Max Liebermann kennt jeder, die Namen von Lovis Corinth, Max Slevogt oder Otto Modersohn sind ein Begriff. Alles bedeutende Vertreter der Berliner Secession. Aber wer ist Maria Slavona?
Auch sie gehörte der Secession an, auch sie ist in der großen Ausstellung im Wertheimer Hofgartenschlösschen vertreten, die am Donnerstagabend inoffiziell mit einer Preview für Mitglieder des Förderkreises eröffnet wurde und jetzt bis zum 1. November zu sehen ist.
Zunächst eröffnete Helmut Schoeler, der Vorsitzende des Förderkreises, den Abend mit einem Hinweis auf die "Symphonie in Gelb", denn im Schlösschen, genauer in dessen Saal, sind weitere, neue, Exponate aus der Porzellansammlung von Dr. Carla Müller zu bestaunen. Mit "Max Liebermann und Mitglieder der Berliner Secession Teil II", werden erneut Gemälde und Plastiken aus der Sammlung Wolfgang Schuller präsentiert und man hofft, wohl nicht zu Unrecht, damit an den Erfolg der ersten Ausstellung im vergangenen Jahr anknüpfen zu können.
Museumsdirektor Dr. Jörg Paczkowski kündigte verschiedene Veranstaltungen im Laufe dieser Saison an und machte den Besuch des Hauses schmackhaft mit Hinweisen wie dem, man habe "Bilder und Porzellan in neues Licht gerückt", eine neue Konzeption entwickelt und auch viele neue Exponate ausgestellt. "Es ist fast nichts am alten Platz geblieben", so Paczkowski.
Wer zu Maria Slavona möchte, der muss ganz nach oben. Ihr "Stillleben vor rotem Hintergrund" hängt, zusammen mit anderen Vertretern dieses Genres, darunter Philipp Francks "Kaffeetafel", in einem eigenen Kabinett und zieht dort, nicht nur wegen des Formats, die Blicke auf sich. Slavona stammte aus einem Lübecker Elternhaus dessen liberaler Geist nicht nur ihr, sondern neben den Brüdern auch den anderen Schwestern eine Ausbildung ermöglichte. Doch war den Frauen bis 1919 der Zugang zu den regulären Kunstakademien verwehrt, so dass Slavona an einer speziellen Damenakademie studierte, wie sie 1867 erstmals in Berlin gegründet wurde.
Das berufliche Spektrum für Frauen sei zu jener Zeit ein äußerst enges gewesen, verwies die Kunsthistorikerin Ulrike Wolff-Thomsen, außerplanmäßige Professorin an der Universität Kiel, auf Beschäftigungen als Gouvernante, Musikerin oder Malerin.
"Maria Slavona oder das wilde Leben der Boheme" hatte die Referentin ihren Vortrag überschrieben. Es war "ein Lebensmodell, wie es erst in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts größere Akzeptanz fand" und es begann mit der Bekanntschaft mit Willy Gretor, "Genie" und "Gentlemanschwindler", der "wirklich über ein brillantes Charisma verfügt hat".
Diesem Charisma verfiel nicht nur Maria Slavona, die mit ihm über Jahre in Paris lebte, von ihm ein Kind bekam, sondern auch ihre wohlhabende Freundin Rosa Pfäffinger, die sie an der Damenakademie kennenlernte und die nicht nur das "wilde Leben der Boheme" finanzierte, sondern Teil davon wurde.
Nachdem Slavona die Verbindung zu Gretor schließlich doch gelöst hatte, kehrte sie zunächst nach Deutschland zurück, kam aber doch wieder nach Paris, denn "es lebt sich nicht nur, es verhungert sich sogar angenehmer" dort. Erst einige Jahre, nachdem sie den Schweizer Kunsthändler und -sammler Otto Ackermann geheiratet hatte, ging sie endgültig zurück, erst nach Lübeck, dann nach Berlin.
Maria Slavona war eine der wenigen Frauen die, erst als außerordentliches, später als ordentliches Mitglied in die Berliner Secession aufgenommen wurde. "Um so bemerkenswerter, dass ihr Stilleben Bestandteil der Sammlung von Wolfgang Schuller ist." ek
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