmen seiner Konzerte in Deutschland haben wir uns öfters ausgetauscht. Er war bei den Treffen absolut freundlich und kollegial, wirklich supernett. Er meinte, er würde gerne zusammen mit uns was machen, wozu es leider nicht mehr gekommen ist. Wir haben zweimal den Deutschen Rock- und Pop-Preis bekommen, 2005 und 2010, wofür er die Urkunden unterschrieben hat, was wiederum eine schöne Bestätigung für uns war. Inzwischen ist es sogar so, dass Musiker der Pepe Lienhard Band – von Udos ehemaligem Orchester – bei uns mitspielen.

Was ist die Intention der „SahneMixx“-Auftritte?

Scherhag: Die Musik von Udo Jürgens soll weiterhin auf Bühnen gespielt werden und nicht in der Versenkung verschwinden. Ein solch musikalisches Lebenswerk hat es verdient, dass es weitergetragen wird. Auch wenn es einige wenige Hardcore-Fans gibt, die das nicht gut finden, eher ablehnen. Aber Udo selbst hat es ja unterstützt und war begeistert. Ich will nicht Udo Jürgens sein, sondern wir wollen eine kleine Illusion, Erinnerung erschaffen und die Möglichkeit bieten, dass die Fans die Lieder live hören können.

Wenn Sie auf der Bühne stehen, verkörpern Sie dann die Rolle „Udo Jürgens“ für den jeweiligen Auftritt?

Scherhag: Die Situation ist zwiegespalten. Einerseits will man den Fans das „Optische“ bieten, auf der anderen Seite will ich mir eine eigene Note behalten. Viele sagen, das ist authentisch, wie du das machst. Aber ich muss mich dafür auch nicht groß verstellen.

Es ist eine Tatsache, dass die Stimme in bestimmten Lagen der von Udo sehr ähnelt. Und die Utensilien, die er auf der Bühne benutzt hat, die nutzen wir auch. Wir kommen mit weißem Flügel daher, die obligatorischen Teetassen stehen darauf und das Handtuch über dem Anzug und den Bademantel gibt es natürlich auch.

Welcher ist Ihr Lieblingssong von Udo Jürgens?

Scherhag: Ja, es gibt da ein Lied, „Der gekaufte Drachen“. Ich merke, wie das Lied die Menschen packt. Denn es geht um eine Situation, die in vielen Familien vorkommen kann. Udo Jürgens hat es oft live gespielt, aber es ist kein Hit geworden. Es handelt davon, dass ein Vater seine Firma aufbaut und er will, dass sein Sohn das Unternehmen später übernimmt. Der kleine Junge hört das und will eigentlich nur, dass sein Vater mit ihm einen Drachen baut. Nach Jahren ist der Fabrikant enttäuscht, dass der Sohn weit weg wohnt und er kaum noch mit ihm Kontakt hat.

Ich finde, ein starker Song mit der wichtigen Botschaft, dass man sich Zeit für seine Kinder nehmen sollte. Udo hat auch mal eine Platte gemacht, „Lieder, die im Schatten stehen“, auf der solche Songs drauf sind. Songs, die nicht zum Mitsingen wie übliche Schlagertitel gemacht sind, sondern wirkliche Geschichten erzählen, tiefsinnig sind. Und wenn man da eine Strophe als Sänger vergisst oder verwechselt, ist das Lied ruiniert.

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Udo Jürgens hatte einen hohen Anspruch an seine Kunst, richtig?

Scherhag: Ja, er hat nicht nur leichte Herz-Schmerz-Songs komponiert, sondern er geht meist richtig tief in Problematiken rein. Er hat sich in seinen Liedern oft sozialkritisch geäußert, hauptsächlich in den 1970er und 80er Jahren. Es gibt auch keine fertigen Arrangements für seine Lieder, zwar Noten für Klavier und so, aber das ist nicht das, was er live gespielt hat.

Unser musikalischer Leiter hat alles neu für den richtigen Sound herausgeschrieben. Denn: Wir können keine 20 Mann auf die Bühne stellen, wie Pepe Lienhard das konnte, sondern wir sind zu neunt oder zehnt. Das ist die Mindestbesetzung, die man haben muss, um den passenden Klang hinzubekommen.

Wie setzt sich das Publikum von „SahneMixx“ zusammen?

Scherhag: Von 17 bis 70 ist alles dabei. Uns wundert das auch manchmal. Aber wenn die Eltern oder Großeltern die Musik weitergeben, erklärt sich das. Schön, wenn man die Oma mit dem Enkel sieht und alle kennen die Texte. Das ist bei uns generationenübergreifend, mehr noch, generationenverbindend.

Zum Abschluss: Wie viele weiße Bademäntel besitzen Sie eigentlich?

Scherhag (lacht): Eigentlich immer nur einen, den ich mitnehme. Der Bademantel ist ja durch eine Zugabe entstanden, als Udo Jürgens nochmals nach einem Auftritt auf die Bühne kam und fast schon umgezogen war, woraus diese Tradition wurde. Aber ich werfe nicht mit Bademänteln um mich, hier und da mal ein Handtuch oder das rote Einstecktuch, das ist sehr begehrt.

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