Von der isländischen Buchflut bis zum spanischen El Gordo - rund um Weihnachten geben wir Einblicke in die Herkunft und Besonderheiten von Traditionen, die die festliche Jahreszeit in verschiedenen Ländern prägen.
Island: „Jólabókaflóðið“ (Buchflut)
Die Wurzeln dieser einzigartigen Tradition reichen zurück in die Zeit des Zweiten Weltkriegs in Island. Devisenbeschränkungen führten zu einem Mangel an importierten Gütern, während Papier weiterhin erschwinglich blieb. Dies inspirierte die Isländer, sich am Heiligabend gegenseitig Bücher zu schenken. Auch heute noch sind Bücher ein beliebtes Weihnachtsgeschenk in Island. Nicht selten verbringen die Beschenkten den Heiligabend dann damit, sich mit ihrem neuen Buch in eine gemütliche Ecke zu setzen und gleich loszuschmökern.
Jólabókaflóðið betont die Freude am Lesen und den kulturellen Wert von Büchern. Die Tradition hat sich zu einer herzlichen Geste der Verbundenheit entwickelt, die die gemütliche Atmosphäre der isländischen Weihnachtsfeiern prägt.
Spanien: Weihnachtslotterie „El Gordo“
Die Ziehung der spanischen Weihnachtslotterie ist immer am 22. Dezember und wird von den Spaniern mit Spannung verfolgt. Der Name "El Gordo" bedeutet "Der Dicke" und bezieht sich auf den Hauptgewinn, der mit mehreren Millionen Euro dotiert sein kann. Die Lotterie wurde erstmals 1812 ins Leben gerufen und hat seitdem eine feste Tradition in Spanien. Familien, Freunde und Arbeitskollegen schließen sich oft zusammen, um gemeinsam Lose zu kaufen, was das Gemeinschaftsgefühl während dieser Zeit stärkt. "El Gordo" ist somit nicht nur eine Lotterie, sondern ein bedeutendes soziales Ereignis, das die Spanier auf einzigartige Weise miteinander verbindet.
Norwegen: "julebukk" - Besen Verstecken
Die Tradition, Besen in Norwegen an Weihnachten zu verstecken, hat ihre Wurzeln in alten Überzeugungen über böse Geister und Hexen. In früheren Zeiten glaubten die Norweger, dass in der Weihnachtsnacht unheimliche Wesen, insbesondere Hexen, umherstreifen und versuchen würden, sich auf Besen durch die Lüfte zu erheben, um Unheil zu bringen.
Um sich vor diesen bösen Kräften zu schützen, entwickelte sich der Brauch, Besen zu verstecken. Die Menschen glaubten, dass, wenn die Besen nicht gefunden würden, die Hexen auch keine Möglichkeit hätten, durch die Lüfte zu fliegen oder Unheil zu bringen.
Italien: Die Hexe „La Befana“
Die Legende besagt, dass „La Befana“ eine alte Hexe ist, die am Dreikönigstag, dem 6. Januar, Geschenke an Kinder in ganz Italien verteilt.
Die Geschichte von „La Befana“ geht zurück auf das biblische Ereignis der Weisen aus dem Morgenland, die dem neugeborenen Jesus Geschenke brachten. Der Legende nach wurde „La Befana“ von den Weisen eingeladen, sich ihnen auf ihrer Reise anzuschließen. Doch sie lehnte ab, da sie zu beschäftigt mit dem Fegen ihres Hauses war.
Später soll „La Befana“ ihre Entscheidung bereut haben und begann, nach dem Jesuskind zu suchen, um ihm ebenfalls Geschenke zu bringen. Auf ihrer Suche besucht sie jedes Haus und hinterlässt kleine Geschenke für die Kinder, in der Hoffnung, das Jesuskind zu finden.
Am Dreikönigstag, dem sogenannten "Epiphania" in Italien, feiern die Menschen „La Befana“ mit Paraden und Festen. Kinder stellen leere Schuhe vor ihre Türen, in der Hoffnung, dass La Befana Geschenke darin hinterlässt. Die Geschenke können Süßigkeiten, kleine Spielzeuge oder Früchte sein.
USA: „Christmas Pickle“ - Eine Gurke am Weihnachtsbaum
Die Tradition der Weihnachtsgurke, auch als „Christmas Pickle“ bekannt, ist vor allem in den Vereinigten Staaten beliebt. Es gibt verschiedene Geschichten über die Entstehung dieser Tradition.
Eine populäre Legende besagt, dass ein deutscher Einwanderer die Tradition im 19. Jahrhundert in die USA brachte. Angeblich versteckte dieser Einwanderer eine eingelegte Gurke am Weihnachtsbaum, und das Kind, das die Gurke zuerst entdeckte, erhielt ein zusätzliches Geschenk oder wurde als Glücksbringer für das kommende Jahr betrachtet.
Es gibt jedoch wenig historische Beweise für diese Geschichte, und die Tradition der Weihnachtsgurke ist in Deutschland selbst kaum bekannt. Einige vermuten, dass es sich um eine Marketingtaktik handelt, um in den USA deutsche Weihnachtsschmuckprodukte zu fördern.
Trotz der unklaren Herkunft hat sich die Tradition in einigen amerikanischen Familien fest etabliert. Die Weihnachtsgurke wird oft als besonderes Element am Baum platziert, und Kinder freuen sich darauf, sie zu finden. Es ist eine unterhaltsame und einzigartige Tradition, die einen Hauch von Spaß und Spannung in die Weihnachtsfeierlichkeiten bringt. Auch bei uns kann man zur Weihnachtszeit in vielen Geschäften die "Christmas Pickle" als Weihnachtsbaumdekoration finden.
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